Fundamentale Nachricht
13:38 Uhr, 06.01.2016

Wer hat Angst vor russischen Aktien?

2016 dürfte sich die russische Konjunktur nach Meinung von Erdinç Benli, Co-Leiter des Teams für globale Schwellenländeraktien bei GAM, weiter erholen, wenn die Maßnahmen der Zentralbank greifen.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Eine Investition in russische Aktien war noch nie etwas für schwache Nerven. Diese Ansicht vertritt Erdinç Benli, Co-Leiter des Teams für globale Schwellenländeraktien bei GAM. „Die meisten Investoren ergriffen zuletzt im vergangenen Jahr die Flucht und verkauften ihre russischen Aktien noch vor dem Jahresende 2014 – mitunter zu jedem Preis“, so Benli.

Nach der Rubelabwertung und den starken Abverkäufen sei der russische Markt auf US-Dollar-Basis vor gut einem Jahr auf einen historischen Tiefstand gefallen. Der Ukrainekonflikt und die damit einhergehenden Sanktionen des Westens gegen Russland, der niedrige Ölpreis und die Angst vor Kapitalkontrollen hätten zu dieser Entwicklung geführt. Um den drastisch sinkenden Rubel-Kurs zu stützen, habe die russische Zentralbank die Zinsen erhöht, wodurch das Kreditwachstum und die Konjunktur gebremst worden seien, heißt es weiter.

„Jedoch verpassten all jene Anleger, die ihre russischen Aktien vor einem Jahr verkauften, eine der größten Rallys der wichtigsten Aktienmärkte in diesem Jahr“, sagt der GAM-Experte. Wie der jüngste Rückgang der Ölpreise nach der letzten OPEC-Sitzung verdeutliche, bestünden nach wie vor Risiken, die nach Benli auch ernst genommen werden sollten. Der Öl- und Gassektor habe am russischen Aktienmarkt ein Gewicht von rund 60 Prozent und liefere knapp die Hälfte der Staatseinnahmen. Zudem befinde sich die russische Wirtschaft in einer Rezession und wird 2015 voraussichtlich um 3,8 Prozent schrumpfen.

Dennoch ist Benli überzeugt: „Allen Investoren mit starken Nerven, die wirtschaftliche Risiken und politische Unsicherheiten verkraften, bieten russische Aktien 2016 attraktive Chancen.“ Denn die Zentralbank wird ihren Leitzins Prognosen zufolge von derzeit elf Prozent im Verlauf des nächsten Jahres um mehr als 300 Basispunkte senken. Diese Maßnahme dürfte die beginnende Konjunkturerholung stützen und auf Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes und Auftragseingänge im Fertigungssektor hindeuten. „Die Umsätze im Einzelhandel sind weiterhin sehr schwach und leiden unter den geringeren Reallöhnen, doch die Inflation scheint im März 2015 einen Höchststand erreicht zu haben und dürfte weiter sinken“, so Benli.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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