Kommentar
15:40 Uhr, 27.07.2022

Warum chinesische Aktien wieder Chancen bieten

Chinas Wirtschaft musste seit Anfang 2021 einige Rückschläge hinnehmen – durch regulatorische Eingriffe, die Lieferengpässe und Lockdowns in etlichen Großstädten, einschließlich Shanghai. Doch die Wende scheint geschafft, wie die jüngsten Daten zeigen. Und die Regierung hat ein wichtiges Motiv, diese Wende zu festigen.

Erwähnte Instrumente

Auf den ersten Blick waren die chinesischen Konjunkturdaten, die am Freitag veröffentlicht wurden, eine Enttäuschung: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im Jahresvergleich nur um 0,4 %. Ökonomen hatten dagegen +1,2 % erwartet. Im Vergleich zum Vorquartal gab es sogar ein Minus von 2,6 %.

Bemerkenswerte Konjunkturerholung

Auch auf den zweiten Blick erscheint die Bilanz eher ernüchternd: Die (Schwer-)Industrie wuchs nur um magere 0,9 % im Jahresvergleich, der Dienstleistungssektor schrumpfte sogar um 0,4 %. Doch im Monatsvergleich gab es bemerkenswerte Verbesserungen:

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Quelle: National Bureau of Statistics of China

Die Industrieproduktion erholte sich schon ab Mai und legte im Juni wieder merklich zu. Dienstleistungen verbuchten dagegen zwei schwache Monate. Das ist logisch: Fabriken konnten trotz Lockdown in einem blasenartigen Umfeld weiterarbeiten. Dienstleister hatten diese Möglichkeit kaum.

Inzwischen ziehen die Exporte Chinas wieder kräftig an. Für Juni meldete das staatliche Statistikamt ein Plus von 18 %. Und die Transportprobleme in chinesischen Häfen haben sich längst entspannt. Auffallend ist zudem, dass die Anlageinvestitionen während des gesamten 2. Quartals zulegten. Es war offenbar also nicht so, wie in den Medien oft dargestellt, dass die Regierung die Wirtschaft komplett abwürgte.

Der Grund für die Stimuli

Und inzwischen gab und gibt es weitere massive Stimuli für Chinas Wirtschaft: Die Führung in Peking hat die Lokalregierungen angewiesen, ihr Investitionslimit von 540 Mrd. Dollar für 2022 bereits im 1. Halbjahr auszuschöpfen. Das wurde auch umgesetzt – die Erfüllungsquote stieg von 55,7 % im Mai auf 93,3 % im Juni.

Darüber hinaus können die Provinzregierungen weitere 220 Mrd. Dollar investieren. Und laut Reuters soll ein weiterer, (zentral-)staatlicher Infrastrukturfonds über 74 Mrd. Dollar aufgelegt werden. Bisher sollte dessen Umfang nur 45 Mrd. Dollar betragen.

All diese Maßnahmen dürften mit Blick auf einen wichtigen Termin im November ergriffen werden. Dann findet der Parteitag der KP Chinas statt, wo die Führung Erfolge verkünden will. Also müssen bis dahin Wirtschaft und Börse, die durch die Maßnahmen der vergangenen Monate gelitten haben, wieder laufen.

Der Aktienmarkt zeigt längst Stärke!

Und das könnte gelingen – und das sogar trotz der anhaltenden Schwäche des Immobilienmarkts in China und neuer Anti-COVID-Maßnahmen:

Warum-chinesische-Aktien-wieder-Chancen-bieten-Kommentar-Torsten-Ewert-GodmodeTrader.de-2

Quellen: S&P Global/Caixin, MarketMaker mit Daten von VWD, eigene Berechnungen

Der Einkaufsmanagerindex der chinesischen Industrie hat sich dynamisch erholt und zeigte bereits im Juni wieder Wachstum an. Die Börsen haben das bereits vorweggenommen und zeigen bereits seit Ende April Stärke (siehe gelbes Rechteck).

So können Sie in China investieren

Aktuell konsolidiert der chinesische Aktienmarkt, was eine gute nachträgliche Einstiegsmöglichkeit sein könnte. Für Investments in China eignen sich am besten ETFs. Dafür kommen drei Vergleichsindizes infrage:

  • MSCI China
  • MSCI China A
  • CSI 300
  • FTSE China 50

Der MSCI China enthält gut 700 der größten chinesischen Aktien aller Art, also sowohl Inlands- als auch Auslandsaktien. Der HSBC MSCI China ETF (WKN A1JHYT) bildet diesen bekannten Index unter anderem ab.

Der MSCI China A enthält rund 500 der sogenannten A-Aktien, die nur in China gehandelt werden und in Renminbi notiert sind. Dafür kommt der iShares MSCI China A ETF (WKN A12DPT) infrage.

Der CSI 300 enthält die 300 größten und liquidesten A-Aktien, die an den Börsen Shanghai und Shenzhen gehandelt werden. Er ist der Vergleichsindex des Xtrackers CSI 300 Swap ETF (WKN DBX0M2).

Der FTSE China 50 umfasst die 50 größten und liquidesten chinesischen Aktien, die an der Hongkonger Börse notiert sind. In ihn kann man über den Xtrackers FTSE China 50 ETF (WKN DBX1FX) investieren.

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Über den Experten

Torsten Ewert
Torsten Ewert

Torsten Ewert hat nach dem legendären Crash von 1987 die Welt der Börse für sich entdeckt – und nach und nach alle Möglichkeiten ausprobiert, die sich engagierten Privatanlegern im Lauf der Jahre anboten: Zunächst neben Aktien also vor allem Hebelprodukte, wie Optionsscheine und Zertifikate, später dann auch Futures, Optionen und CFDs. Seit inzwischen mehr als 15 Jahren arbeitet er erfolgreich als hauptberuflicher Trader, hauptsächlich mit Aktien und Aktienoptionen.

Torsten Ewert macht seinen reichen Erfahrungsschatz auch anderen Anlegern zugänglich. So betreut er seit mehr als 10 Jahren erfolgreich zwei Börsenbriefe für langfristige, strategische Geldanlagen, die sich nach wie vor hoher Wertschätzung durch seine Leserinnen und Leser erfreuen. Darüber hinaus gibt Torsten Ewert auch Seminare und hält Vorträge zu verschiedenen Börsenthemen.

Bei stock3 wird Torsten Ewert hauptsächlich über fundamentale und geopolitische Aspekte des Börsengeschehens schreiben sowie auf Spezialthemen eingehen, wie Insidergeschäfte oder Short-Aktivitäten bei Aktien.

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