Welche Struktur hätten Sie denn gern? (Teil 2 - Express-Zertifikate)
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Express-Papiere auf Erholungskurs
Platz zwei in der monatlichen Marktvolumenstatistik geht mit knapp zehn Prozent an die ursprünglich für den Seitwärtsmarkt entwickelte Gruppe der Express-Zertifikate, die sich nach ihrer Einführung durch die HypoVereinsbank 2003 zunächst mit den Märkten prächtig entwickelten und in der Mehrzahl schnell und regelmäßig ihre erwünschte vorzeitige Fälligkeit erreichen konnten. Immer offensivere Produktausgestaltungen mit mehr als einem Underlying und ein aus heutiger Sicht fatales nicht funktionierendes Alpha-Konzept ließen diesen Produkttyp im Zuge der aufkommenden Finanzkrise stark an Attraktivität verlieren, wobei das den meisten Produkten zugrundeliegende „Stichtagsprinzip" vielen Papieren nachträglich noch aus der Misere helfen konnte und auch weiterhin kann, da sich die Laufzeit hier meist über drei bis vier Jahre erstreckt. Findige Renditejäger können deshalb ausgehend von ihrer individuellen Risikoneigung gerade im Express-Sektor vereinzelt noch immer das eine oder andere längst vergessene „Rendite-Schätzchen" heben, das nach den starken Kursverlusten bis März 2009 noch weit unter dem Nennbetrag gehandelt wird. Das Anlageziel dürfte dabei allerdings lediglich in dem Zurückerobern bzw. Einhalten der jeweiligen Barriere bestehen.
„Erinnerungseffekt" als Lockmittel für konservative Anleger
Bei den neueren Trends hat sich seit dem vergangenen Jahr angetrieben von Emittenten wie der Credit Suisse, der Société Générale oder Barclays vor allem eine eher defensiv ausgerichtete Variante mit einer etwas längeren maximalen Laufzeit von bis zu fünf Jahren herauskristallisiert, der „Memory"-Express. Im Gegensatz zu herkömmlichen Papieren genügt hier für die Kuponzahlung bereits ein Kurs auf oder über der meist sehr tief z.B. bei 50 oder 60 Prozent des Ausgangsniveaus liegenden Barriere am jeweiligen Stichtag, während für eine vorzeitige Tilgung in der Regel ein „Call-Level" bei 100 Prozent notwendig ist. Trägt das Papier den Zusatz „One-Touch", fällt dabei auch noch die Bindung an einen bestimmten Bewertungstag weg. Da ausgefallene Kupons in den Folgeperioden nachgeholt werden können, spricht man in diesem Zusammenhang auch vom „Memory"-Effekt, der im Extremfall durch einen einzigen maßgeblichen Kurs in der finalen Bewertungsperiode neben dem Nennwert auch alle übrigen Express-Zahlungen zusichert.
Klassische Variante erlebt „Revival"
Mit der zurückkehrenden Zuversicht an den Märkten konnte aber auch die klassische Variante inzwischen wieder längst verlorenes Terrain zurückgewinnen, was sich insbesondere in diesem Jahr zeigt. Als Basiswerte werden dabei immer mehr Spezialthemen wie z.B. Rohstoff-Indizes (GS2EDA), aber auch die großen Schwellenländer-Benchmarks S&P Emerging Markets oder diverse BRIC-Indizes (GS2HFT, RCB5HU) verwendet. Dass die Aktienmärkte für einige Anleger aber möglicherweise schon wieder etwas zu weit gelaufen sein könnten, beweisen die jüngsten Emissionen von Express-Zertifikaten mit einer von Stichtag zu Stichtag sinkenden Tilgungsschwelle durch die WestLB (WLB8DA) und HSBC Trinkaus (TB85CQ). Die Landesbänker ermöglichen dem Investor bei ihrer „Step-Down"-Interpretation sogar alle sechs Monate einen vorzeitigen Ausstieg.
„Schnelle Truppe" jetzt sogar noch schneller
Wer noch deutlich schneller nach dem Express-Ausgang sucht, wird seit kurzem bei JP Morgan fündig. Das neue Fast-Express-Papier (JPM4NL) auf den Euroland-Index vergleicht einmal pro Woche den aktuellen Indexstand mit dem für die Tilgung verantwortlichen Call-Level. Das Problem dabei: Die Messlatte liegt hier gleich um sieben Prozent höher, also bei 107 Prozent des Emissionsniveaus. Mit einem Seitwärts-Investment hat das Ganze deshalb nicht mehr viel zu tun. Außerdem ist die Maximalrendite des spätestens nach einem Jahr fälligen Produkts ebenfalls auf sieben Prozent begrenzt, was eine Outperformance gegenüber dem Markt von vornherein ausschließt. Lediglich ein die ganze Laufzeit über wie bei einem Bonus-Zertifikat angreifbarer Puffer von 25 Prozent kann hier für etwas Entspannung sorgen. Ein sogar noch etwas schnelleres Konzept wurde im vergangenen Herbst von der HypoVereinsbank mit den Express-Pro-Zertifikaten kreiert. Als Stichtag dient bei dieser Variante ab dem zweiten Laufzeitmonat jeder börsentägliche Schlusskurs bis zur Fälligkeit nach eineinhalb Jahren, wobei die Tilgungsschwelle ebenfalls fünf Prozent über Emission fixiert wurde. Bei den Papieren kann der 40-prozentige Puffer zur Endfälligkeit ebenso gefallen wie die Kuponchance von zehn Prozent, wenn hier nicht wieder das berüchtigte „Worst-of"-Prinzip sein „Unwesen" treiben würde, was im Umkehrschluss ganz automatisch auf mehr als einen Basiswert hindeutet. Ein angebotenes Produkt bezieht sich beispielsweise gleichzeitig auf die Aktien von Daimler, Deutscher Bank und E.ON (HV5AWK). Aufgrund der höheren Risiken sollten Anlageentscheidungen bei derartig „flinken" Express-Strukturen auf keinen Fall ein „Schnellschuss" sein und gründlich überdacht werden.
Express-Strukturen als kreative „Spielwiese" der Emittenten
Auf die Idee, dass ein klassischer Express-Investor auch noch dafür entschädigt werden sollte, wenn es an einem Stichtag zu keiner vorzeitigen Fälligstellung gereicht hat, muss man erst einmal kommen. Die Produktentwickler wiederum der HypoVereinsbank brachten bei dem neuen bis zu fünf Jahre laufenden Express-Plus-Zertifikat auf den Euro STOXX 50 (HV5BXY) genau dieses Kunststück fertig. So erhält der Anleger hier im Falle, dass der Index die bei 100 Prozent des Ausgangsniveaus angesiedelte Tilgungsschwelle am jährlichen Stichtag unterschreitet, statt der ausgelobten sechs immer noch zwei Prozent als Mindestkupon ausgezahlt. Das gleiche Prozedere wiederholt sich noch bis zu weitere vier Male. Kann bis zur Endfälligkeit das Startniveau wieder zurückerobert werden, wird ein zusätzlicher inzwischen auf 30 Prozent angewachsener Kupon fällig, wobei für die Erstattung des Nennwerts bereits das Einhalten der bei 50 Prozent fixierten Barriere ausreichen würde. Mit nur ein paar Tagen Verspätung ist auch die WestLB mit einem dreijährigen Express-Plus-Produkt (WLB8SJ) auf den Markt gekommen. Eine weitere interessante Variante in dem mit besonderer Kreativität gesegneten Produktbereich stellt das neue Performance Express-Zertifikat von Morgan Stanley (MS0DUY) dar, das ähnlich wie frühere Best-Variationen die Höhe des Kupons nicht von vornherein festschreibt, sondern von der tatsächlichen Kursentwicklung des Basiswertes abhängig macht.
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