Kommentar
16:19 Uhr, 21.10.2020

Was können Notenbanken in der nächsten Krise noch tun?

Die nächste Krise kommt bestimmt und die aktuelle ist noch nicht überstanden. Was können Notenbanken dem noch entgegenhalten?

Bereits nach der Finanzkrise hatten viele Zweifel daran, dass Notenbanken noch die Instrumente haben, um den Finanzmarkt zu retten, wenn es notwendig wird. Die Kritik ist inzwischen verstummt. Notenbanken haben bewiesen, dass sie den Markt selbst im Nullzinsumfeld noch beruhigen können. Zweifel gab es vor allem deshalb, weil eben die Zinsen schon am unteren Rand dessen, was möglich ist, angekommen waren. Die US-Notenbank konnte die Zinsen zwar noch senken, die EZB und Bank of Japan hingegen konnten es nicht mehr. Trotzdem funktionierten die Interventionen. Interessanterweise war es auch nicht das Drehen an der Zinsschraube, die wirkte. Die US-Notenbank begann mit Zinssenkungen. Diese verpufften einfach. Was am Ende wirklich half, waren Wertpapierkäufe. Sie sind das effektivste Interventionsmittel.

Wie effektiv das ist, zeigt Grafik 1.

Dargestellt ist die Rendite von Hochzinsanleihen in den USA. Die Unternehmen, die diese Anleihen ausgeben, sind Firmen mit schlechter Bonität. Es sind Ramschanleihen. Die Rendite stieg kurzzeitig in den zweistelligen Bereich. Inzwischen sind sie wieder historisch niedrig und dies, obwohl die wirtschaftliche alles andere als rosig ist.

Gleichzeitig verschärfen Banken die Kreditvergabekriterien. In früheren Phasen folgten die Renditen dem Trend der Banken. Sie liefen den Renditen um mindestens ein Quartal voraus. Die Renditen müssten bei dem aktuellen Verhalten der Banken also weiter steigen, nicht fallen.

Nun sind sie aber gefallen. Dieses Wunderwerk hat die Fed zustande gebracht, in dem sie mit Käufen von Unternehmensanleihen begonnen hat. Frühere QE Programme waren auf Hypothekenpapiere und Staatsanleihen begrenzt.

Die Fed kauft zwar nicht direkt Ramschanleihen, aber der Kauf von Investment Grade Anleihen reichte aus, um den Markt zu überzeugen. Es können Ramschanleihen in der Notenbankbilanz landen, wenn Unternehmen später herabgestuft werden. In den ersten Wochen des Programms ignorierte die Fed Herabstufungen, sodass sie die Freiheit hatte von sogenannten Fallen Angels Anleihen zu kaufen.

Fallen Angels sind Unternehmen, die frisch herabgestuft wurden. Häufig handelt es sich um Unternehmen, die einst als stabil uns sicher galten. Es sind Unternehmen wie Kraft Heinz und Macy’s.

Allein die Tatsache, dass die Notenbank Unternehmensanleihen kauft, hat zu einer hohen Risikobereitschaft der Anleger geführt. Die Fed kauft dabei seit Monaten kaum noch Unternehmensanleihen. Seit Juli wurde der Bestand gerade einmal um 1 Mrd. Dollar erhöht.

Das zeigt, was die Notenbank beim nächsten Mal tun muss. Sie muss das tun, was sie auch jetzt umsetzt. Die Notenbanken müssen Wertpapiere kaufen und das Spektrum einfach erweitern. Beim nächsten Mal werden vermutlich auch Ramschanleihen direkt gekauft und bei der übernächsten Krise dann auch Aktien. Zum Glück sollten bis dahin noch viele Jahre vergehen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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