Kommentar
07:43 Uhr, 05.11.2020

Wie weit reicht die Wahl-Rally am Aktienmarkt?

Das Endergebnis steht vermutlich noch lange nicht fest. Die Börse feiert trotzdem. Wieso eigentlich und wie lange kann das anhalten?

Drei Dinge fielen an der Börse gestern auf: Technologiewerte legten stark zu, Cannabis-Aktien verloren und die Zinsen sanken. Das sagt viel darüber aus, was Anleger nun erwarten. Kurz vor der Wahl sah es nach einer blauen Welle aus. Die Demokraten hätten eine Mehrheit im Repräsentantenhaus und Senat erreicht und dazu noch den Präsidenten gestellt. Klare Machtverhältnisse sind für die Börse nicht das beste Ergebnis. Während einer Amtsperiode, in der der Präsident nicht durchregieren kann, steigt die Börse etwas mehr als in anderen Fall. Wieso das so ist, kann man sich vorstellen, wenn man die blaue Welle durchspielt. Hätten die Demokraten durchregieren können, käme es zu Steuererhöhungen und einem neuen Konjunkturpaket in der Höhe von 2 Billionen Dollar. Steuererhöhungen werden von der Börse nie gern gesehen. Ein Konjunkturpaket hätte man wohl nicht abgelehnt, aber tiefe Steuern sind an der Börse langfristig mehr wert. Die Demokraten haben sich auch stärker auf Big Tech eingeschossen als die Republikaner. Es ist nun sehr unwahrscheinlich, dass Big Tech in naher Zukunft zerschlagen wird. Technologiewerte gewannen daher besonders kräftig.

Cannabis-Aktien verlieren hingegen, da die flächendeckende Legalisierung vorerst nicht kommen dürfte. Dafür sinken die Zinsen, weil unter Republikanern kein so großes Konjunkturpaket zu erwarten ist. Selbst mit einem Präsidenten Biden geht es ohne den Senat nicht. Dieser bleibt voraussichtlich mehrheitlich republikanisch.

Das Endergebnis kennen wir noch nicht. Vielleicht steht es erst in einigen Tagen oder Wochen fest. Zu Beginn lag Biden vorne. Dann schien Trump in den Swing States Mehrheiten zu holen. Mit der verzögerten Auszählung von brieflich abgegebenen Stimmen verschiebt sich das Bild wieder zugunsten von Biden.


Die Anwälte sind bereits in Stellung gebracht. Es kann also noch dauern, denn das Rennen ist knapp und die Ergebnisse werden vor Gericht gezerrt. Das ändert vermutlich aber am Ergebnis nichts: wer auch immer im Weißen Haus sitzt kann nicht durchregieren. Das ist ein Plus für die Börse.

Falls bzw. wenn die Schlacht vor den Gerichten beginnt, kann die Euphorie über eine geteilte Regierung auch wieder weichen. Die großen Kursgewinne vom Mittwoch relativieren sich. Mittel- bis langfristig ist das sehr wahrscheinliche Ergebnis (geteilte Regierung) für die Börse aber gut. Anleger können durch Volatilität hindurchblicken.

Wie groß die Euphorie ist, zeigt die Grafik. Seit 1896 gab es am Tag nach der Wahl keine so hohen Kursgewinne mehr. Kommt beim Warten und den Gerichtsprozessen in den kommenden Tagen doch Ermüdung bei Anlegern auf und fallen die Kurse, sind das Kaufgelegenheiten.

Clemens Schmale


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  • Effe
    Effe

    bereits das ganze (Börsen-) Jahr bietet historische Rekorde

    10:17 Uhr, 06.11.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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