Kommentar
15:28 Uhr, 04.09.2012

Was Sie immer schon über Geld und Gold wissen wollten ... (Teil 3)

Geld ist das allgemeine, universell akzeptierte Tauschmittel. Man kann es überall zu Käufen verwenden: Geld hat Kaufkraft.

Die Kaufkraft des Geldes ist zu verstehen als die Menge der Güter, die man gegen Hingabe einer Geldeinheit erhält. Beträgt zum Beispiel der Preis eines Apfels ein Euro, so ist die Kaufkraft eines Euro ein Apfel (ein Euro dividiert durch den Preis (hier ein Euro pro Apfel)). Steigt der Preis des Apfels auf zum Beispiel zwei Euro, so ist die Kaufkraft des Euro nur noch ein halber Apfel.

Wie aber bestimmt sich die Kaufkraft? Sie bestimmt sich durch das Angebot von Geld und die Nachfrage nach Geld – also durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, wie in jedem anderen Markt auch.

In einer Geldwirtschaft werden bekanntlich Güter gegen Geld getauscht. Wer ein Gut gegen Hingabe von Geld nachfragt, ist ein Geldanbieter. Wer in einer Geldwirtschaft ein Gut anbietet, ist ein Geldnachfrager.

Die obige Graphik zeigt beispielhaft, wie sich die Kaufkraft einer Geldeinheit verändert, wenn die Güterpreise steigen. Klar erkennbar ist: Nehmen die Güterpreise zu, nimmt die Kaufkraft des Geldes ab. Eine Verdopplung der Preise (von zum Beispiel 100 Euro auf 200 Euro pro Gut) senkt die Kaufkraft des Geldes um 50 Prozent. Würden die Güterpreise sich vervierfachen (also von 100 auf 400 steigen), so fällt die Kaufkraft des Geldes um 75 Prozent.

Mit anderen Worten: Das Geldangebot entspricht der Güternachfrage, und die Geldnachfrage entspricht dem Güterangebot. Die Güterpreise bilden sich aus Angebot und Nachfrage – also aus dem Zusammenspiel von Güternachfrage und Güterangebot, oder, was in einer Geldwirtschaft das gleiche ist, aus dem Zusammenspiel von Geldangebot und Geldnachfrage. Die Güterpreise, die aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage resultieren, bestimmen folglich die Kaufkraft des Geldes.

Die besondere Rolle der Geldmengenvermehrung

Eine Marktwirtschaft zeichnet sich durch beständige Veränderung aus: Konsumenten ändern fortwährend ihre Neigungen und Kaufgewohnheiten, Produzenten bringen immer neue Produkte auf den Markt. Mit anderen Worten: Die Güternachfrage und das Güterangebot ändern sich fortlaufend – und damit natürlich auch das Geldangebot und die Geldnachfrage und damit auch die Kaufkraft des Geldes. Die Idee von der konstanten Kaufkraft des Geldes ist irreführend.

Besondere Bedeutung für die Veränderung der Kaufkraft des Geldes kommt jedoch der Vermehrung der Geldmenge zu.

Um die Bedeutung der Geldvermehrung für die Kaufkraft des Geldes zu verstehen, ist es zunächst wichtig zu erkennen, dass Geld weder ein Produktionsgut noch ein Konsumgut ist.

Ein Produktionsgut wird eingesetzt, um andere Güter (letztlich Konsumgüter) zu erstellen. So ist zum Beispiel Mehl ein Produktionsgut, wenn es gilt, Brot und Kuchen zu produzieren. Konsumgüter sind solche Güter, die verbraucht und wahrsten Sinne des Wortes verzehrt werden.

Geld ist weder ein Produktions- noch ein Konsumgut. Es ist ein Tauschgut. Die einzige Funktion des Geldes ist die Tauschfunktion; Recheneinheits- und Wertaufbewahrungsfunktion sind lediglich Unterfunktionen der Tauschfunktion des Geldes.

Das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens

Das (Tausch)Gut Geld unterliegt, wie jedes andere Gut (sei es ein Produktions- oder Konsumgut) auch, dem Gesetz des abnehmenden Grenznutzens. Dieses Gesetz, das kein psychologisches, sondern ein logisches Gesetz ist, ist heute allgemein anerkannt zur Wert- und Preisbestimmung der Güter.

Das Gesetz besagt im Kern, dass der Nutzen des zusätzlich erhaltenen Gutes (also der Grenznutzen) abnimmt, weil es nur zur Befriedigung eines weniger dringlichen Bedürfnisses eingesetzt werden kann – im Vergleich zum Nutzen, den das zuvor verwendeten Gut gestiftet hat. Nutzen ist dabei stets eine individuell (subjektiv) empfundene Größe.

Das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens erklärt, warum ein Anwachsen der Geldmenge den Tauschwert des Geldes notwendigerweiseschwinden lässt.

Geld – das allgemein akzeptierte Tauschmittel – hat die Besonderheit, dass es „nur“ ein Tauschgut ist. Wer es hält, wird es (früher oder später) gegen andere Güter tauschen. Und weil das Geld „nur“ ein Tauschgut ist, besteht der Nutzen des Geldes in den im Austausch erhältlichen anderen Gütern.

Je größer die Geldmenge ist, über die man verfügt, desto geringer ist auch (und zwar notwendigerweise) der Nutzen, den man den verfügbaren Geldeinheiten zumisst.

Beispiel: Wächst der verfügbare Geldbestand von 99 Euro auf 100 Euro, so kann durch den Zuwachs in Höhe des einen Euro nur ein Unbefriedigtsein abgestellt werden, das als weniger lästig empfunden wird als das Unbefriedigtsein, das mit Hilfe des Vorrates von 99 Euro Einheiten abgestellt wird.

Anders ausgedrückt: Steigt die verfügbare Menge des Geldes, so nimmt der Grenznutzen der Geldeinheit ab (also der Nutzen der zusätzlich erhaltenen Geldeinheit). Je mehr Geld in die Taschen der Handelnden gerät, desto geringer wird auch der Nutzen (Wert), den eine zusätzlich erhaltene Geldeinheit stiftet. Die Folge ist, dass die erhöhte Geldmenge gegen andere Güter eingetauscht wird, die höher wertgeschätzt werden – mit der Folge steigender Güterpreise und sinkender Kaufkraft des Geldes.

„Die Vermehrung des Geldvorrates der Volkswirtschaft bedeutet also stets eine Vermehrung des Geldbesitzes, des Vermögens einer Anzahl von Wirtschaftssubjekten (…). Überdies wird bei diesen Personen das Verhältnis zwischen Geldbedarf und Geldvorrat verschoben; sie haben verhältnismäßig Überfluß an Geld, verhältnismäßig Mangel an anderen wirtschaftlichen Gütern. Die nächste Folge beider Umstände ist die, dass der Grenznutzen der Geldeinheit für die betreffenden Wirtschaftssubjekte sinkt. Das muß ihr Verhalten auf dem Markte beeinflussen. Sie sind „tauschfähiger, „kaufkräftiger“ geworden. Sie müssen nun auf dem Markte ihre Nachfrage nach den Gegenständen ihres Bedarfes stärker zum Ausdruck bringen als bisher; sie können mehr Geld für Waren anbieten, welche sie zu erwerben wünschen. Es wird die selbstverständliche Folge davon sein, daß die betreffenden Güter im Preise steigen werden, daß der objektive Tauschwert des Geldes ihnen gegenüber sinkt.“

Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH

Degussa Goldhandel GmbH, Kettenhofweg 29, 60325 Frankfurt am Main, Tel: 069/860068-0, Fax: 069/860068-222, Mail: info@degussa-goldhandel.de

http://www.degussa-goldhandel.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen