Kommentar
10:47 Uhr, 14.04.2020

Was ist vom OPEC+ Deal zu halten und was bedeutet er für den Ölpreis?

Mit Mühe und Not hat man sich auf etwas geeinigt, obwohl nicht alle einverstanden sind. Der Deal steht auf wackeligem Fundament. Was ist von den Details zu halten?

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  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 21,97000 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 21,97000 $/bbl. (FXCM)

Am Ende hat die Vernunft bei fast allen gesiegt. Nicht alle Länder sind von der Vereinbarung überzeugt. Zuletzt sträubte sich Mexiko, die vorgeschlagene Förderkürzung von 400.000 Barrel pro Tag durchzusetzen. Das wirft schon jetzt die Frage auf, ob der Deal langfristig funktionieren wird. Vorerst aber dürfte die Umsetzung beginnen. Der Anfang ist leicht, weil zunächst gar nichts geschieht. Bis Ende April produziert jeder wie er will. Im Mai und Juni soll die Fördermenge um 10 Mio. Barrel pro Tag gekürzt werden. Ab Juli bis Ende des Jahres soll die Kürzung bei 8 Mio. Barrel liegen und danach bis April 2022 bei 6 Mio. Aller Voraussicht nach wird die Fördermenge so bis Anfang 2021 immer noch über dem Bedarf liegen. Wie sich der Ölpreis nun entwickelt hängt von zwei Faktoren ab, der Entwicklung der Nachfrage und der Entwicklung des Lagerbestands. Der US-Lagerbestand liegt inzwischen wieder bei knapp 500 Mio. Barrel. Eigentlich beginnen sich die Lager im Frühjahr zu leeren. Es wird mehr Öl verarbeitet, da im Sommer die Nachfrage nach Benzin besonders hoch ist...


Dieser Nachfrageanstieg bleibt aus. Stattdessen wird die Nachfrage sogar sinken. Bereits jetzt deutet sich an, dass die Lagerkapazität knapp werden dürfte. Ölfirmen können den Hahn nicht einfach von heute auf morgen zudrehen. Der Lagerbestand nimmt derzeit pro Woche um 10 Mio. Barrel mehr zu als normal zu erwarten ist.

Die USA haben eine Lagerkapazität von etwas mehr als 600 Mio. Barrel. Die Kapazität könnte so in drei Monaten erreicht sein. Das Öl wird nicht nachgefragt und es gibt keine Lagerkapazität mehr. Was dann geschieht, kann man sich vorstellen. Öl wird verschenkt. Irgendwo muss es ja hin.
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Der zweite Faktor ist die tatsächliche Nachfrage. Aktuell haben wir natürlich nur Prognosen und diese können falsch sein. Global wird kurzfristig mit einem Nachfrageeinbruch von 20-25 % gerechnet. Das ist möglicherweise zu optimistisch. Die Nachfrage nach allen Ölprodukten ist in den USA bereits um 30 % gefallen (Grafik 3). Die Nachfrage nach Benzin ist 45 % eingebrochen.


Der Straßenverkehr macht global 50 % des Verbrauchs aus. Auf Schiffe und Flugzeuge entfallen noch einmal knapp 20 %. In beiden Fällen ist mit einem Einbruch von 50 % zu rechnen. Die Gesamtnachfrage dürfte also eher um 30 % und mehr einbrechen.

Das ist kein Problem, solange sich die Nachfrage im Mai und Juni schnell wieder erholt. Zweifellos wird es eine Erholung geben. Doch schon jetzt ist klar, dass in diesem Jahr der Nachfragepeak im Sommer sehr flach ausfällt. Nach heutigem Stand ist kaum denkbar, dass der Sommerurlaub tatsächlich in Thailand oder Australien stattfindet.

Flugverkehr und Schiffsreisen dürften das ganze Jahr unter Druck bleiben. Die Wirtschaft wird auch nicht einfach wieder geöffnet. Es wird ein langsamer Prozess sein. Kurz gesagt, die Nachfrage bleibt vermutlich bis in den Herbst tiefer, als viele annehmen. Ohne weitere Kürzungen der Produktion muss man einen Ölpreis von 30 Dollar als guten Deal betrachten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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