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13:04 Uhr, 11.01.2017

„When I’m 64“: Das Ende des Booms?

Der britische Vermögensverwalter LGIM sieht für die US-Wirtschaft die Gefahr einer Wachstumsschwäche, wenn die Baby-Boomer-Jahrgänge bald in den Ruhestand gehen.

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London (GodmodeTrader.de) - Der demografische Wandel in den USA bremst die Dynamik in der weltgrößten Volkswirtschaft zunehmend ab. Zu dieser Einschätzung kommen die Experten des britischen Vermögensverwalters Legal & General Investment Management (LGIM) in ihrem aktuellen Ausblick. Das langfristige Wachstum der US-Wirtschaft ist nach Beobachtungen der Anlageexperten bereits seit einigen Jahren rückläufig.

Verschärft werde diese Entwicklung durch das sinkende Arbeitskräftepotenzial und die in der Folge immer angespanntere Situation auf dem Arbeitsmarkt. Steigende Löhne könnten zusammen mit stabileren Rohstoffpreisen im kommenden Jahr die Kerninflation nach oben treiben und damit die US-Notenbank Fed zum Handeln zwingen, heißt es weiter.

„Die US-Wirtschaft ist in den vergangenen 50 Jahren im Durchschnitt um drei Prozent gewachsen“, erklärt James Carrick, Ökonom bei LGIM. „Dabei gab es einen Unterschied zwischen der letzten Dekade, in der das Wachstum im Mittel bei 1,5 Prozent lag, und den vier Dekaden zuvor, in denen das Wachstum bei 3,25 Prozent lag. Wir gehen davon aus, dass diese Abschwächung eher auf strukturelle als auf zyklische Faktoren zurückzuführen ist – und dafür ist im Wesentlichen der demografische Wandel verantwortlich“, so die LGIM-Experten.

Demografie beeinflusse das Wachstum einer Volkswirtschaft in zweierlei Hinsicht: Zum einen durch die Zahl der Menschen, die arbeiten könnten und wollen, zum anderen durch ihre Produktivität. „Wenn die Menschen älter werden, sind sie erfahrungsgemäß weniger produktiv – vor allem dann, wenn sie sich dem Zeitpunkt nähern, zu dem sie in Rente gehen können“, so Carrick. Der LGIM-Experte weist darauf hin, dass die Geburtenrate in den USA ihren Höhepunkt in den späten 1950er-Jahren hatte. Die Arbeitskräfte aus diesen Baby-Boomer-Jahrgängen seien nun in ihren späten 50er-Lebensjahren und ihre Produktivität sinke allmählich, heißt es weiter.

„Das drückt die durchschnittliche Produktivität in der Gesamtwirtschaft nach unten“, sagt Ökonom Carrick. „Das Wachstum der Erwerbsbevölkerung treibt nunmehr vor allem die Immigration an. Politisch gesehen ist das ein heikles Thema, das auch ein wesentlicher Pfeiler in der Wahlkampfkampagne von Donald Trump war.“ Sollte der Zustrom von Immigranten auf dem aktuellen Niveau bleiben, würde das Arbeitskräftepotenzial Carrick zufolge in den kommenden Jahren lediglich um 0,25 Prozent pro Jahr wachsen – 1,5 Prozentpunkte weniger als in den vier Dekaden vor der Finanzkrise, heißt es weiter.

„Trotz des immer angespannteren Arbeitsmarktes glaubt dahingegen Fed-Chefin Janet Yellen, dass es für die US-Wirtschaft genug Puffer gibt“, beobachtet der LGIM-Ökonom. Die Notenbankerin gehe davon aus, dass viele Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt zurückkehrten, die bislang kaum Chancen hatten, einen Job zu bekommen. Zusätzlich könnten künftig viele Teilzeitkräfte, die dies schon länger wünschten, auf eine Vollzeitstelle wechseln. „Wir sind uns dem nicht so sicher: Wir haben Sorge, dass der US-Wirtschaft die Puste auszugehen droht – vor allem dann, wenn der neue US-Präsident Trump sein Wahlversprechen wahrmacht und den Zustrom von Immigranten stoppt“, resümiert Carrick.

Die LGIM-Experten prognostizieren, dass höhere Löhne infolge des angespannten US-Arbeitsmarktes bis Ende 2017 die Kerninflation nach oben treiben werden. „Die Fed wird dann vor dem Spagat stehen, ihre Leitzinsen erhöhen zu müssen, um die Inflation in den Griff zu bekommen, ohne gleichzeitig zu viel Druck auf den verschuldeten Unternehmenssektor auszuüben“, glaubt Carrick. „Es sieht so aus, als wenn die Baby-Boomer-Generation just zu dem Zeitpunkt das Ende ihrer Berufsphase erreicht, zu dem auch die langjährige wirtschaftliche Aufschwungphase zu Ende geht.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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