Kommentar
16:53 Uhr, 18.04.2017

Warum es nicht mein Ziel ist den Markt zu schlagen

Vor gut einem Monat habe ich den Investment- und Tradingdesktop Index-Manager gestartet, am 03. April habe ich angefangen das Musterdepot mit ETFs und Tradingideen zu befüllen.

Natürlich wurde ich auch schon zu meinen persönlichen Zielen für den Index-Manager gefragt.

Früher hätte ich auf diese Frage geantwortet:

"Mein Ziel ist es X Prozent pro Jahr zu verdienen."

oder

"Mein Ziel ist eine Rendite von X Prozent über Inflation und Benchmark zu erwirtschaften."

oder

"Die Simulationen der Strategie hat in der Vergangenheit eine durchschnittliche Rendite von X Prozent p.a. und X Prozent maximalem Draw-Down geliefert."

Das Problem ist nicht, dass diese Aussagen falsch wären.

Im Gegenteil.

Es gibt ja bekanntermaßen Fondsmanager, die über Jahre hinweg bessere und "sichere" Renditen als der Markt für ihre Anleger erwirtschaften.

Das Problem ist, dass damit falsche Erwartungen geweckt und der Fokus auf die weniger zielführende Seite des Geldanlegens gerichtet wird, nämlich die Rendite und nicht das Risiko.

Man könnte das mit dem Umgang mit einem guten Freund oder einer guten Freundin vergleichen.

Wenn ich hohe Erwartungen und Ideale an eine Freundschaft anlege, dann bin ich vermutlich irgendwann bitterböse enttäuscht, wenn der Freund/die Freundin nicht anruft, weniger Zeit hat wegen eines neuen Partners oder plötzlich mehr mit anderen Menschen unternimmt, ein neues Hobby gefunden hat, usw.

Jeder kennt das Gefühl.

Wenn ich aber keine hochgesteckten Erwartungen habe oder versuche die Freundschaft in meine Vorstellungen zu pressen, dann bin ich im Umgang mit diesem Menschen relaxt und freue mich umso mehr, wenn der Freund oder die Freundin sich meldet. Es ist dann nicht die Erfüllung einer vorher in meinem Kopf schon gefestigten Erwartung, sondern eine freudige Überraschung, die die Freundschaft stärkt und Spaß ins Leben bringt.

Beim Investieren mit Aktien ist es ähnlich.

Lassen Sie mich das daher noch einmal ganz klar und deutlich sagen:

Mein Ziel ist es nicht, den DAX zu schlagen oder bessere Renditen mit dem Index-Manager als der DAX zu generieren.

Denn wenn ich eines in den letzten 10 Jahren Finanzindustrie gelernt habe, dann ist es:

Niemand schlägt den Markt.

Ray Dalio hat mal gesagt, selbst wenn es Investoren gibt, die dauerhaft den Markt schlagen, dann haben Privatanleger keinen Zugang zu ihnen. Ray Dalios Hedgefonds Bridgewater ist seit Jahren für neue Anleger geschlossen.

Indirekt ist diese Aussage Dalios als Warnung zu verstehen, nicht auf die Versprechungen von Banken und Fondsindustrie hereinzufallen.

Mein Ziel ist weniger verheißungsvoll.

Ich möchte einfach nur in den nächsten drei, fünf und zehn Jahren, von mir aus die nächsten dreißig Jahre, von den wundervollen Renditen des Aktienmarktes zu profitieren.

Jetzt könnten natürlich Wissende sagen: "Ja gut, was brauche ich dann ausgefeilte Strategien vom Jakob Penndorf, ich kaufe einfach einen DAX-ETF!"

Warum das zwar in der Theorie, aber nicht in der Praxis funktioniert, dazu gebe ich noch eine Antwort.

Mein Ziel ist es, mit den besten Strategien, die ich in 10 Jahren Börsenhandel in Frankfurt, Vermögensverwaltung und Fondsmanagement gesehen habe, uns gemeinsam Instrumente an die Hand zu geben, mit denen wir es schaffen werden durch alle Marktphasen (!) hinweg durchzuhalten.

Denn wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass der Erfolg mit Aktien nichts damit zu tun hat, dass man besonders clever ist oder hochgerüsteten Systeme hat, sondern dass man letztlich einfach dabeibleibt.

An der Börse ist es wie beim Marathonlauf.

90 Prozent der Anleger sprinten die ersten 10 Kilometer und wundern sich dann, dass sie nicht im Ziel ankommen, sondern zwischendurch mit Kreislaufkollaps ausscheiden.

Der Grund ist, dass sie nicht die richtigen Strategien haben durchzuhalten!

Ein krasses Beispiel:

Wer auf dem Top vor der Finanzmarktkrise 2007 unglücklicherweise Aktienfonds gekauft hat, wäre heute über 50 Prozent im Plus.

Aber wie viele Anleger werden den Crash durchgehalten haben?

Wer hat schulterzuckend 40, 50 oder 70 Prozent Wertverlust ertragen? Trotz bester und ausgeklügelter Strategien?

NIEMAND.

Denn es sind nicht die Portfoliomodelle, die Experten und Chefvolkswirte, die den Erfolg ausmachen:

Es ist die Kontrolle der eigenen Emotionen.

Letztlich geht es beim erfolgreichen Investieren immer um ein Gefühl der Kontrolle und des Vertrauens.

Wusste Warren Buffett im jungen Alter von 30 Jahren, wo er heute mit 86 Jahren angekommen ist? Nein, er hatte Vertrauen in seine Strategie Aktien auszuwählen und behielt die Kontrolle über sein Handeln, z.B. mit dem Konzept des Circle of Competence, das er von Charlie Munger lernte.

(Der Slogan der Deutschen Bank „Vertrauen ist der Anfang von allem“ war GENIAL – wenn man ihn nicht verbrannt hätte!)

Wenn ich in die Märkte investiere, dann ist das wie mit verbundenen Augen auf offener See zu segeln.

Ich brauche Vertrauen in mein Handeln.

Ich habe keine Kontrolle ob die Kurse morgen steigen oder fallen.

Das ist es, was die meisten Anleger verrückt macht und irgendwann an einen Punkt treibt, wo sie die Kontrolle wieder zurückhaben wollen.

Dann schreit es innerlich: „Lass mich in Ruhe du verdammter Markt. Gib mir mein Geld und meine Kontrolle zurück!“

Mit den Strategien des Index-Managers behalte ich die Kontrolle über mein Depot.

Und die Kontrolle ermöglicht letztlich das allerwichtigste Gefühl beim Investieren:

Vertrauen.

Renditen, Benchmarks und "Draw-Downs", das ist alles vordergründig egal.

Es geht mir nicht mehr darum, bessere Renditen zu erzielen.

All das ist Blödsinn und zeugt nur davon, dass jemand noch nie eine wirkliche Marktkrise erlebt hat.

Wenn ich hinterher mit dem Index-Manager doch besser abschneide als der DAX, dann ist das schön und ich werde mich darüber freuen.

So als wenn sich ein alter Freund mal wieder bei mir meldet.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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2 Kommentare

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  • BeastmodeTrader
    BeastmodeTrader

    Hallo Jakob,

    deine Veröffentlichungen hier lese ich wirklich gerne.

    Was dir wahrlich gut gelingt, sind Vergleiche. Viele versuchen sich darin, doch kaum einer schafft dies. Oft kommen sie in Diskussionen vor, bei denen man dem anderen etwas "auf des Anderen Gebiet" näher bringen will. Man vergisst dabei wiederum Details, die man selbst aufgrund mangelndem Fachwissen nicht kennt. (Und die auch nicht wirklich etwas zur Sache beitragen, der Gegenüber sie jedoch unbedingt erzählt haben möchte). Letztendlich endet es wie es genau nicht gewollt war - der Gegenüber fühlt sich als Gewinner, weil man ihn auf seinem eigenen Gebiet nicht von einer Sache überzeugen konnte.

    Sehr gut nimmst du das Alltägliche mit auf. Einfach, unkompliziert. Und dabei doch ein bisschen so, dass man sich persönlich in die Lage versetzen kann.

    Ich freue mich auf Weiteres!

    20:27 Uhr, 18.04.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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