Kommentar
06:38 Uhr, 09.07.2018

Warnsignal für Rezession? Warum bald ein Bärenmarkt droht

Jeden Monat kann es nun soweit sein und die Zinskurve invertiert. Historisch folgten dann in absehbarer Zeit Rezessionen und das wiederum kann nicht gut für Aktien sein.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.759,82 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.759,82 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Timing ist an der Börse alles. Das gilt auch für den Zusammenhang aus der Zinskurve (Spread zwischen 10- und 2-jährigen Anleihen) und Aktien. Auf den ersten Blick ist der Zusammenhang nicht so klar. Eigentlich gibt es überhaupt keinen Grund für Anleger nervös zu werden. Eine abflachende Zinskurve, wie wir sie derzeit in den USA beobachten können, hat Kurse noch nie substantiell unter Druck gebracht.

Trotzdem sollte man die Zinskurve nicht ignorieren. Sind die kurzfristigen Zinsen erst einmal höher als die langfristigen, kommt es innerhalb von 12-18 Monaten zu einer Rezession. In einer Rezession schrumpfen die Einnahmen von Unternehmen und damit auch die Gewinne. Letztlich bemessen sich Kurse an den Gewinnen der Unternehmen. Fallen diese, sollten auch die Kurse sinken.

Bis die Zinskurve invertiert können noch einige Monate vergehen. Einige Analysten rechnen erst im kommenden Jahr damit. Das derzeitige Tempo der Abflachung lässt aber auch die Vermutung zu, dass es bereits in diesem Herbst soweit sein wird (mein favorisiertes Szenario). Eine Rezession, die dann Ende 2019 oder Anfang 2020 beginnt, ist absolut vorstellbar. Was bedeutet das nun aber für Anleger? Wie viel Luft hat der Markt noch, bevor es kritisch wird?

Grafik 2 gibt darüber Aufschluss. Es sind die gleichen Daten wie in Grafik 1. Der einzige Unterschied: der Zinsspread ist invertiert dargestellt. Jetzt verlaufen Aktien und Zinskurve auf einmal parallel. Will heißen: der Markt erreicht sein Hoch, wenn die Zinskurve invertiert. Beginnt sie sich dann wieder zu normalisieren, fallen die Kurse.

Auf das heutige Umfeld übertragen ergibt sich demnach ein Hoch bei Aktien Ende 2018 bis Anfang 2019. Danach dürfte ein Bärenmarkt folgen. Persönlich favorisiere ich ja seit Beginn der aktuellen Korrektur Anfang 2018 noch einmal neue Allzeithochs, bevor es dann substantiell nach unten geht.

S&P 500
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Obwohl den meisten Indizes nicht viel zu ihren Allzeithochs fehlt, wird das Erreichen dieser Hochs mit jedem Tag unsicherer. Die Unruhe rund um den Handelskonflikt kann neue Hochs verhindern. So oder so scheint nach oben hin nicht mehr viel zu holen zu sein. Die Upside ist stark begrenzt, während sich substantielle Downsides jederzeit materialisieren können. Das Chance-Risiko-Verhältnis für mittelfristige Anlagen von mehreren Monaten bis zu zwei Jahren ist daher so schlecht wie lange nicht.

Die Warnung, die sich aus der Zinskurve ableiten lässt, ist nicht akut. Anleger sollten noch einige Monate Zeit haben, um eventuell ein paar Prozente auf der Oberseite machen zu können bzw. ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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