Fundamentale Nachricht
10:18 Uhr, 13.05.2019

Wer anderen eine Grube gräbt

US-Präsident Trump trat an, das US-Handelsdefizit mit China zu verringern. Passiert ist bisher das Gegenteil. Zu Lasten der US-Konsumenten und Exporteure, meinen die Finanzexperten der DWS.

Frankfurt (GodmodeTrader.de) – Anfang 2018 begannen die USA, Zölle auf US-Importe mit Ursprung in China anzuheben, um chinesische Produkte teurer und damit für die US-Verbraucher unattraktiv zu machen. China reagierte umgehend mit der Einführung von Zöllen auf ausgewählte US-Produkte. Man könnte davon ausgehen, dass diese Politik den chinesischen Exporteuren mehr schadet als ihren amerikanischen Kollegen, nicht zuletzt, da Washington die Eskalation ausgelöst hat. Ironischerweise geschah genau das Gegenteil, zeigen die jüngsten Handelsdaten, wie die Finanzexperten der DWS im „Chart der Woche“ schreiben.

Im Handel mit den USA seien die chinesischen Exporte im April um 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, die Importe aber um 25,7 Prozent – Amerikas Handelsdefizit mit China sei also weiter angewachsen. Monatliche Handelsdaten könnten recht volatil sein. Im Vergleich zum vierten Quartal 2018 seien die chinesischen Exporte in die USA um drei Prozent gesunken, während die chinesischen Importe von US-Waren um 15 Prozent zurückgegangen seien. Auch absolut habe der Rückgang der chinesischen Importe aus den USA den Rückgang der Exporte in die USA um den Faktor 2 übertroffen. Also überall Verlierer, doch die größeren würden in den USA sitzen, heißt es weiter.

„Eine starke Konsumentenstimmung der Amerikaner und vorgezogene Käufe zur Umgehung dieser Zölle können teils erklären, warum die Importe aus China in die USA relativ gering schrumpften", sagt Xueming Song, China Ökonom der DWS. „Ich glaube, dass Chinas Widerstandsfähigkeit gegenüber den US-Zöllen zum Teil auch daher rührt, dass das Land in den letzten Jahren seinen Exportmarkt verbreitern konnte, ob nach Europa oder nach Asien."

Der Rückgang der Importe von US-Waren weise teilweise auf ein breiteres Problem der Amerikaner hin. Sojabohnen beispielsweise, die China früher in den USA gekauft habe, würden nun zunehmend aus Brasilien bezogen, als Reaktion auf die Vergeltungszölle Chinas. Der Schluss liege auf der Hand, dass eine weitere Eskalation des Handelskonflikts für fast alle, angefangen bei den US-Verbrauchern, kostspielig wäre. Und die bisherigen Daten zeigten sogar, dass das auch für die US-Exporteure, die angeblichen Profiteure der Handelspolitik Washingtons, gelte, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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