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Kommentar
09:44 Uhr, 17.10.2025

Was steckt hinter dem jüngsten Ölpreisrutsch?

Der Ölpreis ist zuletzt deutlich gefallen, weil derzeit das Angebot stärker wächst als die Nachfrage. Die Internationale Energieagentur erwartet für die kommenden Quartale einen deutlichen Überschuss und rechnet bis Mitte 2026 mit mehreren Millionen Barrel pro Tag mehr Öl auf dem Markt. Das hat die Preise auf den tiefsten Stand seit fünf Monaten gedrückt. Händler gehen nun nicht mehr von einem schnellen Lagerabbau aus, sondern stellen sich auf wachsende Vorräte ein.

Hinzu kommt, dass die Rohöllager in den USA zuletzt um rund 3,5 Mio. Barrel gestiegen sind. Gleichzeitig laufen viele Raffinerien wegen Wartungsarbeiten mit reduzierter Auslastung. Das zeigt, dass die Inlandsnachfrage vorübergehend schwächer ist, während die US-Förderung weiter hoch bleibt.

Ein weiterer Grund ist der abnehmende geopolitische Risikoaufschlag. Das geplante Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin sowie diplomatische Fortschritte im Nahen Osten lassen die Marktteilnehmer wieder stärker auf Fundamentaldaten achten.

Auch die Förderpolitik der OPEC plus sorgt für Unsicherheit. Das Bündnis hat im Oktober begonnen, seine Förderkürzungen leicht zurückzunehmen, und will im November über weitere Schritte beraten. Zugleich steigt die Produktion außerhalb der OPEC weiter. Dadurch wächst die Sorge, dass die globalen Lagerbestände 2025 und 2026 wieder zunehmen.

Brent-Öl schloss am Donnerstag bei 61,06 $, WTI bei 57,46 $. Heute Morgen notiert Brent sogar nur bei 60,50 $, während WTI bei 56,45 $ liegt. Beide Preise liegen damit so niedrig wie seit Anfang Mai nicht mehr. Der Markt reagiert empfindlich auf die Aussicht, dass sich erneut ein Überangebot aufbaut.

Der feste Dollar verschärft den Preisrückgang. Für Käufer außerhalb der USA wird Öl dadurch teurer, was die Nachfrage zusätzlich dämpft. Zudem schwächt sich die Konjunktur in wichtigen Abnehmerländern ab, was den Verbrauch weiter bremst.

Die Kursbewegung wirkt sich unterschiedlich auf Unternehmen aus. Förderfirmen mit hohen Kosten leiden am stärksten, während Raffinerien von günstigeren Einkaufspreisen profitieren. Fluggesellschaften, Chemiekonzerne und Teile der Logistikbranche können sich über sinkende Energiekosten freuen.

Kurzfristig richten sich die Blicke nun auf die nächsten Lagerdaten der US-Energiebehörde EIA am Mittwoch und das OPEC-plus-Treffen am 2. November. Neue Förderausfälle oder starke Lagerabbauten könnten den Preis stabilisieren. Steigen die Lagerbestände weiter, droht Brent dagegen in den Bereich um 58 $ zu fallen.

Fazit: Der Preisrutsch seit gestern folgt klaren Mustern: Zu viel Angebot, wachsende Lagerbestände und vorübergehend weniger geopolitische Spannungen. Solange diese Faktoren bestehen, bleibt eine Erholung des Ölpreises schwierig.

Oliver Kantimm, Redaktion "Der Aktionärsbrief"

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