Kommentar
08:31 Uhr, 17.11.2018

Wer rettet uns in der nächsten Krise?

Die Geldpolitik der letzten Jahre sollte uns aus der Krise bringen. Bis zu einem gewissen Grad hat das funktioniert. Beim nächsten Mal wird das anders sein.

Notenbanken müssen sich einen neuen Trick einfallen lassen. Was beim letzten Mal funktioniert hat, wird beim nächsten Mal nicht reichen. Während der Finanz- und Eurokrise traute man der Geldpolitik zwar alles zu, aber es ist eine Illusion zu glauben, dass die Geldpolitik alles richten kann.

Wie grandios der Fehlschlag eigentlich ist, lässt sich kaum besser zusammenfassen als in der folgenden Grafik. Sie zeigt die Realzinsen unterschiedlicher Länder. Auf der einen Seite sind es Länder, die keine negativen Realzinsen brauchen, aber genau diese haben. Die Länder, die negative Zinsen brauchen, um der Schulden Herr zu werden, haben größtenteils hohe Realzinsen.

Das Argument für die Geldpolitik war einfach. Die Verschuldung war in vielen Ländern zu hoch. Will man Schulden abbauen, ohne die Wirtschaft zu Tode zu sparen, geht das nur über eine Mischung von niedrigen Zinsen und höherer Inflation.

Notenbanken senkten die Leitzinsen teils unter 0 %. Tiefer geht es kaum noch. Gleichzeitig wurden Staatsanleihen gekauft und so die Zinsen am langen Ende der Zinskurve gedrückt. Die Geldpolitik hat aber eines nicht bewirkt: Inflation.

Ein wesentlicher Teil der Strategie ging nicht auf. Ohne Inflation können die Zinsen noch so tief sein, es reicht einfach nicht, um die Schulden abzubauen. Die EZB ist damit mehr oder minder offen umgegangen. Sie hat immer wieder betont, dass die Geldpolitik nur etwas Zeit verschaffen kann, aber Reformen unumgänglich sind.

Seither sind Jahre vergangen und reformiert wurde wenig. Wir sind immer noch im gleichen Schlamassel. Dies wird insbesondere in Italien offensichtlich. Obwohl die Notenbank kräftig Anleihen gekauft hat und immer noch kauft, steigen die Zinsen. Die Geldpolitik hilft hier einfach nicht. Sie kann unüberlegte Entscheidungen von Regierungen nicht wettmachen.

Dass die Politik überall zur Einsicht kommt, ist unwahrscheinlich und die nächste Krise rollt an. Global gibt es einen Wirtschaftsabschwung. Dieser muss nicht unbedingt in einer Rezession enden. Endet er aber dort, ist Feuer auf dem Dach.

Natürlich werden die Notenbanken wieder Anleihen kaufen, aber wenn sie den Markt nicht komplett leerfegen, ist die Schuldenkrise wieder da. Schrumpft die Wirtschaft, kann man davon ausgehen, dass die Budgetdefizite wieder deutlich steigen werden. Geschieht das, glaubt endgültig keiner mehr an die Zahlungsfähigkeit von Ländern wie Italien. Die Lage dürfte schnell eskalieren.

Es braucht also eine andere Geldpolitik. Soll die Verschuldung verringert werden, braucht es Inflation. Niedrige Zinsen allein reichen nicht und kommen in Ländern wie Italien ohnehin nicht an. Was muss daher geschehen?

Einerseits müssen die Notenbanken weiterhin Anleihen aufkaufen. Andererseits müssen sie Inflation kreieren. Das geht nur über höhere Nachfrage. Regierungen sind geübt darin, Geld mit vollen Händen auszugeben. Wer also Inflation kreieren will, muss Regierungen finanzieren. Das wäre ein Tabubruch, allerdings die einzige Option, um beim nächsten Mal die Krise endgültig zu beenden.

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15 Kommentare

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  • pptop
    pptop

    Ist schon doof als Jünger der Finanzsystem dessen Scheitern zu begründen, ohne es selbst zu hinterfragen.

    22:49 Uhr, 18.11. 2018
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Ich bring den Sparstrumpf zur Bank und mach alles gut

    19:40 Uhr, 18.11. 2018
  • SilverSurfer
    SilverSurfer

    Ist doch schon alles fertig, ab Januar ist Basel 3 endgültig in Kraft. Dann ist Gold ein Tier 1 Asset für Banken zur Erfüllung ihrer Kapitalquote. Vorher waren es hauptsächlich Staatsanleihen, ging die Wirtschaft in die Knie wurden die Zinsen gesenkt, Banken liehen sich von der Zentralbank zu den niedrigeren Zinsen Geld und kauften Staatsanleihen, diese stiegen dadurch im Wert und die Banken hatten wieder einen größeren Kapitalpuffer um Kreditausfälle aus der Realwirtschaft abzufangen. Nach Lehman wurdne die Zinsen auf Null gesenkt und Staatsanleihen waren auf einmal auch nicht alle mehr so sicher. Da hat man nun mit Basel 3 die Kehrtwende eingeleitet und Gold heimlich wieder monetarisiert. Banken können nun physisches Gold kaufen um Sicherheiten zu bringen, dadurch steigt der Preis und damit auch der Wert der Sicherheit (genau wie in den Jahrzenten zuvor mit Staatsanleihen) nur jetzt können auch die Zinsen steigen (und damit die Saatsanleihen fallen) das jetzt durch Gold ein alternatives Asset zur verfügung steht. Steigendes Gold plus steigende Zinsen = steigende Inflation. Und so werden die Schulden auf dauer weiter weginflationiert ohne das System großartig zu crashen.

    16:22 Uhr, 17.11. 2018
    2 Antworten anzeigen
  • 2 Antworten anzeigen
  • RoadyO
    RoadyO

    "Die Geldpolitik hat aber eines nicht bewirkt: Inflation."

    Das mag zwar in den offiziellen Statistiken so aussehen aber wenn ich beim mittelmäßigen Bäcker in einer Kleinstadt inzwischen 4,40€ für einen Latte Macciato zahlen soll kann doch an der Statistik irgendetwas nicht stimmen... von Immobilien, Mieten, Dienstleistunge, PKW, etc. will ich jetzt gar nicht erst anfangen. 🙄

    11:36 Uhr, 17.11. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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