Kommentar
07:49 Uhr, 17.11.2010

Wer ist so blöde, die neuen Bonds zu kaufen?

Mit der sich verschärfenden Krise in Irland und Portugal kommt eines von Angela Merkels Lieblingsprojekten wieder akut auf die Agenda: Die Beteiligung von Investoren an Zahlungsschwierigkeiten von Staaten. Das läuft auch gerne unter dem Schlagwort „Umstrukturierung“ von Staatsanleihen.

Es ist natürlich durchaus löblich, dass nicht der Steuerzahler für jeden und alles bluten soll. Die aktuell laufende Diskussion, die letztlich auf ein Insolvenzrecht für Staaten hinausläuft, ist aber brandgefährlich und hat sogar das Zeug, die Krise weiter zu verschärfen.

Aus Rücksicht auf Banken und Versicherungen, die die Hütte voll haben mit – realistisch betrachtet – notleidenden Bonds, planen Merkel und Co. folgendes:

Nur neu ausgegebene Anleihen sollen unter das neue Haftungsrecht fallen! Wer den Iren also frische Staatsanleihen abkauft, wird in einer möglichen Umschuldung teilenteignet. Wer alte Anleihen hat, wird voll bedient.

Jetzt frage ich Sie: Wer ist so blöde, die neuen Bonds zu kaufen?

Oder anders gefragt: Wie hoch muss der Zinsaufschlag sein, damit Irland, Portugal und andere am Boden liegende Staaten überhaupt noch neues Kapital bekommen?

Nun sind hohe Zinsen durchaus nicht nur negativ. Sie üben eine äußerst disziplinierende Wirkung auf Staaten aus, oder generell auf Investoren. Aber wie diese Maßnahmen den Problem-Staaten akut helfen sollen ist mir schleierhaft.

Der (noch) lachende in der ganzen Euro-Runde ist Deutschland. Aufgrund der Tatsache, dass das deutsche Finanzgebaren im Vergleich einen relativ stabilen Eindruck macht (was viel über die anderen aussagt), zahlen „wir“ doch recht akzeptable Zinsen. Wenn Sie mich fragen sind sie lächerlich niedrig und weder hinsichtlich des Risikos noch des drohenden Inflationsszenarios angemessen. Ein 10-jährige Bundesanleihe rentiert derzeit bei 2,56%. Das sind 1,8% nach Steuern. Wer glaubt, dass die Inflation in den kommenden 10 Jahre im Schnitt bei jährlich 1,8% oder darunter liegt? Nur dann hat man mit den Anleihen real überhaupt etwas verdient!

Ich glaube: Das aktuelle Zinsniveau ist auf keinen Fall zu halten. Natürlich können die Notenbanken über Anleihekäufe immer wieder den Zins unten halten. Aber das ist Manipulation, die notwendig in Inflation mündet. Es ist höchste Zeit, die Zinsbildung – also den Preis für Geld – wieder dem Markt zu überlassen.

Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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