Fundamentale Nachricht
13:58 Uhr, 19.12.2018

Was ist 2019 von der indischen Wirtschaft zu erwarten?

Das Wirtschaftswachstum in Indien hat in diesem Zyklus seinen Höhepunkt erreicht, vor den Parlamentswahlen in der ersten Jahreshälfte 2019 könnte die Dynamik hoch bleiben. Unterdessen könnte ein Wahlsieg von Premierminister Modi Raum bieten, um seine Reformagenda nach einem schwachen Jahr 2018 wieder zu beleben.

London (Godmode-Trader.de) - Die indische Wirtschaft ist im Laufe des Jahres 2018 rasant gewachsen, und es ist zu erwarten, dass sich der Aufschwung in den ersten Monaten des Jahres 2019 fortsetzen wird. Der private Konsum dürfte in einem gesunden Tempo expandieren, getragen von einem starken Lohnanstieg und niedrigeren Ölpreisen. Die Staatsausgaben werden auch das Wachstum stützen, da die Regierung darauf abzielt, vor den Parlamentswahlen, die vor Ende Mai stattfinden sollen, weiter stimulierend zu agieren.

Nach der Wahl dürfte der Anreiz, die Fiskalpolitik ausgabefreudig zu gestalten, nachlassen. Zudem dürfte sich das Investitionswachstum im weiteren Jahresverlauf abschwächen. Die verzögerten Auswirkungen der Leitzinserhöhungen in diesem Jahr werden das Wachstum der Bankkredite begrenzen. Ein Anstieg der Finanzierungskosten für die Nichtbanken-Finanzgesellschaften (NBFCs) bedeutet zusätzlichen Gegenwind. Schließlich dürfte die schwächere globale Nachfrage im nächsten Jahr das Exportwachstum bremsen. Im Ergebnis gehen Analysten davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum deutlich verlangsamen wird.

Bei der Inflation halten die niedrigeren Nahrungsmittel- und Ölpreise die Schlagzeilenrate derzeit im Zaum. Der zugrunde liegende Preisdruck dürfte in den kommenden Quartalen hoch bleiben, da die Wirtschaft weiterhin relativ schnell wächst.

Aber die geldpolitischen Aussichten wurden durch den überraschenden Rücktritt von Urjit Patel als RBI-Gouverneur getrübt. Sein Nachfolger, Shaktikanta Das, wird eher ein offenes Ohr für den Wunsch der Regierung haben, die Politik locker zu halten. Eine weitere Straffung der Politik ist nicht in Sicht. „Die Sorge ist, dass die Politik unter Gouverneur Das lockerer gehalten wird, als den Umständen angemessen ist“, urteilte Capital Economics. Dies könnte schnell zu einer Umkehrung des Erfolgs der Zentralbank bei der Eindämmung des Preisdrucks in den letzten fünf Jahren führen und mittelfristig zu einem dauerhaften Anstieg der Inflationserwartungen und der tatsächlichen Inflation führen.

Das Interesse der Investoren wird sich auch auf die Parlamentswahlen im nächsten Jahr konzentrieren und darauf, was sie für die langfristigen Wachstumsaussichten Indiens bedeuten. Trotz einer schlechten Leistung bei den letzten Landtagswahlen ist die Partei von Ministerpräsident Nahendra Modi BJP weiterhin auf Kurs, um einen Sieg im Lok Sabha (Unterhaus) zu erringen. Sollte der BJP gewinnen, würde sich für Modi in der zweiten Jahreshälfte die Möglichkeit eröffnen, seine Agenda der schrittweisen Strukturreform nach einem relativ enttäuschenden Jahr 2018 fortzusetzen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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