Warum der Fed-Entscheid ein Geniestreich war
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Die Prognosen haben es auf den ersten Blick in sich. Erwarteten die Notenbanker im Mittel zu Jahresbeginn noch weniger als 0,5 % Wachstum in diesem Jahr, sind es nun mehr als 2 %. Auch das Wachstum im kommenden Jahr soll deutlich höher ausfallen (Grafik 1). Eine Rezession wird nicht mehr erwartet, vielmehr ein Aufschwung in diesem Jahr und eine leichte Abkühlung des Wachstums im kommenden.
Bei so viel Wachstum wird die Arbeitslosenrate kaum ansteigen. Bisher war dies für die Notenbank eine Bedingung, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Mit der Korrektur der Erwartung für 2023 auf eine Arbeitslosenrate von 3,8 % würde die Quote in diesem Jahr nicht mehr steigen. Auch 2024 soll die Beschäftigung unverändert hoch bleiben (Grafik 2).
Viel Wachstum und geringe Arbeitslosigkeit bedeuteten eine höhere Inflationsrate. Tatsächlich wird die Erwartung nach oben angepasst (Grafik 3). Mit all diesen Informationen wäre ein höherer Leitzins wohl angebracht. Anscheinend will die Notenbank diesen aber nicht. Wenn die Daten allerdings für einen höheren Leitzins aufgrund beharrlich hoher Inflation sprechen, wie lässt sich dann ein stabiler Leitzins rechtfertigen?
Die Rechtfertigung findet sich in der Prognose zur Kerninflation. Diese wird nach unten revidiert (Grafik 4). Der Fed ist die Kerninflation wichtiger als die Inflation. Hier wird argumentiert, dass die Prognose wegen steigender Energiepreise nach oben angepasst werden musste, es aber auf die Kerninflation keine Auswirkungen hat.
Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Höhere Energiepreise betreffen auch die Kerninflation. Es dauert nur einige Monate, bis sich dies zeigt. Für den Moment kann die Fed mit der tieferen Kerninflation die bisherige Zinspolitik rechtfertigen und an ihr festhalten. Für 2023 bleibt die Leitzinsprognose wie gehabt. Ein letzter Zinsschritt im November ist denkbar. Überraschend kommt dies nicht. Diese Möglichkeit bestand bereits vor der Sommerpause.
Ganz tatenlos schaut die Fed der hohen Inflation nicht zu. Sie schraubt die Leitzinserwartung für 2024 und 2025 nach oben. Das Motto heißt mehr denn je: hohes und längeres Zinsplateau. Bisher wurde für 2024 insgesamt Zinssenkungen von einem Prozentpunkt erwartet. Jetzt ist es noch ein halber. Möglicherweise kommt es so erst im November 2024 zur ersten Zinssenkung.
Das ist weit in der Zukunft. Anleger dürfte dies kaum verunsichern. Der Fed gelingt so der wohl bestmögliche Kompromiss. Höheres Wachstum und tiefere Arbeitslosenrate zusammen mit steigenden Energiepreisen bedeuten eine höhere Inflation. Der Leitzinspfad muss dennoch nicht angepasst werden, weil die Kerninflation eine solide Tendenz aufweist und man einfach Zinssenkungen weiter in die Zukunft verschiebt.
Notenbanker geben für die Projektionen ihre Meinung ab. Dies sollte unabhängig voneinander geschehen. Ob Zufall oder nicht, was dabei herausgekommen ist, ist fast ein Kunstwerk.
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Sehr schoene Zusammenfassung der "jetzigen Situation" - wie so oft Herr Schmale, ein sehr guter Bericht !!!
genau ein Kunstwerk (mit Betonung auf das Künstliche), welches mit der Wirklichkeit am Ende wenig zu tun haben wird.
eine sehr gelungene Zusammenfassung, besten Dank...!