Kommentar
10:47 Uhr, 21.08.2019

Weltwirtschaft: Stabilisierung zu erwarten!

Notenbanken senken Zinsen, Regierungen denken über Konjunkturprogramme nach. Das ist aber nicht das, was die Wirtschaft bewegt.

Wie immer sind Regierungen und Notenbanken zu langsam. Wir sind bereits mitten im Abschwung und erst jetzt wird über Maßnahmen nachgedacht. Das ist insbesondere in Europa zu beobachten. In den letzten vier Quartalen ist Deutschland unterm Strich nicht gewachsen und erst jetzt kommen Gedanken an ein Konjunkturprogramm auf. Das ist zwei Quartale zu spät.

Die EZB hat ein noch schlechteres Timing. Gerade in dem Moment, in dem sich die Lage besonders einzutrüben drohte, beendete sie ihr Anleihekaufprogramm. Seither denkt sie nach und wird im September aller Voraussicht nach einen ersten Schritt in Richtung Lockerung machen.

Einzelne Notenbanker favorisieren einen sehr entschlossenen Weg. Es ist besser, wenn man alle positiv überrascht, heißt es. Große Schritte wie eine Wiederbelebung der Anleihekäufe wären gar nicht notwendig, wenn vorausschauend agiert worden wäre. Man hätte die Handbremse nicht so deutlich anziehen müssen. Entsprechend hätte die Wirtschaft weniger Schwung verloren und man müsste nun weniger stark aufs Gaspedal drücken.

Nun ist es aber nun einmal so wie es ist und immer war: Regierungen und Notenbanken sind langsam und reagieren erst relativ spät auf die realwirtschaftliche Entwicklung. Das hat System. Frühindikatoren zeigen zwar eine Abkühlung, aber man glaubt den Daten nicht so recht. Es könnte ja einfach ein schlechter Monat gewesen sein.

Man wartet ab, um mehr Daten zu haben. Bei den Dutzenden Indikatoren, die man zu Rate ziehen kann, sind immer welche dabei, die auch nach oben zeigen. So zieht sich die Unentschlossenheit hin bis es eigentlich schon zu spät ist. Erst wenn man die Fakten wirklich nicht mehr ignorieren kann, wird gehandelt. So auch diesmal.

Die Ironie an der Sache: Die Wirtschaft wird wohl erst dann angeschoben, wenn sie es gar nicht mehr braucht. Die Frühindikatoren der OECD Länder befinden sich immer noch im Rückwärtsgang. Auf Monatssicht zeigt sich jedoch eine erste Stabilisierung (siehe Grafik). Die monatliche Bewegung geht der jährlichen gut zwei Quartale voraus.


Selbst ohne Maßnahmen von Notenbanken und Regierungen ist so eine Stabilisierung zu erwarten. Der Trend der Frühindikatoren ist relativ stabil und neigt nicht zu wilden Ausschlägen. Der Aufwärtstrend ist eingeleitet und wird anhalten.

Die Weltwirtschaft durchschreitet in diesen Wochen ihr Tief. Ab Anfang 2020 sollte sich das Wachstum wieder beschleunigen. Die Frühindikatoren berücksichtigen dabei nicht die zahlreichen Ankündigungen der letzten Tage. Die Wirtschaft würde ganz von alleine wieder zulegen. Handeln Notenbanken und Regierungen jetzt, können sie sich wenigstens selbst auf die Schulter klopfen und die Lorbeeren ernten, wenn die Wirtschaft wieder wächst.


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38 Kommentare

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  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Wie sollen die Notenbanken denn sonst handeln Herr Schmale auf gut Glück??

    Sie sind nun mal gezwungen auf Indikatoren zu setzen und die zeigen eben immer nur die Vergangenheit. Sie wissen doch selbst wie es mit den Prognosen aussieht.

    Ich kann ihre träge Handlungsweise nachvollziehen

    16:11 Uhr, 21.08.2019
  • 2 Antworten anzeigen
  • wolp
    wolp

    Es ist wie immer, Übertreibung in die eine wie in die andere Richtung. Rational denken, an Fakten orientieren und raus aus der Angstspirale und Echokammer rate ich den meisten hier. Scheinen Bild Zeitungs Leser zu sein... Und: an den Germanen denken, Au Mittagsshort. Merci

    12:21 Uhr, 21.08.2019
    1 Antwort anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    da sind sich ja mal alle einig.

    wenn hier ganz skrupellos mit minuszinsen hantiert wird, weiss sogar der deutsche Michel, dass was elementar nicht stimmt und die Freiheit flöten geht.

    der ganze aufgeblasene dienstleistungs- und konsumschnatter, der das System über wasser hält ist sowas von entbehrlich. ich kann auf so gut wie alles davon verzichten, es bringt mir nichts. die wirklich schönen dinge im leben kann man eh nicht mit geld bezahlen.

    ich hoffe echt, dass die fff-Jugend das System in den arsch tritt, indem es auf viele blöde sachen einfach verzichtet. der Stellenwert der arbeit muss ohnehin völlig neu gedacht werden.

    wenn ich beim berlin Marathon mitlaufen möchte, muss ich heuer 125 euro bezahlen...Anmerkung: ich laufe die strecke aber immer noch selbst aber es gibt kostenlose getränke unterwegs und im ernstfall ist ein Notarzt zur stelle.

    leute, das ist KRANK, aber es ist freie Marktwirtschaft, der preis wird bezahlt

    ich für mich steige bei sowas dann aber aus dem System aus und das passiert zuletzt immer öfter.

    11:54 Uhr, 21.08.2019
    2 Antworten anzeigen
  • DaPlaymaker
    DaPlaymaker

    Stimme allen Vorkommentaren weitgehend zu.

    11:28 Uhr, 21.08.2019
  • Der Sezessionär
    Der Sezessionär

    1929 ist unterwegs ........... , auf Steroiden ! Finanzsystem nach kleinem Deflaschock auf dem Weg in die Hyperinflahölle ! Prepare....!

    11:26 Uhr, 21.08.2019
  • Brigand
    Brigand

    In Europa wächst höchstens noch Unkraut, aber ganz bestimmt so schnell nicht mehr die Wirtschaft.

    Ich komme aus dem kleinsten Bundesland in DE und hier werden im Moment viele Industrie Jobs abgebaut. Ford, Nemak, Schaeffler, Saarbrücker Gusswerken, deutsche Post, Saarstahl.. nur mal um einige Namen zu nennen stecken in der Krise. Man sollte die Zeichen der Zeit deuten können und nichts schön reden.

    11:04 Uhr, 21.08.2019
    2 Antworten anzeigen
  • Floh11
    Floh11

    Erst geht die Welt unter jetzt ist sie wieder dicke da. Was denn nun?

    10:54 Uhr, 21.08.2019
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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