Kommentar
18:18 Uhr, 28.04.2022

Was würde ein Kriegsende für Rohstoffe bedeuten?

Je früher der Krieg vorüber ist, desto besser. Keiner weiß jedoch, wann das der Fall ist. Umso wichtiger ist es die Szenarien für wichtige Anlageklassen zu kennen.

Ein Krieg bringt viele Verlierer und wenige Gewinner hervor. Das gilt vor allem für die Menschen. Das Prinzip weniger Gewinner und vieler Verlierer findet sich auch in der Wirtschaft und an der Börse. Die Börsengewinner sind schnell gefunden. Die Aktien von Rüstungskonzernen waren selten so gesucht wie in den letzten Wochen. Die Aktie von Rheinmetall hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt.

Europäische Rüstungskonzerne zeigten die größten Kursgewinne, doch auch US-Firmen profitieren. Lockheed Martin etwa konnte in diesem Jahr um ein Viertel steigen, während der Gesamtmarkt fiel. Ob sich die Kurse nach Kriegsende normalisieren, bleibt abzuwarten. Die Entscheidung, Europa aufzurüsten, ist gefallen und ein Kriegsende wird daran wenig ändern.

Bei Rohstoffen könnte dies anders sein. Russland ist ein wichtiger Exporteur von Öl, Gas, Kohle, Nickel, Kupfer, Uran, Platin, Palladium und weiteren Metallen. Darüber hinaus ist Russland auch ein wichtiger Lieferant von Stahlerzeugnissen und Agrarrohstoffen. Sanktionen und Selbstsanktionen sorgen für eine Verknappung auf dem Weltmarkt und steigende Preise. Der Preisanstieg ist, wenn man so will, regelkonform.

Der Preisanstieg kam zu einer Zeit, in der fundamental alles für fallende Preise sprach. Global hat China den mit Abstand größten Rohstoffverbrauch. China verbraucht fast 15 % der globalen Ölförderung, knapp 10 % des geförderten Erdgases und 50 % der Kohle. Bei einigen Industriemetallen liegt der Verbrauch ebenfalls bei 50 % der weltweiten Produktion. Ob Nickel, Zink, Kupfer, Eisenerz oder Blei, China steht für 45-50 % der globalen Nachfrage.

Chinas Wirtschaft kühlt sich ab. Bester Ausdruck davon sind sinkende Importe. Erstmals seit Beginn der Pandemie fielen Chinas Importe. China importiert vor allem zwei Dinge, Hochtechnologie und Rohstoffe. Der Rückgang der Importe deutet auf deutlich geringeren Rohstoffverbrauch hin.

Der Rückgang der Importwerte ist umso bemerkenswerter, da Rohstoffpreise gestiegen sind. Unter normalen Bedingungen würden die Daten bei Rohstoffen für einen Preisrutsch sorgen. Dies ist wegen des Krieges nicht der Fall. Chinas Abschwung begrenzt jedoch den Preisanstieg. Öl würde ohne Chinas Wachstumsschwäche wohl 10-15 Dollar je Barrel höher stehen.

Die Logik, dass Rohstoffpreise mit Chinas Importen steigen bzw. fallen (Grafik 1), ist ausgesetzt. Auch eine andere Logik funktioniert derzeit nicht. Rohstoffe werden größtenteils in Dollar gehandelt. Wertet der Dollar auf, fallen Rohstoffpreise, wenn alles andere unverändert bleibt. Rohstoffpreise und Dollar verlaufen daher grundsätzlich parallel (Grafik 2). Aktuell wertet der Dollar auf und Rohstoffe steigen.

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Das zeigt, wie tiefgreifend der Krieg den Rohstoffmarkt beeinflusst. Ein Kriegsende führt nicht automatisch zu einem Ende der Sanktionen. Das Angebot wird auf unbestimmte Zeit begrenzt bleiben. Das ändert nichts daran, dass Anleger aus Erleichterung Rohstoffe verkaufen dürften, zumal fundamental und unter normaleren Bedingungen tiefere Preise gerechtfertigt wären. Solange China seine Covid-Strategie nicht fundamental ändert und so die Rohstoffnachfrage steigen lässt, ist bei Öl, Gas usw. bei einem absehbaren Kriegsende mit viel Bewegung zu rechnen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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