Kommentar
10:27 Uhr, 15.11.2006

Weltweiter Investmentansatz bietet viele Chancen

Im Markt für Rentenfonds dominieren Fonds, die eng an ihren Vergleichsindex im Heimatmarkt gebunden sind. Diese Fonds wagen sich selten in für sie ungewohnte Territorien. Aber die Welt der Anleihen ist viel größer als alles, was ein einzelner Inlandsmarkt bieten kann – ein Blick über den eigenen Markt hinaus erweitert schlagartig den eigenen Horizont und erschließt neue Anlagemöglichkeiten.

Betrachtet man Anleihen auf weltweiter Basis, kann man an vielen Orten auf günstige Gelegenheiten stoßen, in Anlehnung an die Redewendung: „Regnet es hier, scheint anderswo vielleicht die Sonne.“ Viele Rentenmärkte folgen dem US-Rentenmarkt, weil die USA der Wachstumsmotor der Welt sind und andere Volkswirtschaften von den USA beeinflusst werden. Das mag für einige mehr, für andere jedoch weitaus weniger zutreffen, und genau dort bieten sich profitable Chancen. So verläuft zum Beispiel der Konjunkturzyklus in Japan häufig anders als in Europa oder Nordamerika, und Staatsanleihen der Schwellenländer entwickelten sich in den letzten Jahren hervorragend, weil sich der steigende Ölpreis günstig auf ihre Fähigkeit ausgewirkt hat, die bestehenden Verbindlichkeiten zu tilgen.

Die größten Rentenmärkte, gemessen an der Währung, sind die USA, gefolgt von der Eurozone, Japan und Großbritannien. Ende 2003 bildeten die Merrill-Lynch-Indizes Anleihen mit einem Volumen von etwa 23.000 Milliarden US-Dollar ab – rund 54 Prozent des Gesamtmarkts. Heute umfassen die Indizes Anleihen mit einem Volumen von rund 25.000 Milliarden US-Dollar, verteilt auf 27 Währungen. Jede Region bietet zahlreiche Chancen: Ein Ansatz, der sich auf nur eine Region oder Währung festlegt, würde das Anlagepotenzial erheblich einschränken.

Ein globaler, uneingeschränkter Ansatz bietet eine Reihe von Vorteilen

- Zugang zu Märkten, die wesentlich größer und breiter gestreut sind als jeder einzelne Binnenmarkt.
- Gerät ein Markt unter Druck, kann gleichzeitig ein anderer attraktiv sein.
- Fondsmanager können Wertpapiere meiden, die sie einfach nicht mögen.

Weitere Vorteile bieten indexunabhängige Strategien

Hat ein globaler Ansatz schon Vorteile, liegt weiteres Potenzial in der Unabhängigkeit von einem Vergleichsindex. Wie bereits angedeutet, sind viele Anleihen ohnehin nicht in einem Index enthalten. Außerdem können die in einem Index geführten Wertpapiere teuer sein, weil indextreue Fondsmanager sie gerne kaufen. Haben die Manager aber die Freiheit, unabhängig vom Vergleichsindex zu agieren, können sie auf Wertpapiere verzichten, von denen sie nichts halten. Bei noch anspruchsvolleren Ansätzen kann ein Fondsmanager sogar mit Wertpapieren Geld verdienen, die an Wert verlieren.

Auf einen Vergleichsindex ausgerichtete Fonds neigen dazu, sich nicht allzu weit von den Wertpapieren ihres Index zu entfernen. Dieser Fondstyp ist als „Relative return“-Fonds bekannt: Seine Wertentwicklung hängt vorwiegend von der Richtung des Marktes ab. Fällt zum Beispiel der Markt 2 Prozent und der Fonds nur um 1 Prozent, hat der Fonds noch immer sein Anlageziel erreicht. So können in Zeiten relativ niedriger Renditen die Erträge schnell von überraschenden und ungünstigen Marktbewegungen aufgefressen werden. Dagegen schlägt ein uneingeschränkter Rentenfonds idealerweise den Inlandsmarkt seiner Anleger, wenn dort günstige Bedingungen herrschen, und bietet Schutz in schwierigen Marktphasen.

Schwankende Wechselkurse: Absicherung oder Chance

Die verschiedenen Währungen der Welt schwanken laufend im Wert, einige mehr, andere weniger. Das ist jedoch kein Argument gegen einen globalen Investmentansatz, denn ein Fondsmanager hat hier zwei Möglichkeiten: Er geht das Risiko ein, weil er darauf setzt, über die schwankenden Wechselkurse Geld verdienen zu können. Oder er entscheidet sich für die Absicherung der Anlage – das tut die große Mehrheit der Fondsmanager. Es handelt sich hierbei im Wesentlichen um eine Art Versicherung gegen Wertschwankungen. Natürlich kostet diese Versicherung Geld. Dennoch wählt der Fondsmanager bewusst bestimmte Anlagen aus, weil er davon ausgeht, dass ihre Wertsteigerung die Versicherungskosten abdeckt und noch einen Gewinn ermöglicht.

Auf die Erfahrung kommt es an

Kombiniert man einen wirklich globalen Ausblick mit den besten Ideen eines großen, kompetenten Investment-Teams, entsteht daraus zunächst nur ein interessanter Investmentansatz. Letztlich entscheidend ist aber die Erfahrung des Investmentteams, diese Instrumente richtig einzusetzen.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2006 rund 184,2 Mrd. Euro.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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