Kommentar
14:24 Uhr, 24.08.2012

Was Sie immer schon über Geld und Gold wissen wollten ...

Die Erkenntnis, wie das Geld entstanden ist, ist von großer Bedeutung, wenn es gilt, das heutige Geld- und Währungssystem, und die Probleme, die es gebracht hat, besser zu verstehen.

Wie also ist Geld entstanden?

Der Ökonom Carl Menger (1840 – 1921) hatte eine Erklärung: Geld ist durch die spontanen Kräfte des Marktes entstanden. Menschen erkennen zunächst, dass Arbeitsteilung und Spezialisierung für alle produktiver sind, als wenn jeder einzelne alles alleine herstellen würde. Erfolgt aber eine Spezialisierung, so entsteht die Notwendigkeit zu tauschen.

Anfänglich lässt sich Gut gegen Gut tauschen. Ein solcher „Naturaltausch“ stößt jedoch schnell an seine Grenzen. Denn ein Tausch kommt nur dann zustande, wenn das Gut, dass Herr A anbietet, genau das Gut ist, was Herr B haben möchte; und wenn das Gut, dass Herr B anbietet, den Wünschen von Herrn A entspricht.

Tauschen wird unendlich leichter, wenn ein indirektes Tauschmittel verwendet wird. Man tauscht sein Gut gegen das indirekte Tauschmittel, und dann tauscht man das indirekte Tauschmittel gegen dasjenige Gut ein, das man haben möchte. Dasjenige indirekte Tauschmittel, dass die größte Verbreitung und Akzeptanz findet, wird zu Geld: dem allgemeinen, universell akzeptierten Tauschmittel.

Damit ein Gut als Geld gewählt wird, muss es eine Reihe von physischen Eigenschaften aufweisen. Es muss (1) knapp, (2) homogen, (3) teilbar, (4) haltbar, (5) transportabel, (6) prägbar und (7) allgemein wertgeschätzt sein. Die Währungsgeschichte zeigt, dass vor allem Edelmetalle (also Gold und Silber) aufgrund dieser Eigenschaften als Geld gewählt wurden.

Nach Menger muss Geld aus einem Sachgut entstanden sein. Zunächst wird ein Gut um seiner selbst willen gewertschätzt und gehandelt gegen andere Güter. Aufgrund seiner Eigenschaften, als indirektes Tauschmittel funktionieren zu können, wird es früher oder später als allgemein akzeptiertes Tauschmittel gewählt, es wird zu Geld.

Der Ökonom Ludwig von Mises (1881 – 1973) erklärte später, dass es in der Tat logisch so sein muss, wie es Menger erklärt hatte. Geld muss aus einem Sachgut entstanden sein, so Mises, weil andernfalls der Tauschwert des Geldes gar nicht bestimmbar wäre.

Geld wird nachgefragt, weil es Kaufkraft hat. Wie aber bestimmt sich die Kaufkraft des Geldes? Sie bestimmt sich aus Angebot von und Nachfrage nach Geld. Führt das aber nicht in einen Zirkelschluss?

Mises erkannte, dass die Kaufkraft des Geldes eine Zeitdimension hat: Dass jemand heute Geld hält, liegt daran, dass er davon ausgeht, dass mit Geld getauscht werden kann.

„Papiergeld ist niemals durch freiwillige Kooperation zustande gekommen. In allen bekannten Fällen wurde es durch Zwang und Nötigung eingeführt, manchmal auch unter Androhung der Todesstrafe.“

Jörg Guido Hülsmann, „Die Ethik der Geldproduktion“, 2007, S. 200.

Die Erkenntnis, dass Geld heute Tauschkraft hat, speist sich aus der unmittelbaren Erfahrung, dass man gestern mit Geld kaufen konnte. Und die Erkenntnis, dass man gestern mit Geld kaufen konnte, speist sich wiederum aus der Erfahrung, dass man vorgestern mit Geld kaufen konnte. Und so weiter.

Gedanklich lässt sich diese Erklärung zurückverfolgen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Gut von seiner reinen nicht-monetären Wertschätzung erstmalig zu Tauschzwecken verwendet wurde.

Die Kaufkraft des Geldes lässt sich auf den Tauschwert eines Sachgutes zurückführen; Geld muss aus einem Sachgut entstanden sein.

Wie erklärt sich vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse, dass heute Papiergeld – also entmaterialisiertes Geld – die Regel ist? Ob US-Dollar, Euro, japanischer Yen, Britisches Pfund und chinesischer Renminbi: Sie alle sind Papiergeldwährungen, die in nichts eintauschbar sind, die keinerlei Sachgut (Gold oder Silber) repräsentieren.

Die Antwort lautet: Ein solches Papiergeld konnte nur aus einem vorher existierenden Sachgeldsystem entstehen – und zwar indem ab einem Zeitpunkt dem umlaufenden Geldsubstituten in Form von Banknoten und Giroguthaben sprichwörtlich das Sachgeld entzogen wurde.

Gewissermaßen war spätestens der 15. August 1971 der Zeitpunkt, an dem genau das geschah. An diesem Tag verkündete US-Präsident Richard Nixon, dass der US-Dollar von nun an nicht mehr eintauschbar sei in Gold (bislang entsprachen 35 US-Dollar einer Feinunze Gold).

Die unilaterale Erklärung der US-Administration beendete damit das System von Bretton Woods: Fortan entsprach der US-Dollar nicht mehr einer bestimmten Feingoldmenge. Und da alle übrigen Währungen im System von Bretton Woods an den US-Dollar gebunden waren, wurden auch sie vom Gold gelöst.

Die amerikanische Entscheidung, die Goldeinlösepflicht des US-Dollar aufzuheben, kam einer Enteignung der Dollarhalter gleich. Es war also ein monetärer Enteignungsakt, durch den das heutige Papiergeldsystem aus der Taufe gehoben wurde.

Der „Gründungsakt“ des Papiergeldsystems ist also alles andere als „unschuldig“. So schreibt der Ökonom Jörg Guido Hülsmann in seinem Buch „Die Ethik der Geldproduktion“ (2007, S. 200): „Papiergeld ist niemals durch freiwillige Kooperation zustande gekommen. In allen bekannten Fällen wurde es durch Zwang und Nötigung eingeführt, manchmal auch unter Androhung der Todesstrafe.“

Dieser Erklärung des Geldes steht eine andere Erklärung unvereinbar gegenüber: und zwar die „staatliche Theorie des Geldes“, wie sie der deutsche Ökonom Georg Friedrich Knapp (1842 – 1926) formulierte. Nach Knapp ist Geld Ergebnis eines staatlichen Hoheitsaktes; es sei der Staat, so Knapp, der dem Gut seine Geldstellung und Geld seinen Wert verleiht. Doch Knapps Erklärung – die verbreiteter ist als die von Menger – kann in letzter Konsequenz nicht überzeugen.[Link "[1]" nicht mehr verfügbar]

Das heutige Papiergeldsystem, in dem staatliche Zentralbanken das Monopol über die Geldproduktion erlangt haben, ist ein Fremd- und Störfaktor in einem System freier Märkte. Wie das Papiergeld produziert wird, und welchen Schaden das anrichtet, das soll in der kommenden Woche betrachtet werden.

Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH

Degussa Goldhandel GmbH, Kettenhofweg 29, 60325 Frankfurt am Main, Tel: 069/860068-0, Fax: 069/860068-222, Mail: info@degussa-goldhandel.de

http://www.degussa-goldhandel.de

[Link "[1]" nicht mehr verfügbar]Denn wenn die Marktakteure aus Eigeninteresse die Vorteilhaftigkeit der Geldverwendung selbst erkennen, so braucht es kein obrigkeitliches Eingreifen, um Geld zu etablieren. Und wenn die Marktakteure den direkten Tausch dem indirektem Tausch vorziehen, müsste der Staat den Geldgebrauch per Befehl aufzwingen. Dann aber wäre die Frage zu klären: Wie kommt es, dass Geld ganz offensichtlich (überall) freiwillig für Tauschvorgänge Verwendung findet? Auch hier wäre die Erklärung, dass die Marktakteure die Vorteilhaftigkeit der Geldverwendung irgendwann einmal aus Eigeninteresse entdeckt haben müssen; denn nur so wird die Geldverwendung letztlich freiwillig. Entscheidend für den Aufstieg eines Gutes zum Geld ist jedoch allein, dass ein Gut zum Geld wird durch das Handeln der Marktakteure.

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