Kommentar
10:08 Uhr, 23.08.2018

Wegen BREXIT: Exodus von der Insel!

Bis zum Brexit ist es nicht mehr lang. Viele EU-Bürger können es aber schon gar nicht mehr abwarten und flüchten aus dem Land.

Noch ist gar nicht bekannt, ob Großbritannien einen Deal mit der EU bekommt und wie gut oder schlecht dieser dann aussieht. Für viele EU-Bürger macht das nichts. Sie warten gar nicht erst das Ergebnis ab und verlassen das Land in Scharen.

Zuletzt verließen während der Finanzkrise mehr EU-Bürger das Land als zuwanderten. Diese Bewegung war nachvollziehbar. Die meisten EU-Bürger gehen nach Großbritannien, um zu arbeiten. Es handelt sich dabei nicht nur um Menschen aus osteuropäischen Ländern, die teils im Niedriglohnsektor arbeiten. Vielmehr handelt es sich um gut bezahlte Spezialisten, vor allem in der Finanzbranche.

Im Vergleich zum Vorjahr haben 85.000 EU-Bürger der Insel den Rücken gekehrt (Grafik 1). Das ist mindestens seit 20 Jahren der größte Rückgang. Überdurchschnittlich bezahlte Arbeitnehmer wandern ab. Das hatten die Befürworter möglicherweise nicht im Sinn. Es fehlt in Großbritannien jetzt an allen Ecken und Enden an qualifiziertem Personal.

So mancher Brexit-Befürworter reibt sich natürlich die Hände. Der Brexit war am Ende eine Abstimmung über die Zuwanderung. Ohne die EU sollte es weniger Zuwanderung geben. Es bleiben dann, so die Milchmädchenrechnung, mehr Jobs für die Inländer.

Wenn man die Entwicklung der Arbeitslosenrate betrachtet, kommt man wirklich auf die Idee, dass EU-Bürger den Briten Jobs gestohlen haben. Die Rate ist deutlich niedriger als bei Inländern (Grafik 2) – und das seit über 10 Jahren.

Die Rechnung geht allerdings nicht auf. Man kann hochqualifizierte Leute, die jetzt abwandern, nicht einfach beliebig durch einen Inländer ersetzen. Das führt dazu, dass viele Stellen nicht besetzt werden können. Mittelfristig wird sich dies auf das Wachstum auswirken. Ganz davon abgesehen, dass viele Jobs in die EU wandern werden, die besonders hoch bezahlt sind. Genau hier nimmt der Staat aber am meisten Steuern ein.

Viele EU-Bürger wurden nach Großbritannien geholt. Arbeitnehmer werden von ihren Unternehmen ins Land geholt. Entsprechend hoch ist der Beschäftigungsgrad der EU-Bürger (Grafik 3). Großbritannien wird diesen Exodus überstehen, aber nicht unbeschadet.

Zu allem Überfluss ist die Mehrheit der Briten inzwischen wieder gegen den Brexit. Gleichzeitig sind viele mit der Regierung unzufrieden. Sie mögen den potentiellen Deal nicht, den die Regierung auszuhandeln versucht.

Rückgängig kann man den Brexit trotzdem nicht machen. Die Befürworter des Brexit geben mehrheitlich an, dass sie nicht nur enttäuscht, sondern regelrecht verärgert wären. Politisch kann man sich denken, was das heißt. Würde die Regierung den Brexit nicht vorantreiben, gäbe es vielleicht sogar einen Aufstand.

Der Zug ist abgefahren. Keiner weiß so recht, wohin und alle sind so oder so unzufrieden, aber der Zug fährt. Grandios.

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16 Kommentare

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  • TomCat
    TomCat

    Lemminge machen auch einen auf Volksentscheid. Die EU hat ihr Fehler, wer aber glaubt alleine gegen die Bollwerke jenseits des Atlantiks und in Fernost anstinken zu können, der irrt sich gewaltig.

    08:56 Uhr, 24.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Data75
    Data75

    Also die Zahlen sehen doch erstmal nicht schlecht aus. Man sieht einen Rückgang, wie es ihn in der Vergangenheit auch schon gab. Der Bestand nimmt nur nicht weiter zu, nach beträchtlichem Anstieg. Die Arbeitslosenzahlen der Inländer sinken immer stärker.

    13:14 Uhr, 23.08.2018
  • Chronos
    Chronos

    Ehrlich gesagt kann ich mit so plumpen Statistiken wenig bis gar nichts anfangen.

    Alleine in der BRD dürften so knapp 300 TSD Deutsche, vor allem Junge, p.a. auswandern, dafür kamen bereits vor 15 Jahren im Schnitt 220-330 TSD Flüchtlinge (ohne die Peaks mit über einer Mio vor 2-3 Jahren, die sind noch gar nicht bewertet). Bleiben die Rentner und wenige Fachkräfte.

    Mir fehlen nicht nur Achsenbeschriftungen, sondern auch die Binnendifferenzierung.

    UK dürfte einen überwiegenden Teil Polen haben, dann geschätzt Ungarn, RO, Russen, Bulgaren.

    RO, RU, BU sind nicht im Schengenraum, werden aber seltsamerweise immer zu den EU-Bürgern gezählt.

    Arbeitsplätze in UK sind doch vor allem Bänker, wandern die nicht einfach nach Irland und Island aus?

    Es leben scotland mit seinen Schafen und Windrädern, da ist die Welt noch einfacher.

    12:36 Uhr, 23.08.2018
  • Frankey
    Frankey

    Hr. Schmale, zwei Anmerkungen:

    1) "Man kann hochqualifizierte Leute, die jetzt abwandern, nicht einfach beliebig durch einen Inländer ersetzen" - was soll das aussagen: haben die Briten keine hochqualifizierten Leute (mehr)? und warum kommen Regierungen eigentlich nicht auf die Idee, erstmal die eigenen Arbeitslosen (also Leute des eigenen Volks) mit einer Kampagne fit für den Markt zu machen, bevor man andere heranzieht?!...

    2) ich glaube Ihnen zwar die Zahlenreihen, aber es wäre immer schön, die Quellen zu erfahren.

    11:48 Uhr, 23.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Extrem schlaue Briten ! Haben sich doch glatt Freiheit ,Unabhaengigkeit und Recht bewahrt mit ihrem Austritt aus den USSE ! ( United Socialist States of Europe)

    10:54 Uhr, 23.08.2018
    2 Antworten anzeigen
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    "... aber der Zug fährt. Grandios." >> genau und zwar gegen die Wand. Aber jedem das Seine.

    10:28 Uhr, 23.08.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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