Kommentar
08:13 Uhr, 10.05.2017

Wenig ermunterndes für Trump

„So ein Mist“ wird sich vergangene Woche so mancher Präsident, Premier und Kanzlerin Merkel gedacht haben.

Das Jahr 2017 hätte eigentlich noch ein richtig friedliches werden können. Nachdem sich Trump auf der globalen Bühne in den ersten Monaten nach der Wahl wie ein Elefant im Porzellanladen aufführte, gab es zuletzt ein paar versöhnliche Töne.

Trump stellte nach seiner Wahl fast als erstes die Ein-China-Politik in Frage. Das kam in China gar nicht gut an. Inzwischen ist das Thema allerdings vom Tisch und die Präsidenten Trump und Xi Jinping sind beste Freunde.

Die NATO war vor und kurz nach der Wahl obsolet. Inzwischen steht man wieder zur NATO. In Nordkorea und Syrien wollte man sich nicht einmischen. Derzeit will man von der Politik, sich nicht einzumischen, nichts mehr wissen.

Es gab viele 180° Wenden. Es wird vermutlich auch noch so manch weitere geben. Das ist eines der Probleme an Trump: heute so, morgen so. Eine klare Linie würde nicht schaden, insbesondere nicht den USA. Die Wirtschaft braucht ein Mindestmaß an politischer Stabilität und Vorhersagbarkeit. Andernfalls lässt man die eine oder andere Investition erst einmal lieber sein.

Wie dem auch sei, es sah zuletzt eigentlich alles in Ordnung aus. Trumps Programm wirkte auf einmal altbacken und ordinär. Da war wenig vom Elefanten im Porzellanladen zu sehen. Das dürfte sich kurz- bis mittelfristig noch einmal ändern, denn die letzten Daten zum Außenhandel saßen.

Der Außenhandel ist seit Jahren für die USA tiefrot. Die USA importieren sehr viel mehr als die exportieren. Trump und die Republikaner wollen das nicht. Notfalls sollen die Importe durch Zölle begrenzt werden. Die Ideen zur Begrenzung des Handelsbilanzdefizits waren dabei so zahlreich wie kreativ.

In den letzten Monaten gab es im Handel einige Lichtblicke. Die Handelsbilanz mit der OPEC war kurzzeitig positiv (Grafik 1). Der niedrige Ölpreis und die höhere US-Ölproduktion haben dies möglich gemacht. Seit einem Jahr ist die Bilanz wieder negativ. Der Trend zeigt klar nach unten.


Der Ölpreis war auch der Grund für eine bessere Bilanz mit dem nördlichen Nachbarn Kanada. Inkl. Dienstleistungsexporten war die Gesamtbilanz sogar positiv. Nun rutscht aber vor allem der Warenhandel wieder tief ins Minus.

Am meisten dürfte jedoch die Bilanz mit Mexiko stören. Das Defizit sank im März auf den höchsten Stand seit 2007. Es war das drittgrößte Defizit, welches die USA mit Mexiko jemals ausgewiesen haben. Das dürfte den Blutdruck des US-Präsidenten deutlich steigen lassen...

Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, scheint der Trend zu kleineren Defiziten mit China schon wieder gebrochen zu sein (Grafik 2). Die Bilanz verbesserte sich 2016, doch nun zeigen sich erste Ansätze einer Trendwende.

Das Defizit mit China und Deutschland verläuft auffällig parallel, auch wenn die Ausschläge des Defizits mit Deutschland größer sind. Es muss schon ein Wunder geschehen (Euro bei 1,20), damit das Defizit hier weiter schrumpft.

Die neuesten Daten sind für den Präsidenten alles andere als ermunternd. Sie dürften das Thema wieder hoch oben auf die Tagesordnung setzen. Eigentlich sah alles gut aus. Ohne Zutun der USA verbesserte sich das Defizit mit einigen Kernländern. Evtl. hätte man das Thema aussitzen können. Danach sieht es jetzt nicht mehr aus. So ein Mist.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Dann sollen die Amerikaner endlich weniger über ihre Verhältnisse leben und gute, konkurrenzfähige Produkte produzieren. Dann gibt es auch keine Defizite ...

    10:52 Uhr, 10.05.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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