Kommentar
12:00 Uhr, 20.04.2010

Schnelligkeit ist nicht alles

Erwähnte Instrumente

  • Fast Express Zertifikat
    Aktueller Kursstand:  

Schneller, lauter und noch überfrachteter, das ist das Gebot der Stunde. Zeitlos gültige Sprüche wie „in der Ruhe liegt die Kraft" oder „weniger ist mehr" haben längst ihre eigentliche Bedeutung eingebüßt und werden immer mehr durch gehaltlose aber verkaufsfördernde Worthülsen ersetzt. Das hektische Treiben an den Börsen steht stellvertretend für diesen schnelllebigen und „twitterhaften" Zeitgeist. Warum sollte man deshalb auch am Zertifikatemarkt den besonders flotten Vertretern ihrer Zunft, den Express-Papieren nicht noch mehr „Speed" verleihen können, dachte sich wohl vor kurzem auch JP Morgan und macht mit dem neuen noch bis 5. Mai zeichenbaren Fast Express-Zertifikat auf den Euro STOXX 50 der angesprochenen Produktkategorie zusätzlich Beine.

Kann sich ein „normaler" Express-Anleger frühestens nach einem Jahr über ein vorzeitiges Ende seines Investments freuen, so ist bei der rasanten Variante zu diesem Zeitpunkt bereits in jedem Fall die Endfälligkeit erreicht. Darüber hinaus besteht hier sogar wöchentlich die Möglichkeit zur Express-Tilgung. Doch was auf den ersten Blick aufgrund der Vielzahl an Stichtagen vielleicht relativ einfach aussieht, gestaltet sich beim neuen "Flitzer" durchaus etwas schwieriger. So wird die für die verfrühte Fälligstellung maßgebliche Messlatte nicht wie sonst üblich bei 100 Prozent des Emissionsniveaus festgelegt, sondern gleich um stolze sieben Prozent höher gelegt. Sollte der Index also die ganze Laufzeit über nur seitwärts tendieren, steht man bei dem Papier von vornherein auf relativ verlorenem Posten, die ebenfalls sieben Prozent betragende Express-Rendite einfahren zu können. Ebenfalls ein Unterschied zu dem klassischen Prinzip: Der wöchentliche Kupon verändert sich bis zum regulären Laufzeitende nicht und stellt damit auch die maximal erzielbare Rendite dar. In diesem Sinne offeriert das Papier dem Investor also lediglich die wöchentliche Chance, in einem steigenden Markt bei sieben Prozent die erreichte Indexentwicklung mitzunehmen. Der eigentliche Vorteil gegenüber einem Direktinvestment, besteht in einem zusätzlichen Puffer von 25 Prozent. Dieser darf allerdings wie bei einem Bonus-Zertifikat zu keinem Zeitpunkt während der Laufzeit verletzt werden. Sollte also an keinem wöchentlichen Stichtag der Express-Mechanismus greifen, bleibt dem Anleger bei dem Produkt zumindest die Hoffnung, dass die Barriere bis zuletzt standhält und der Euroland-Index niemals mehr als 25 Prozent verliert. In diesem Fall wird das Zertifikat nach einem Jahr zum Nennbetrag zuzüglich eines Mindestkupons von 2,5 Prozent zurückgezahlt, welcher damit allerdings lediglich den Großteil der entgangenen Dividende gegenüber einem Direktinvestment abdeckt. Sollte der Index gleichzeitig zwischen 102,50 und 107 Prozent ins Ziel kommen, partizipiert das Papier eins zu eins an dessen Entwicklung. Wurde die Barriere mindestens einmal unterschritten, fällt die Schutzfunktion weg und die Rückzahlung orientiert sich nur noch an der tatsächlichen Indexentwicklung.

Der BörseGo Tipp:
Der neue „Schnellzug" von JP Morgan wirkt vom Chance-Risiko-Profil her nicht ganz ausgreift und eignet sich vor allem für Anleger, die auf Jahressicht mit einem verhaltenen Anstieg des Euro STOXX 50 rechnen, gleichzeitig aber einen Kursrücksetzer von mehr als einem Viertel ausschließen können. Das Ganze verpackt in ein Produkt, das aufgrund der vielen Stichtage nach dem „Try-and-Error"-Prinzip funktioniert. Eine zusätzliche Outperformance bietet das Papier dabei aber ebenso wenig wie die sonst bei Express-Zertifikaten übliche Seitwärtsrendite-Chance.

Fast Express-Zertifikat

Emittent/WKN:

JP Morgan / JPM4NL

Laufzeit:

11.05.2011

Preis: (in Zeichnung bis 05.05.2010)

Ausgabepreis: 100 € (kein Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Wir würden uns freuen, wenn auch Sie sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage auf unseren beiden Internet-Portalen http://www.godmode-trader.de/Zertifikate bzw. http://www.boerse-go.de/ beteiligen würden.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten