Wetteinsatz Brexit
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Paris (GodmodeTrader.de) – Nach angelsächsischer Tradition werden ungewisse, in der Zukunft liegende Ereignisse in zwei Kategorien unterteilt: „bekannte Unbekannte“ und „unbekannte Unbekannte“. Im erstgenannten Fall handelt es sich um Sachverhalte, von denen man weiß, dass man sie nicht kennt, und im letztgenannten Fall um zukünftige Ungewissheiten, die man allerdings noch nicht als solche erkannt hat, wie Marc Craquelin, Leiter Vermögensverwaltung von La Financière de l’Echiquier, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Aktuell hätten die Märkte mit gleich zwei großen „bekannten Unbekannten“ zu kämpfen: dem Brexit und der amerikanischen Präsidentschaftswahl. Zwei perfekte Beispiele bereits erkannter Unsicherheiten: Man wisse genau, zu welchem Zeitpunkt sich das Rätsel lösen werde, doch bis dahin herrsche absolute Ungewissheit über den genauen Ausgang. Gemäß Umfrageergebnissen sei die Wahrscheinlichkeit beider Ausgänge in etwa gleich – sowohl im Falle des britischen Referendums als auch bei der US-Wahl, heißt es weiter.
„In Sachen Brexit sind sich die Märkte in einem Punkt einig: Ein Abstimmungsergebnis zugunsten eines Ausstiegs Großbritanniens würde zu einer deutlichen Abwertung des Pfunds führen. In der Tat lässt sich am EUR/GBP-Kurs nahezu tagesaktuell die aktuelle Position der Märkte in Bezug auf diese Frage ablesen. So hat das ‚Nein‘ im April diesen Jahres zugenommen (Aufwertung des Euro gegenüber dem Pfund), während es im Mai wieder nachließ (Aufwertung des Pfund)“, so Craquelin.
Um die aktuelle Situation umfassend zu lesen, sollte man sich aber vor Augen führen, dass in die Bewertungen der Märkte nicht nur die Umfragen einflössen, sondern vor allem auch die Quoten von Online-Wettseiten. Und hier lasse sich etwas Interessantes feststellen: Deutlich weniger Wettteilnehmer (2 zu 1) als Befragte glaubten an einen Ausstieg der Briten aus der EU.Die Märkte glaubten heute weniger an einen Austritt Großbritanniens als vor zwei Monaten und müsste man eine konkrete Schätzung anstellen, so wäre man geneigt zu sagen, dass sie diesem Szenario eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 3,5 beimäßen, heißt es weiter.
„Sollte Großbritannien sich nächste Woche aber doch für einen Austritt entscheiden, ist kurzfristig mit einem Rückgang des Pfunds, einem deutlichen Abschwung der britischen Wirtschaft (von 0,5 bis 2,5 Prozent des BIP), Auswirkungen auf die übrige Eurozone (das Vereinigte Königreich tätigt 55 Prozent seines Handels mit den anderen EU-Mitgliedstaaten 1) und einem Rückgang der Aktienmärkte zu rechnen. Von den britischen Unternehmen am stärksten betroffen wären wahrscheinlich Finanzdienstleister und Unternehmen aus den am meisten von der Binnenwirtschaft abhängigen Sektoren, wobei Exportunternehmen dank der Währungsabwertung noch am besten abschneiden dürften. In solch einem Fall sollte man zweifellos Aktien aus dem FTSE 100 Index kaufen und im Gegenzug einen Leerverkauf britischer Mid-Caps vornehmen“, so Craquelin.
Auf lange Sicht seien die Prognosen berechtigterweise zurückhaltender, da es sehr schwierig sei, die künftigen Rahmenbedingungen eines von Europa getrennten Großbritanniens und die Auswirkungen eines solchen Abstimmungsergebnisses auf andere europäische Parteien abzuschätzen. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass die Bedingungen einer Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und der übrigen Eurozone – die seit dem 19. Februar 2016 gelockert seien – im Falle eines „Nein“ in Zukunft wohl kaum mehr so vorteilhaft sein würden. Und genau dieses Argument lasse hoffen, dass letztendlich der Wunsch nach Stabilität siegen werde, heißt es weiter.
„Unser Standpunkt in Bezug auf den Brexit hat sich wenig geändert. Auf globaler Ebene sind wir in dieser Thematik untergewichtet. Diese Untergewichtung betrifft insbesondere Small- und Mid-Caps und ist im Falle von aus Marktführern bestehenden Fonds wie dem Echiquier Major nur sehr schwach ausgeprägt. Um schlussendlich noch eine Prognose zu wagen, halten wir uns an eine historische Beobachtung: Statistisch gesehen sind Wettteilnehmer verlässlicher als Meinungsforschungsinstitute“, so Craquelin.
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