Kommentar
20:59 Uhr, 17.08.2018

Warum Chinas Währung Yuan nicht viel weiter abwerten darf

China bietet den USA im Handelsstreit die Stirn. Hinter dem Gebaren als Kraftprotz steht allerdings eine ganze Reihe an Problemen. Insbesondere eine Herausforderung bringt China nicht unter Kontrolle.

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Die Fehde der USA mit China lässt sich aus der Ferne in Ruhe beobachten. Bisweilen sind die gegenseitigen Anschuldigungen sogar ganz amüsant. Dahinter steht jedoch ein ernstes Problem. China erweckt nicht den Anschein, dass es einlenken wird. Ob das wirklich gut ist, steht freilich auf einem anderen Blatt. Schließlich hat China vor allem eine große Herausforderung.

Oberflächlich betrachtet sind Schulden das Problem. Das glaubt die halbe Welt schon seit mindestens einem Jahrzehnt. Geschehen ist deswegen trotzdem nichts. Chinas Wirtschaft brummt weiter und ein Kollaps ist nicht in Sicht.

Schulden sind ein Problem, aber man kann das nicht verallgemeinern. Auch Japan ist hochverschuldet. Hier kommt der Zusammenbruch ebenfalls nicht. Einen großen Beitrag dazu leistet die hohe Sparquote im Land. In Japan wie auch in China wird ein Großteil der Schulden im Land selbst gehalten.

Werden Schulden vom Ausland gehalten, können wirtschaftliche Probleme zu einer Kapitalflucht führen. Das endet niemals gut. Aktuelles Beispiel ist die Türkei. In China und Japan kann das so nicht geschehen. Die Gefahr der Schuldenberge wird gerne überschätzt. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Gefahr gibt.

In China ergibt sich die Gefahr aus einer Mischung von Gegebenheiten. Lange Zeit war die Währung an den Dollar gekoppelt. Das ist nur noch bedingt der Fall. Vielmehr spiegelt das Wechselkursverhältnis fundamentale Gegebenheiten wider.

Die großen Währungspaare werden vor allem durch die Zinsdifferenz bestimmt. Das gilt inzwischen auch für den Yuan (Grafik 1). Vorwürfe der Währungsmanipulation kann man als unbegründet zurückweisen. Würde die Währung massiv manipuliert, würden Zinsen und Wechselkurs nicht so wunderschön parallel verlaufen.

Die Zinsen sind niedrig, weil China das Wachstum stabil halten will. Zu hohe Zinsen würden Kredite verteuern. Das gilt nicht nur für neue Kredite, sondern auch für bestehende. Das geht schlichtweg nicht. Zudem ist die Inflation niedrig. Jetzt also die Zinsen anzuheben wäre aus wirtschaftlicher Sicht kontraproduktiv.

Zinsen, Inflation und die wirtschaftliche Dynamik sprechen für eine Abwertung des Yuan. Auf den ersten Blick ist das ein Segen. Wertet die Währung ab, wirken die Zölle nicht so stark. Dafür entsteht auf anderer Seite Schmerz. China ist mit ca. 2 Billionen USD im Ausland verschuldet (in Fremdwährung). Wertet der Yuan ab, wiegt diese Schuldenlast mehr. Allein durch die Abwertung in diesem Jahr sind die Schulden in Yuan umgerechnet um fast 200 Mrd. gestiegen. Das muss man erst einmal stemmen.

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Die Auslandsschulden waren lange Zeit kein Problem. Sie lagen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung bei gerade einmal 8 %. Heute sind es mehr als 16 %. Gemessen an Chinas Währungsreserven machen die Schulden inzwischen zwei Drittel aus.


Was vor wenigen Jahren noch kein Problem war (Auslandsschulden) ist heute ein Klotz am Bein. Die Währung darf nicht zu sehr abwerten, sonst wird es kritisch. Die Abwertung kann allerdings nur durch höhere Zinsen verhindert werden. Genau das muss China vermeiden, damit es die Wirtschaft nicht abwürgt. Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ein Dilemma. Wir werden sehen, wann bzw. ob China es auch diesmal wieder schafft, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.

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4 Kommentare

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  • deralchemist
    deralchemist

    Die Frage ist doch aber, inwieweit der Anstieg der Auslandsschulden in USD durch den Wertanstieg der von China gehaltenen Dollaranleihen kompensiert oder sogar überkompensiert wird. Wenn China seine USD-Anleihen entsprechend reduziert, schlagen sie 2 Fliegen mit einer Klatsche.

    14:08 Uhr, 19.08. 2018
  • Protheus
    Protheus

    Die USA haben die längste Zeit von China gefordert, dass sie den Yuan AUFWERTEN um das Außenhandelsdefizit auf Seiten der USA zu verringern. Es wurde argumentiert, dass China die Währung künstlich niedrig halte.

    Jetzt sind wir in einer Situation, in der die USA Aktionen gesetzt haben, die die Währung Chinas ABWERTEN ließ. Also genau das Gegenteil von dem, was immer gefordert wurde.

    12:14 Uhr, 18.08. 2018
  • trump
    trump

    wer glaubt die schlauen Chinesen lassen sich von den dummen Amerikanern vorführen,der irrt

    21:34 Uhr, 17.08. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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