Kommentar
08:37 Uhr, 25.08.2018

Wer finanziert die USA?

Trump hat angeblich dem italienischen Premier versprochen ab kommenden Jahr italienische Schulden zu kaufen. Die USA offerieren also, Italien zu finanzieren. Aber wer finanziert eigentlich die USA?

Die USA leben seit langem über ihren Verhältnissen. Das muss finanziert werden. Die Frage, wer das alles finanziert, stellt sich immer wieder. Wer in der Vergangenheit das Portemonnaie aufgemacht hat, wissen wir. Grafik 1 zeigt die Veränderung der Staatsschulden und wer diese gekauft hat. Bis zur Finanzkrise hielt sich der Finanzierungsbedarf einigermaßen in Grenzen. Seither ist er fast systematisch bei 500 Mrd. bis 1 Billion Dollar pro Jahr. Zukünftig dürfte es einen Bedarf von mindestens einer Billion Dollar pro Jahr geben.

Während der Zeit der QE-Programme griff die Notenbank beherzt zu. Sie nahm dem Staat fast 2 Billionen an Schulden ab. Das allein reichte aber lange nicht. Den Großteil stemmte die Gruppe „Rest der Welt.“ Darunter befinden sich ausländische Notenbanken und ausländische Unternehmen und Privatpersonen.

Ohne den Rest der Welt wären die USA wohl längst bankrott. Das gilt nicht nur für die letzten Jahre, sondern seit jeher. Betrachtet man die Veränderung der Schulden seit dem Zweiten Weltkrieg (Grafik 2) und stellt dieser Veränderung die Käufer gegenüber, wird klar, wer das Geld hat und es zur Verfügung stellt.

Mehr als ein Drittel der Neuverschuldung wurde vom Ausland finanziert. 14 % kamen von der Notenbank. Noch einmal 15 % kommen von Versicherungen und Pensionskassen. Privatpersonen nahmen dem Staat 9 % der Schulden ab und weitere 12 % werden von Anlageinstrumenten wie Fonds und ETFs gehalten.

Die Verschuldung bleibt in den USA erst einmal hoch. Die Notenbank kauft keine Anleihen mehr, sondern stößt sie ab. Privatpersonen kaufen Anleihen vor allem dann, wenn der Aktienmarkt unruhig ist bzw. es der Wirtschaft weniger gut geht. Ein ähnliches Verhalten ist bei Fonds und ETFs erkennbar.

Bis vor kurzem war das Ausland der größte Geldgeber. 2015 und 2016 waren es Fonds, ETFs und Privatpersonen. Die Nachfrage nach Anleihen als Investment dürfte jedoch begrenzt sein. Anleger brauchen nicht unbedingt Jahr um Jahr 1 Billion mehr an Anleihen, um ihren Anlagebedarf zu decken.

Am Ende muss wieder das Ausland einspringen. Bisher ist das immer geglückt. Es wirkt sogar fast so, als ob sich die Nachfrage nach Anleihen nach dem Angebot richtet. Wird die Verschuldung nach oben geschraubt scheinen sich immer irgendwelche Käufer zu finden. Ob das immer so sein wird, wissen wir nicht – und genau davor haben viele Angst.

Ein Käuferstreik des Auslands wäre fatal. Inländer müssten einspringen, doch dort ist weit und breit niemand zu sehen, der die Masse an Anleihen aufnehmen könnte. Die Abhängigkeit vom Ausland bleibt groß. Dieses hat zugegebenermaßen nur wenige Optionen, wenn es keine US-Anleihen mehr halten will. Dennoch schwebt die Gefahr eines Käuferstreiks immer mit.

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7 Kommentare

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  • Opi Nahm Kenrotwi
    Opi Nahm Kenrotwi

    Das ist für Elliot Waver

    13:32 Uhr, 30.08. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • daxe
    daxe

    USA 21,6 Billionen us$ miese

    wer oder wie-egal-ist doch 1 grosses SCHNEEBALLSYSTEM

    12:06 Uhr, 26.08. 2018
  • Unbedingt
    Unbedingt

    Ich will es hier nicht zu laut sagen, aber nach meiner Einschätzung finanziert der Staat die Pensionskassen und nicht umgekehrt. Denn wollten die ihre Investitionen zurück haben, müsste sie der Staat ja frisch drucken lassen...

    10:41 Uhr, 26.08. 2018
  • Chronos
    Chronos

    Am Anfang fehlt das "wer" und die Antworten:

    Saudi Arabia, Israel, China, Japan und dann die erst die restlichen EM´s

    09:28 Uhr, 25.08. 2018

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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