Welche Rolle spielt die Geschwindigkeit von Zinserhöhungen für Aktien?
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Seitdem es die US-Notenbank gibt (seit Dezember 1913), hat es nicht an Zinswenden gemangelt. Bisher gab es 17 Zinserhöhungszyklen, im Durchschnitt also alle sechseinhalb Jahre. Bei der letzten Zinswende nach oben mussten Anleger über ein Jahrzehnt warten. Es galt bereits als neue Normalität, dass die Zinsen für sehr lange Zeit niedrig bleiben würden.
Wegen hoher Inflation kommt die Zinswende nun unerwartet früh. Die Zeit, die zwischen dem Beginn des letzten Zyklus und jetzt vergangen ist, entspricht in etwa wieder dem langjährigen Durchschnitt. Wir wissen allerdings noch nicht, wie die Zinswende durchgeführt wird.
Jeder Notenbanker hat seine eigene Meinung. Die einen wollen eine möglichst rasche Zinswende. Im Klartext bedeutet dies, dass der Zinssatz möglichst schnell auf das neutrale Niveau steigen soll. Ein neutrales Niveau ist weder expansiv noch bremsend. Theoretisch sollte die Wirtschaft im Gleichgewicht sein. Die Arbeitslosigkeit ist bei stabilen Preisen niedrig.
Wo dieser neutrale Zinssatz liegt, weiß niemand so genau. Die Notenbank denkt, dass er im Bereich von 2 % bis 2,5 % liegen dürfte. Setzen sich die Notenbanker durch, die dieses Niveau möglichst bald erreichen wollen, kann man von einer schnellen Zinswende sprechen.
Es gibt aber auch andere Meinungen. Ungefähr die Hälfte der Notenbanker wollen eine behutsame Zinswende, um zu große Unruhe am Finanzmarkt zu vermeiden. Die wirtschaftliche Entwicklung bleibt zudem volatil. Das liegt nicht nur an Covid, sondern auch an den vielen Sondereinflüssen, seien es die auslaufenden Konjunkturprogramme oder Lieferkettenprobleme.
Die Notenbank fährt auf Sicht. Anleger können auch im März, wenn der Leitzins erstmalig angehoben wird, nicht mit einem konkreten Fahrplan rechnen. Das hindert Anleger nicht daran, sich eine Meinung zu bilden. Bis zum Jahreswechsel glich die Entwicklung des Aktienmarktes einer Entwicklung, die man bei einer langsamen Zinswende erwartet (Grafik 1).
Seit Jahresbeginn hat sich das geändert. Der Verlauf gleicht nun mehr der einer schnellen Zinswende. Ähnlichkeit bedeutet nicht, dass Anleger bereits eine schnelle Zinswende eingepreist haben. Man darf die Ukrainekrise nicht vergessen, die auf den Kursen lastet und wenig mit der Zinswende zu tun hat. Ebenso hat die Korrektur von überzogenen Bewertungen bei einigen Technologiewerten wenig mit der Zinswende zu tun.
Die Würfel sind noch nicht gefallen. Die Entscheidung dürfte erst in den kommenden Wochen fallen. Eine schnelle Zinswende erscheint angesichts der Umstände jedoch wahrscheinlicher als eine Zinswende im Schlafwagen. Anleger müssen sich auf mittelfristig höhere Volatilität einstellen.
Bei schnellen Zinswenden ist im ersten Jahr nach Beginn des Zyklus mit wenig Performance zu rechnen. Der bisherige Verlauf ähnelt dem der Jahre 1920, 1967, 2004 und 1928 am meisten. Noch ist also alles offen (Grafik 2).
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