Kommentar
07:26 Uhr, 05.08.2016

Warum man für Aktien bullisch sein sollte

Anleger trauen der Rallye nach wie vor nicht über den Weg. Vor allem Privatanleger sind noch auf historisch hohem Niveau pessimistisch.

Die Signallage ist nicht nur widersprüchlich, sondern auch geprägt von hoher Verunsicherung

Dies zeigt sich in so manchem Stimmungsindikator und anekdotischen Berichten von Vermögensverwaltern. Letztere berichten, dass ihre Kunden so besorgt sind wie lange nicht und dem Markt keinen Schritt über den Weg trauen.

Die Besorgnis einzelner muss nicht die Marktlage widerspiegeln, doch der große Pessimismus lässt sich auch etwas formaler darstellen. Das Sentiment der amerikanischen Privatanleger wird wöchentlich erfasst und gibt ein gutes Bild von der Gemütslage. Anleger werden jede Woche nach ihrer Einschätzung befragt (bullisch, bärisch oder neutral). Das Sentiment kann von Woche zu Woche sehr stark schwanken. Aus diesem Grund werden oftmals mehrwöchige Durchschnitte verwendet.

Grafik 1 zeigt einen solchen Durchschnitt. Dieser ist als Farrell Index bekannt und beinhaltet die Information von allen drei Stimmungslagen (bullisch, bärisch, neutral). Bereits zu Jahresbeginn war der Index auf den tiefsten Stand seit 22,5 Jahren abgerutscht. Die Erholung dauerte nicht lange an. Der Index fiel ab Mitte Mai wieder zurück.

Seit drei Wochen erholt sich der Index von seinen Tiefs. Das ist ein bullisches Signal. Einerseits wird die Lage immer noch als düster wahrgenommen, andererseits ist das Tief durchschritten. Das Timing war gut. Das Tief wurde überwunden als der S&P 500 nach oben ausbrach.
Wer nun davon ausgeht, dass die Stimmung auch schnell wieder drehen kann und sich der Ausbruch noch als Fehlsignal herausstellt, muss möglicherweise lange warten. Grafik 2 zeigt den Sentiment Zyklus der Börse. Während klassische Bullen- und Bärenmärkte wie von 2002 bis 2007 und dann von 2007 bis 2009 leicht zu erkennen sind, ist es bei Mustern wie in den vergangenen zwei Jahren schwierig.

Die US-Indizes begannen ihre Topbildung vor knapp zwei Jahren. Danach folgten zwei scharfe Korrekturen innerhalb eines halben Jahres. Das sieht eigentlich nicht nach einem Bärenmarkt aus. Der Bärenmarkt war gefühlt ungewöhnlich kurz. Das ist jedoch mehr ein Gefühl als eine Tatsache. Bärenmärkte dauern selten länger an als anderthalb bis zwei Jahre. Die lange Konsolidierung inklusive der beiden scharfen Korrekturen kann man durchaus als Bärenmarkt interpretieren.

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Geht man nun davon aus, dass es tatsächlich so ist, dann wird sich der Ausbruch nicht als Fehlsignal herausstellen, sondern als Beginn eines langanhaltenden Aufwärtstrends. Dieser wird die Indizes wahrscheinlich nicht soweit tragen wie die Erholung von 2009 bis 2014. Dafür fehlen die Argumente. Eine Verdopplung oder gar Verdreifachung vom jetzigen Niveau aus werden wir in diesem Bullenmarkt wohl nicht mehr sehen. Dafür sind weitere 20 bis 30 % durchaus vorstellbar.
Diese Möglichkeit hat wenig mit fundamentalen Gegebenheiten zu tun. Die Gewinnrezession der US-Unternehmen dürfte sich zwar nun im Endstadium befinden, doch Luftsprünge sind nicht zu erwarten. Es gibt jedoch Rückenwind. Die negativen Effekte der Dollaraufwertung lassen nach. US-Unternehmen konnten zuletzt bei den Exporten wieder zulegen.

Ebenso bleibt der Arbeitsmarkt gesund, die Inflation ist niedrig und die Reallöhne steigen zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder an. Gleichzeitig ist die Entschuldung der Privathaushalte abgeschlossen und die Lage im Ausland scheint sich zu stabilisieren, vor allem in den Entwicklungsländern.

Das alles rechtfertigt aus fundamentaler Sicht immer noch keinen Anstieg um ein Drittel. Die Erwartung, dass es besser wird, kann Kurse aber überraschend weit führen. Darüber hinaus sind viele Anleger aktuell nicht investiert, weil sie einfach nicht an steigende Kurse glauben. Irgendwann wird fast jeder Anleger schwach, wenn die Kurse davonlaufen.

Das ist alles natürlich nur meine persönliche Interpretation. Ob sie stichhaltig ist, wissen wir leider erst in einigen Monaten.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • bongo
    bongo

    Der nächste Einbruch kommt bestimmt!

    http://www.businessinsider.de/der-mann-der-vier-zu...

    10:40 Uhr, 05.08. 2016
  • tschak
    tschak

    Ja, ich bin eindeutig auf Ihrer Seite. Ich lege meinem Optimismus -für steigende Aktienkurse- das FED-Modell zugrunde. Noch dazu sehe ich viele Tech-Aktien, die eine schöne Dividende zahlen, tlw. sogar ÜBER 3% !! unglaublich. Somit sehe ich im Nasdaq über 5k-level schöne Chancen :-)

    10:02 Uhr, 05.08. 2016
  • netzadler
    netzadler

    es wird die clinton-Wahl gespielt,stupid

    08:18 Uhr, 05.08. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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