Kommentar
07:22 Uhr, 13.08.2018

Warum nur hat Bayer Monsanto übernommen?

Ein Pharma-Konzern mit gutem Ruf übernimmt ein Unternehmen aus den USA, dessen Name nicht nur hierzulande eher negativ konnotiert ist. Weshalb?

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Gastbeitrag des Guidants-Experten Michael Vaupel

Wieso ich darauf komme - Sie haben es bestimmt mitbekommen:

In den USA ist Monsanto dazu verdonnert worden, einem schwer krebskranken ehemaligen Hausmeister Schadensersatz in Millionenhöhe zu zahlen. Insgesamt soll Monsanto demnach 289 Mio. Dollar zahlen.

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Die Jury war demnach der Ansicht, dass Monsanto die Nutzer der Unkraut-Vernichtungsmittel "Roundup" und "RangerPro" mit enthaltenem Glyphosat vor den Risiken hätte warnen sollen.

Ich berufe mich dabei auf einen BBC-Artikel. Da hieß es sinngemäß: Bayer und Monasanto arbeiten unabhängig voneinander - so Bayer. Bayer sei zuversichtlich, dass Glyphosat keinen Krebs verursache, wenn es gemäß den Hinweisen angewendet werden.

Die Höhe des Schadensersatzes ist natürlich wieder einmal "typisch USA", 289 Mio. Dollar Schadensersatz! Doch unabhängig von der Höhe gilt für den Kläger - das letzte Hemd hat keine Taschen.

Lesen Sie auch: BAYER - Kurssturz nach Gerichtsurteil: Minus 11 Prozent!

Der 46jährige Kläger (Vater von 3 Kindern) soll inzwischen Krebs im Endstadium und seine Frau gab einem Artikel in "The Guardian" zufolge zu Protokoll, dass sie zwei Jobs habe, damit sie die Medikamente bezahlen können.

Dem Beitrag zufolge begann er 2012 damit, die genannten Unkraut-Vernichtungsmittel auf dem Schulgelände anzuwenden, manchmal mehrere Stunden pro Tag.

Er hätte das niemals getan, wenn er gewusst hätte, was das für Auswirkungen haben könnte. Monsanto solle diese Mittel nicht in der Nähe von Schulkindern zulassen.

Nun kann ich natürlich nicht beurteilen, ob Glyphosat wirklich solche Schäden hervorrufen kann.

In dem Artikel jedenfalls ist die Rede davon, dass die Kläger u.a. Emails von Monsanto-Vorständen als Beweis vorlegten, worin vorteilhafte wissenschaftliche Analysen angestrebt wurden und Warnungen von Experten wiederholt ignoriert wurden.

Hier halte ich kurz inne und gehe auf die Internetseite der Bayer AG. Denn, nicht vergessen: Monsanto ist inzwischen eine 100 %ige Tochter von Bayer!

Und bei Bayer finden sich im Punkt "Ethik-Charta" diese Worte, ich zitiere:

"Wir bekennen uns zum Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung und verpflichten uns, ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich verantwortungsvoll zu handeln – und erwarten das auch von unseren Partnern."

www.bayer.de/de/unsere-werte.aspx

Wie gesagt: Monsanto gehört nun zum Bayer-Konzern.

Warum hat Bayer bloß so ein Unternehmen für Monsanto übernommen und dafür über 60 Mrd. Dollar bezahlt! Ich hatte mich schon damals gefragt, wie man sich den Ruf so verhunzen kann. Ich mochte die Bayer Aktie grundsätzlich. Im Bereich "Pharmaceuticals" wird z.B. an Medikamenten gegen Krebs geforscht. Und wer hat nicht schon einmal eine Aspirin (= Bereich "Consumer Health") genommen?

Aber nach der Übernahme von Monsanto sehe ich das inzwischen völlig anders. Auch wirtschaftlich ist das jüngste Urteil für Bayer im Grunde ein Fiasko. Denn laut BBC World soll es noch ca. 5.000 ähnliche Kläger gegen Monsanto geben. Na Prost Mahlzeit. Wie gesagt: Monsanto gehört nun zu 100 % Bayer.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich der Bayer-Vorstandsvorsitzende für die anstehende Übernahme von Monsanto auf der Hauptversammlung hat beklatschen lassen. Ich war auch vor Ort - und wenn ich mutiger gewesen wäre, hätte ich da laut gebuht.

Ich habe gerade meine Unterlagen von damals = Mai 2018 herausgeholt und zitiere daraus noch ein wenig.

Zum Thema Übernahme von Monsanto. Da wurden von Bayer viele Worthülsen verwendet, und Bayer stehe laut dem Vorstandsvorsitzenden „für höchste ethische, ökologische und soziale Standards“. Nun, Monsanto wohl kaum.

Ich lauschte der Rede des Bayer-Vorstandsvorsitzenden und fragte mich, ob er sich eigentlich bewusst ist, was für ein mieses Image Monsanto gerade in den Emerging Markets hat.

In diversen Regionen Afrikas gilt Monsanto als geradezu dämonisch böse, und am Vortag war ich bei einer Diskussionsrunde zu dem Thema, bei dem auch die indische Trägerin des alternativen Nobelpreises Dr. Vandana Shiva gesprochen hatte.

Diese stellte die These auf, dass von 1995 bis heute ca. 300.000 indische Bauern durch Syngenta und Monsanto in den Selbstmord getrieben worden sind. Denn deren Saatgut muss Jahr für Jahr neu gekauft werden und hat viele indische Bauern in die Schuldenfalle getrieben.

Ich kenne da die Details nicht, doch die eingespielten Filmausschnitte von Demonstrationen zeigten, dass dort durchaus Massen von Menschen eine unglaubliche Wut auf Monsanto haben.

Tja, und das könnte sich dann nach der Übernahme von Monsanto durch Bayer auf Bayer übertragen. So kann man sich auch den Ruf verhunzen.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

Im Zweifelsfalle lass die Hände davon.“ Augustinus von Hippo (354 - 430)

Schönes Wochenende!

Ihr

Michael Vaupel

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23 Kommentare

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  • BB Utz
    BB Utz

    🤔ja warum, und allen Warnungen zum Trotz! Gescheiterte Übernahmen von Dax Konzernen gab's ja schon zuvor

    BMW /Rover

    Daimler/Chrysler

    15:07 Uhr, 13.08.2018
  • Expat
    Expat
    11:49 Uhr, 13.08.2018
  • Expat
    Expat

    Wie Monsanto seine Risiken auf Bayer abwälzte - Hintergründe des Deals

    11:46 Uhr, 13.08.2018
  • Expat
    Expat

    siehe youtube unter diesem Titel

    11:45 Uhr, 13.08.2018
  • Expat
    Expat

    Wie Monsanto seine Risiken auf Bayer abwälzte

    11:43 Uhr, 13.08.2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Ich würde vermuten, dass die Monsanto-Übernahme durch Bayer weitaus größere politische Dimensionen hat, als derzeit in der Öffentlichkeit bekannt ist. Denn dass das ein Rohrkrepierer wird, war von vornherein absehbar.

    Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch einmal an die mittlerweile rund 45.000 "versiegelten Anklageschriften" (sealed indictments) der US-Bezirksgerichte. Man darf gespannt sein, was da noch alles ans Licht kommen wird - womöglich auch im Zusammenhang mit Bayer und Monsanto...

    11:19 Uhr, 13.08.2018
  • wolp
    wolp

    viele Schlauberger hier....

    10:05 Uhr, 13.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Madmax74
    Madmax74

    Monsanto ist einer der größten "Verbrecherkonzerne " dieser Welt. Nicht nur, dass sie damals im Vietnamkrieg das Entlaubungsmittel "Agent Orange" hergestellt haben und somit ganze Landstriche nachhaltig vergiftet haben, zwingen sie nun, über die gekauften und korrupten EU-Politiker, ihre Produkte auf unseren Europäischen Äckern zu verteilen. Das Glyphosat krebserregend ist, ist schon lange bekannt und kann nachgelesen werden. Ich hoffe das der Bayer-Konzern mit Monsanto untergeht und kein Aktionär weiter an diesem Laden festhält. Es gibt viele Alternativen auf dem Markt!!

    09:43 Uhr, 13.08.2018
  • shark
    shark

    Und bevor ich es vergesse ,Linde-Praxair dürfte auch keine Erfolgsstory werden,wenngleich hier die Risiken auch bedeutend geringer sind!

    09:41 Uhr, 13.08.2018
  • Lucky Luciano
    Lucky Luciano

    Sehr wahrscheinlich haben bei beiden Unternehmen die Vorstände sich schön Millionen-Boni genehmigt für diese bekloppte Entscheidung! Für Fehlentscheidungen werden sie nicht gerade stehen und früher oder später werde sie mit dem goldenen Handschlag abgesetzt! Verkehrte Welt!

    08:27 Uhr, 13.08.2018
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