Kommentar
06:00 Uhr, 19.06.2021

Was wäre der US-Aktienmarkt ohne ausländische Anleger?

Der US-Aktienmarkt ist der mit Abstand größte der Welt. Die Gesamtmarktkapitalisierung steuert auf 50 Billionen Dollar zu. Nicht zuletzt ausländische Investoren sind dafür verantwortlich.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 4.221,86 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.221,86 Pkt (S&P)

US-Aktien sind in der Welt beliebt. Im Vergleich zu vielen anderen Regionen wie Europa oder Japan können die USA seit vielen Jahren hohes Wirtschaftswachstum ausweisen. Zum einen ist eine schnell wachsende Wirtschaft attraktiver als etwa die Stagnation in Japan oder der Hälfte Europas.

Zum anderen beheimaten die USA eine Handvoll Unternehmen, die globalen Einfluss haben wie sonst niemand. Man denke an Facebook, Microsoft, Apple oder Alphabet. Wer von diesen globalen quasi Monopolen profitieren will, muss in den US-Markt. Es führt kein Weg daran vorbei.

In den USA dürfte sich kaum jemand über den Kapitalzustrom beklagen. Ohne die hohe Nachfrage aus dem Ausland wäre die Bewertung vermutlich eine andere. Tatsächlich gehört ein Drittel des Marktes ausländischen Anlegern (Grafik 1). Das war nicht immer so. Bis in die 60er Jahre hinein gehörten ausländischen Investoren weniger als 5 % des Marktes.


Der Wert der vom Ausland gehaltenen Aktien stieg und fiel mit dem Markt. Seit den späten 60er Jahren steigt der Wert der Anlagen schneller als der Markt. Das bedeutet, dass immer neues Geld in die USA fließt und angelegt wird. Entsprechend hat das Ausland seinen Anteil am Markt auf ein Drittel erhöht.

Auch in anderen Ländern gehört dem Ausland ein stattlicher Teil der Aktien. Das ist auch in Deutschland so. Allerdings ist die Gesamtmarktkapitalisierung deutlich kleiner. Der deutsche Aktienmarkt ist um mehr als 90 % kleiner als der US-Markt. Es fällt leichter, hier einen größeren Anteil aufzubauen.

Ausländische Anleger haben ca. 1 Billion Euro im deutschen Aktienmarkt. Im US-Markt sind es über 10 Billionen. Die Größenordnung ist eine ganz andere. Dennoch gilt auch hier, was für die USA gilt. Ohne ausländische Anleger wäre die Bewertung wohl eine andere.

Umso wichtiger ist es, was diese Anleger tun. In den letzten Quartalen floss viel Geld in den US-Markt (Grafik 2). In den ersten Monaten des laufenden Jahres verlangsamte sich das Tempo des Kapitalzustroms merklich. Auf Jahresbasis ist der Zufluss bereits von über 700 Mrd. auf 500 Mrd. gesunken. Das Interesse lässt nach.


Das kann zu einem Problem werden. Es ist kein Zufall, dass der US-Markt schlecht läuft, wenn ausländische Anleger Kapital abziehen oder sehr wenig investieren. Das galt in den vergangenen zwei Bärenmärkten ebenso wie bei den größeren Korrekturen 2015/16 und Ende 2018.

Die Dynamik lässt aktuell merklich nach. Gleichzeitig kommt der US-Markt nicht mehr vom Fleck. Kehrt sich der Kapitalstrom um, muss mit einer länger anhaltenden Underperformance gerechnet werden. Das ist angesichts der hohen Bewertung des US-Marktes gut vorstellbar.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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