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14:19 Uhr, 05.02.2020

Waren die Quarantäne-Maßnahmen in China wirksam?

Die Ähnlichkeiten der Corona-Krankheit mit dem Grippevirus machen es schwierig, sie einzudämmen. Jedes Jahr fegt die Grippe um die Welt und infiziert Millionen von Menschen.

Peking (Godmode-Trader.de) - In den letzten zwei Wochen hat China rund 50 Millionen Menschen in mehr als einem Dutzend Städten in Quarantäne versetzt, um eine ungebremste weitere Ausbreitung des Coronavirus zu unterbinden. Es kann bis zu 14 Tage dauern, bis Symptome des Virus 2019-nCov auftreten. Bald werden die Behörden herausgefunden haben, ob die größte Massenquarantäne der Geschichte des Lands funktioniert hat oder ob unentdeckte Fälle sich ausgebreitet und eine noch größere Epidemie ausgelöst haben.

Die Reisebeschränkungen in der Millionenmetropole Wuhan in der Provinz Hubei, Epizentrum der Lungenkrankheit, traten am 23. Januar in Kraft. Flug- und Bahnreisen, Busse, U-Bahnen und Autoverkehr wurden ausgesetzt. Die Maßname erfolgte just vor den Mondschein-Feierlichkeiten, an dem die Menschen nicht selten zu Reisen zur Verwandtschaft im ganzen Land aufbrechen. „China macht ein großes Experiment“, sagte laut Bloomberg David Heymann, Leiter des Zentrums für globale Gesundheitssicherheit im Chatham House, einem Think-Tank für internationale Angelegenheiten. „Die Behörden müssen nun ein System zur Überwachung und Bewertung einrichten, um zu analysieren, ob die Maßnahmen effektiv sind oder nicht", sagte er am Dienstag auf einer Pressekonferenz in London.

In Hubei nimmt die Zahl der Infektionen derweil weiter stark zu. Es gibt mindestens 13.500 Krankheitsfälle, inoffizielle Schätzungen liegen noch weitaus höher. Es gibt eine „intensive Übertragung von Mensch zu Mensch", sagte Sylvie Briand, Direktorin der Abteilung Global Infectious Hazard Preparedness bei der WHO der Finanzagentur. Weltweit sind mehr als 24.000 Menschen infiziert worden und über 400 sind bereits gestorben. „Ein Anstieg der Neuinfektionen außerhalb von Hubei wäre ein Zeichen dafür, dass das Coronavirus in größerem Maße als bisher entwichen ist“.

Eine weitere Zunahme der Fälle hat auch das Potenzial, die Finanzmärkte zu torpedieren, deren Widerstandsfähigkeit gegenüber der Bedrohung manchen Beobachtern als naiv erscheint. Forscher schätzen, dass es in den zwei Wochen vor der Quarantäne etwa 10 Mio. Reisen nach Wuhan aus anderen Städten und 12,5 Mio. Reisen von Wuhan zu anderen Orten gegeben hat. Ob die Quarantäne wirksam war, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen.

Die Ähnlichkeiten der Krankheit mit dem Grippevirus machen es schwierig, sie einzudämmen. Jedes Jahr fegt die Grippe um die Welt und infiziert Millionen von Menschen. „Es ist wie der Versuch, den Wind aufzuhalten", sagt der Experte für Epidemien Micheal Osterholm von der Universität von Minnesota zu Bloomberg. „Die Aussaat ist da draußen. Sie wird abheben, es werden mehr als genug Streichhölzer in den Wald geworfen, um ihn in Brand zu setzen."

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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