Warum die Zinsen immer weiter fallen, aber die Inflation kaum anzieht
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Nicht erst seit der Finanzkrise befinden wir uns in einer Abwärtsspirale bei den Zinsen. Die Zinsen sinken seit 40 Jahren immer tiefer. Gleichzeitig sinkt auch die Inflation seit 40 Jahren. Das macht viele stutzig. Wie kann es sein, dass tiefere Zinsen die Inflation nicht anschieben? Seit Jahrzehnten lernen wir, dass die Zinsen ansteigen müssen, wenn die Inflation zu hoch ist. Höhere Zinsen bekämpfen Inflation. Ist diese hingegen zu niedrig, müssen die Zinsen sinken. Das macht intuitiv Sinn. Wenn Kredit günstiger wird, nehmen mehr Menschen und Unternehmen Kredit auf. Das Geld aus den Krediten liegt nicht auf dem Konto, sondern wird für den Kauf von Immobilien, Konsumgütern, Investitionen usw. eingesetzt. Kurzum, die Nachfrage steigt durch billiges Geld. Nun wirkt das Nullzinsumfeld aber einfach nicht. Seit über 10 Jahren hat es die Inflation nicht angeheizt. Was läuft da schief?
Notenbanken haben sich in eine Sackgasse manövriert, aus der es kein Entkommen mehr gibt. Niedrige Zinsen haben nämlich zwei Konsequenzen. Durch billiges Geld kann die Nachfrage steigen, es werden aber auch Unternehmen am Leben gehalten, die de facto insolvent sind. Seit 30 Jahren steigt der Anteil dieser sogenannten Zombie Unternehmen immer weiter an (Grafik 1).
Zu niedrige Zinsen verhindern eine Bereinigung, die im Normalfall während einer Rezession stattfindet. Diese Bereinigung wird immer weniger zugelassen. Dafür gibt es gute Gründe. Durch jeden Bankrott verlieren Arbeitnehmer ihren Job. Das macht Krisen nicht einfacher, sondern schwieriger.
In Krisenzeiten schreiten Notenbanken ein, damit die Wirtschaft möglichst wenig gestört wird und eben nicht zu viele Jobs verlorengehen. Jobs sind aus Sicht der Notenbanken das gleich wie Nachfrage. Gehen Jobs verloren, sinkt die Nachfrage und damit auch die Inflation.
Inflation ist aber von zwei Faktoren abhängig. Einerseits ist das die Nachfrage, andererseits die Kapazität. Selbst wenn die Nachfrage niedrig ist, kann Inflation entstehen. Die Produktionskapazitäten müssen einfach noch niedriger sein.
Die Nullzinspolitik hält viele Unternehmen am Leben, die sonst bankrottgegangen wären. Damit sinkt die Kapazität in Krisenzeiten nicht. Die Nachfrage lässt dennoch etwas nach. Bei gleichen Kapazitäten und niedrigerer Nachfrage sinkt die Inflation.
Wollte man nun wirklich Inflation haben, müsste man Kapazitäten verringern. Kurzfristig bedeutet das höhere Arbeitslosigkeit. Langfristig sorgt es für eine gesündere Wirtschaft. Politisch ist das nicht durchsetzbar. Daher versuchen Notenbanken immer wieder, Unternehmen am Leben zu halten.
Dadurch ist inzwischen so viel Kredit im System vorhanden, dass man Bankrottwellen nicht mehr zulassen kann. Da es so viele Zombiefirmen gibt, wäre eine Bereinigung für alle zu teuer. Eine Bereinigung zum jetzigen Zeitpunkt mit so viel Kredit im System endet nicht in einer Rezession, sondern jahrelangen Depression.
Nun wurden viele Firmen wieder gerettet. In der nächsten Krise haben wir dann noch mehr Zombiefirmen mit noch mehr Schulden und noch mehr Arbeitsplätzen, die daran hängen. Das ist ein Teufelskreis, aus dem Notenbanken wohl nicht herauskommen.
Clemens Schmale
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Exakt. Dasselbe gilt für NAchlassende Transporte / Welthandel -> weniger verfügbare Kapazität. Von Handelskriegen müssen wir nicht reden.
Kurzarbeit und andere Lohnersatzleitungen sind niedrigere Kapazitäten. Die Menschen haben zur Zeit in etwa das gleiche Einkommen, leisten aber viel weniger.