Kommentar
07:33 Uhr, 26.07.2010

Welche Struktur hätten Sie denn gern? (Teil 4 - Aktienanleihen)

Erwähnte Instrumente

  • Express Aktienanleihe
    Aktueller Kursstand:  
    VerkaufenKaufen
  • Open End Zertifikat auf den
    Aktueller Kursstand:  
    VerkaufenKaufen

RCB – so sieht eine neue „Erfolgsgeschichte" aus

Wieviel gut drei Prozent vom gesamten „Derivatekuchen" wirklich sein können, zeigt die rasante Entwicklung des Marktvolumens von Aktienanleihen im Vergleich zum Januar 2009. Lediglich bei 0,7 Prozent lag damals noch der Marktanteil, was gerade einmal einem Viertel von heute entspricht. Der Hauptgrund für den exorbitanten Anstieg dürfte vor allem der 2009 eingeführten Abgeltungssteuer geschuldet sein, bis zu der dieser Produkttyp ebenso wie Garantie-Anleihen noch als sogenannte Finanzinnovation gegenüber anderen Anlage-Klassen benachteiligt wurde. Durch die Reform ging es aber plötzlich allen Assets gleich „schlecht", so dass der Steuermalus bei den hierzulande in Abhängigkeit vom jeweiligen Basiswert z.B. als Aktien- bzw. Indexanleihen bezeichneten Papieren automatisch wegfiel. Der eigentliche Sinn dieser Spezies erschließt sich allerdings wesentlich leichter aus dem englischen Begriff „Reverse-Convertible Bond (RCB), oder zu Deutsch „umgedrehter" Wandelanleihe, was de facto bedeutet, dass das ansonsten beim Anleger angesiedelte Wandlungsrecht beispielsweise in Aktien hier auf den Emittenten übergeht. Als Entschädigung für das damit einhergehende Aktienrisiko, wird ein deutlich über dem allgemeinen Marktzins liegender Kupon an den Anleger ausgezahlt. Investoren sollten sich von dessen Höhe jedoch nicht blenden lassen und beachten, dass die durch den Zusatz „Anleihe" suggerierte Sicherheit hier nicht gegeben ist, da zwar der attraktive Kupon in jedem Fall gezahlt wird, bei extremen Kursverlusten jedoch statt des Nominalbetrages der Anleihe nur mehr stark im Wert gefallene Aktien ins eigene Depot gebucht werden. Der Zins stellt dann keinen adäquaten Ausgleich mehr her. Insofern handelt es sich bei RCBs ebenso um Vollrisikopapiere wie bei Discount-Zertifikaten, die noch dazu über die finanzmathematische Beziehung der „Put-Call-Parität" (Aktie–Call = Festgeld–Put) nahezu das gleiche Endergebnis liefern. Was der Aktienanleihe somit sein Kupon, ist dem Discounter sein Rabatt. Warum sollte man also überhaupt zu Aktienanleihen greifen, zumal aus steuerlicher Sicht nun angeblich doch Verluste nicht gleich nach Fälligkeit des Papiers, sondern erst indirekt über den angedienten Basiswert geltend gemacht werden können und sich dadurch vielleicht doch wieder ein kleiner versteckter Steuernachteil ergeben könnte? Ein Argument für einen RCB dürfte möglicherweise darin bestehen, dass manch ein Anleger ausdrücklich eine fest zugesicherte Kuponzahlung wünscht, die ein Rabatt-Produkt auf den ersten Blick so nicht bieten kann. Allerdings ist dies wie man weiß, natürlich nur die eine Seite der Medaille.

RCBs jetzt auch mit „Express-Feature"

Wie schon bei Bonus- und Discount-Papieren sind auch im RCB-Segment, das neben der klassischen auch Protect-Varianten mit einer zusätzlichen Barriere in großer Stückzahl offeriert, echte neue Trends eher Mangelware. So versucht beispielsweise bezogen auf den Basiswert die HypoVereinsbank mit einigen klassischen Produkten auf diverse aktiv gemanagte Aktien- und Rohstoff-Fonds den Spagat zwischen „zwei Welten" hinzubekommen, während Vontobel auch weiterhin das Multi-Konzept mit mehreren Underlyings bedient. Wer einen vorzeitigen Ausstieg aus einer Aktienanleihe sucht, wird seit diesem Jahr ebenfalls bei der HVB fündig, die einige ihrer Aktien-Protect-Papiere mit einem zusätzlichen jährlichen Express-Feature (z.B. HV5B5L) ausstattet. Dagegen erinnern die neuen Aktien-Express-Anleihen der BayernLB weniger an RCBs, sondern vielmehr an lupenreine Express-Zertifikate (z.B. BLB65Y). Dass die HypoVereinsbank immer für eine kleine Modifikation gut ist, beweist auch die ebenfalls erst vor kurzem emittierte einjährige Aktienanleihe Protect Top auf die Commerzbank (HV5B5K). Bei dieser Variation gibt es bei Fälligkeit einen sicheren 5-prozentigen Kupon p.a. Kann darüber hinaus auch der Startwert gehalten werden, erhält der Anleger nochmal einen gleich hohen Betrag oben drauf. Für die Rückzahlung des Nennbetrags gilt dabei das ganz normale Protect-Prinzip, d.h. der Basiswert darf hier am Ende nicht mehr als 30 Prozent gefallen sein, da es sonst zur Aktienandienung kommt.

Brandheiß - der neue „Aktienanleihe-Roller" der UBS

Für rendite-risiko-affine Anleger begibt die UBS in diesen Tagen analog zu den bekannten Rolling-Discount-Zertifikaten ein adäquates monatlich in eine neue Aktienanleihe auf den Euro STOXX 50 rollendes Endlos-Papier (UB2RAA). Die Zielvorgabe für den ebenfalls monatlich an den Investor auszuzahlenden Kupon entspricht dabei dem EZB-Leitzins plus 3,6 Prozent p.a., wobei der Basispreis zwischen 85 und 95 Prozent des aktuellen Basiswertkurses festgelegt wird. Da an dem 5- bis 15-prozentigen Puffer nicht gerüttelt werden soll, erfolgt bei möglichen bzw. notwendigen Abweichungen eine Anpassung des Nominalwertes. Nicht über die Struktur gedeckte Verluste des Basiswertes gehen solange zulasten der nachfolgenden Ausschüttungsquote, bis sich der Nominalwert wieder im Lot befindet. Mit dem interessanten neuen „Aktienanleihe-Roller" der UBS, der laut historischer Rückrechnung des Emittenten seit Januar 2003 zu einer Kuponauszahlung von durchschnittlich 5,17 Prozent p.a. geführt hätte, schließt sich der Kreis zu der entsprechenden Discount-Variante.

Die gesamte Sonderpublikation Zertifikate-Trends können Sie hier kostenlos herunterladen:
http://www.godmode-trader.de/service/downloads

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten