Kommentar
10:06 Uhr, 10.02.2017

Was verdienen eigentlich Trader?

An der Börse kann man viel Geld machen. Mit dieser Erwartung gehen viele Trader und Investoren an die Finanzmärkte. Doch wie sieht eigentlich die Realität aus? Ich habe mir verschiedene Untersuchungen angeschaut. Mit überraschenden Ergebnissen.

In einer Studie aus dem Jahr 2004 gingen die Verhaltensforscher Prof. Brad Barber und Prof. Terrance Odean von University of California at Berkeley der Frage nach, ob Daytrader langfristig Geld verdienen würden. (1)

Erstaunliche Erfolge von einigen Daytradern

Die Studie auf Basis taiwanesischer Börsendaten ist eine der umfassendsten, die je zum Daytrading unternommen wurde. Die Forscher schätzten anhand der Börsenumsätze, dass zum Zeitpunkt der Studie etwa 97 % der Daytrader reine Privatanleger waren. Unter den Daytradern gab es eine kleine Gruppe von nur etwa 1 % der Privatanleger, die für 50 % der Daytradingaktivitäten und etwa 25 % aller Umsätze von Privatanlegern insgesamt verantwortlich war. Kurzum, diese Gruppe handelte sehr große Positionen.

Die Erkenntnis der Professoren nach Sichtung aller Daten: Im Durchschnitt verloren innerhalb von 6 Monaten mehr als 80 % der Daytrader Geld. Eine kleine Gruppe von Tradern aber stach bei ihren Ergebnissen heraus. Vor allem Daytrader, die in der Vergangenheit bereits gute Ergebnisse erzielten, schienen fortlaufend eine konstante Performance, auch nach Kosten, zu erzielen. Die Aktien, die sie handelten, rentierten im Durchschnitt mit einer Outperformance von 6,2 % - pro Tag!

Das Pareto-Prinzip

Das Ergebnis dieser Studie bestätigt ein Prinzip, das allgemein als das Pareto-Prinzip bekannt ist. Dieses Prinzip geht zurück auf den italienischen Ökonomen Vilfredo Pareto, der in seinen Untersuchungen zur Jahrhundertwende feststellte, dass 80 % des Vermögens bei rund 20 % der italienischen Familien konzentriert war. Das Pareto-Prinzip wurde in den letzten Jahrzehnten auf alle möglichen Bereiche der Wirtschaft und des Alltags übertragen und hat sich immer wieder bestätigt. So machen 20 % der Unternehmen einer Branche meist 80 % des gesamten Umsatzes oder 20 % unserer Tätigkeiten im Job machen oft 80 % der Gesamtleistung aus. Ein sehr spannendes Gesetz.

Das ganze kann man aber noch weitertreiben.

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Wenn man sagt, dass 20 % der Unternehmen 80 % des Umsatzes machen, dann wäre die Anwendung von Pareto auf dieses Pareto, dass 4 % der Unternehmen 64 % des gesamten Umsatzes machen. Und jetzt treiben wir das auf die Spitze. Pareto von Pareto von Pareto. 0,8 % der Unternehmen einer Branche machen 51,2 % des kompletten Umsatzes.

Schauen wir doch einmal in die Wirtschaft. Red Bull, Nestle, Ikea, Nike... Irgendwann dominieren wenige große Player einen kompletten Markt und verdienen Milliarden. Apple verdiente alleine im letzten Quartal 17,89 Milliarden US-Dollar.

Wenn man das ganze auf die Verteilung von Tradingergebnissen überträgt, kommt man ebenfalls zu überraschenden Schlussfolgerungen, die sich auch in der oben genannten Studie der Universität Berkeley wiederfinden.

Demnach teilen sich nur 4 % der Trader etwa 60 % aller Tradinggewinne. Und sogar 1 % aller Trader dürfen 50 % aller Gewinne für sich vereinnahmen. Wahnsinn, oder?

Die französische Finanzbehörde hat 2014 eine Statistik über die Ergebnisse von Tradern im CFD- und Forexhandel veröffentlicht. (Guidants-Leser öffnen bitte die Grafik im Anhang) Sehen Sie diesen kleinen blauen Balken ganz rechts? Das sind die 1 % der Trader, die Geld verdienen.

Was bedeutet das für unsere Eingangsfrage, wie viel denn Trader nun eigentlich verdienen. Nachdem ich mehrere Studien und deren Ergebnisse (die sich weltweit ähneln), zusammengefasst habe, komme ich auf folgendes Ergebnis.

Nach 20 Jahren aktivem Handel an den Finanzmärkten sind von 100 Anlegern

Millionär = 1 Anleger (über 5 Millionen Dollar Vermögen)
Wohlhabend = 5 Anleger (über 500.000 Dollar Vermögen)
Haben mehr Freizeit = 5 Anleger (können Teilzeit arbeiten durch Kompensation von Börsengewinnen)
Müssen noch immer Vollzeit arbeiten = 55 Anleger (keine überdurchschnittlichen Renditen)
Sind pleite = 34 Anleger (Totalverlust des Vermögens)

Fazit

Die Ergebnisse der Anlegerstudien sind eigentlich wenig überraschend. Das nur wenige Trader langfristig gewinnen, das haben wir alle schon gehört und gelesen. Erstaunlich ist jedoch, wie schnell sich der Erfolg nach oben potenziert. Doch warum sollte es beim Trading anders sein als in der Wirtschaft?

The Winner takes it all.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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13 Kommentare

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  • Rolli1001
    Rolli1001

    VIelleicht sollte man mal sehen was mit den mindestens 90% geworden ist welche ja irgendwann 100% verloren haben, oder vorher enttäuscht aufgehört haben.

    Frage: warum sollen dann Leute bei GM teuere Tradingdienste buchen wenn da sowieso nichts rauskommt.

    Was ich festgestellt habe, dass viele der s.g. Profis 90% ihrer Einnahmen nicht durch Traden erzielen oder sonstigen Strategien sondern durch ABOs oder Bücher, Seminare usw.

    Denn nur die wirklichene 1-2% sind die "stillen Trader" und die verdienen so gut, dass da keine Zeit bleibt um Amateuren irgendwas beizubringen oder irgendwelche Kolumnen zu schreiben.

    Habe ich was übersehen ?

    20:28 Uhr, 11.02.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Long oder Short
    Long oder Short

    Dass die Bandbreite der Tradinggewinne sehr groß ist und die meisten Geld verlieren, ist ja mittlerweile allgemein bekannt. Denn wenn dies anders wäre, würden die CFD-Anbieter ja auch kein Geld verdienen.

    Nun wird im Artikel wissenschaftlich begonnen und die 20/80 Regel herangezogen, die ja scheinbar fundiert zu sein scheint. Aber anschließend multipliziert der Autor diese Regel einfach noch dreimal mit sich selbst um ein Ergebnis zu erhalten, das seine Meinung untermauert. Da sind wir aber weit abgedriftet von einer wissenschaftlichen Untersuchung zur persönlichen Meinung.

    07:55 Uhr, 09.02.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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