Kommentar
15:55 Uhr, 12.08.2020

Werden Anleger wieder interessante Einstiegskurse sehen?

Der US-Aktienmarkt hat sein bisheriges Allzeithoch praktisch wieder erreicht. Bekommen Anleger jemals wieder die Chance zu guten Kursen einzusteigen?

2020 ist noch nicht vorbei, aber schon jetzt lässt sich sagen: das Jahr hatte es in sich. Der Aktienmarkt hat wieder einmal alle ausgetrickst. Der Crash im März hat viele so in Panik versetzt, dass verkauft wurde. Es war einfach nicht vorstellbar, dass der Markt schnell wieder Tritt fassen würde, geschweige denn in kurzer Zeit seine Verluste wieder wettmachen würde. So kann man sich irren. Entsprechend kauften viele Anleger im März auch nicht. Sie warteten ab. Einige warten immer noch. Es ist ungewöhnlich, dass der Aktienmarkt ohne nennenswerten Rücksetzer wieder neue Hochs erreicht. Zu Beginn der Krise war der Konsens eindeutig: die Aufwärtsbewegung ist eine Bärenmarktrally und die Tiefs werden wieder getestet oder unterschritten. Davon sprachen viele Investorenlegenden mit vielen Jahrzehnten an Erfahrung. Trotzdem lagen sie falsch...

Der Markt verhält sich eben doch jedes Mal anders. Die Crashs der Jahre 1929, 1987 und 2008 wirkten zu Beginn wie ein guter Vergleich (Grafik 1). Die Abwärtsbewegungen waren sehr ähnlich. Nur die Aufwärtsbewegung war leider so gar nicht ähnlich.


Wer die Hoffnung auf einen nennenswerten Rücksetzer dennoch nicht aufgeben will, kann einen anderen Vergleich anstellen. Vergleicht man nicht den Crash, sondern setzt den Anfangspunkt auf den Beginn der Rally vom Tief ausgehend, sind zu 1929 immer noch Parallelen ersichtlich (Grafik 2).

Wie 1929 endete wissen wir. Trotz einer Bärenmarktrally mit 46 % Zugewinn ging der Bärenmarkt erst richtig los. In 120 Jahren gab es das nur ein einziges Mal. Wer die aktuelle Bewegung immer noch als Bärenmarktrally sieht, geht davon aus, dass wir eine Wiederholung erleben. Sowohl Dauer als auch der prozentuale Zugewinn ähneln sich (Grafik 3).

Die Stimmung ist unter vielen Anlegern immer noch schlecht. Viele waren an der Seitenlinie. Solange das der Fall ist, ist ein nennenswerter Rücksetzer unwahrscheinlich. Selbst minimale Kursrückgänge wurden zuletzt wieder gekauft. Beim US-Aktienmarkt reichen Rückgänge von 2 %, um Kaufinteresse zu generieren. Zu viele haben die Rally verpasst und wollen bzw. müssen auf den Zug aufspringen.

Schlechte Wirtschaftsdaten bringen den Markt nicht aus der Fassung. Schlechte Daten bedeuten ja auch, dass die Regierung mehr Geld ausgeben wird. Das ist positiv. Positiv ist auch, dass es Impfstoffkandidaten gibt und die Zahl der Neuinfektionen in den USA wieder rückläufig ist. Für Anleger sind derzeit schlechte Nachrichten gute Nachrichten und gute Nachrichten bleiben gute Nachrichten.

Nüchtern betrachtet ist es ein Wahnsinn, dass der Markt so hoch bewertet ist wie im Februar. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass die Lage heute besser ist als im Februar. Die Kurse sind aber die gleichen. Das dürfte allerdings keine Rolle spielen. Signifikante Rücksetzer wird es irgendwann wieder geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sehr bald kommen, ist jedoch gering.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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