Kommentar
20:35 Uhr, 23.02.2023

Warum die Inflation ein Problem bleibt

Seit Sommer 2022 rechnet der Markt damit, dass sich das Inflationsproblem angesichts der Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed auf absehbare Zeit erledigen dürfte. Jetzt zeigt sich aber immer deutlicher, dass dies wohl eine Fehleinschätzung war.

Die gute Nachricht: Auch in den kommenden Monaten dürfte sich der Abwärtstrend bei der Inflation fortsetzen. Die schlechte Nachricht: Die Teuerung dürfte trotzdem nicht auf absehbare Zeit in den Zielbereich der US-Notenbank Fed bei 2 % zurückkehren.

Dass sich das Inflationsproblem in den kommenden Monaten nicht in Wohlgefallen auflösen wird, zeigen jüngste Preisdaten. Betrachtet man den US-Verbraucherpreisindex (und nicht die Jahresveränderungsrate, also die Inflationsrate), so fällt auf, dass sich der Preisanstieg seit dem Corona-Tief im Jahr 2020 grob in zwei Bereiche aufteilen lässt.

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  • Von Mai 2020 bis Juni 2022 war ein sich beschleunigender Anstieg feststellbar, der im Juni 2022 seinen Höhepunkt erreichte. Dieser sich beschleunigende Anstieg der Verbraucherpreise war für die immer höheren Inflationsraten im Jahresvergleich verantwortlich.
  • Von Juni 2022 bis Januar 2023 stiegen die Verbraucherpreise deutlich langsamer. Allerdings sind zwei Punkte wichtig: Zum einen stiegen die Verbraucherpreise (mit Ausnahme vom Juli 2022) auch innerhalb dieses Zeitraums gegenüber dem Vormonat weiter, und zwar insgesamt mit einem recht konstanten Tempo. Zum anderen hat sich zuletzt sogar wieder eine leichte Beschleunigung des Preisanstiegs im Vergleich zum Vormonat gezeigt.

Auf Sicht der vergangenen drei Monate stiegen die Verbraucherpreise monatlich um im Schnitt 0,28 % gegenüber dem Vormonat, mit zuletzt sich eher wieder beschleunigender als verlangsamender Tendenz.

Nimmt man an, dass die Verbraucherpreise in den kommenden Monaten ungefähr so weiter steigen werden wie in den vergangenen drei Monaten, lässt sich auf dieser Basis die Entwicklung der Inflationsrate für die kommenden Monate simulieren. Das Ergebnis zeigt die folgende Grafik (graue Linie für die simulierte Inflationsrate).

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Die Inflationsrate dürfte demnach zwar weiter deutlich sinken, allerdings nur bis in den Bereich von ungefähr 3,4 %. Auf diesem Niveau könnte die Inflationsrate dann ab Sommer 2023 eine Art Plateau ausbilden.

Die Rate von ungefähr 3,4 % entspricht dabei dem annualisierten Wert eines monatlichen Anstiegs von 0,28 %, wie er auf Sicht der vergangenen Monate im Schnitt feststellbar war. Eine solche Stabilisierung der Inflation bei oberhalb von 3 % könnte für die US-Notenbank Fed argumentativ zu einem großen Problem werden, weil sie für längere Zeit gegen eine deutliche Lockerung der Geldpolitik sprechen könnte.

Fazit: Die US-Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten zwar weiter sinken. Nimmt man den Anstieg der Verbraucherpreise der vergangenen Monate (jeweils gegenüber dem Vormonat) zur Grundlage, dürfte sich die Inflationsrate zunächst aber nicht bis in den Zielbereich der Fed von 2 % abschwächen, sondern nur bis in den Bereich von ca. 3,4 %. Auf diesem Niveau droht sich die Inflation dann zu stabilisieren. Erst eine deutliche Abschwächung der US-Wirtschaft und des zugrundeliegenden Preisdrucks dürfte daran wohl etwas ändern.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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