Kommentar
09:34 Uhr, 30.08.2024

Wann war das neue Rekordhoch des DAX absehbar?

Der DAX hat ein neues Rekordhoch erreicht – und das auf extrem beeindruckende Weise. Denn an 16 der letzten 18 Handelstage konnte der deutsche Leitindex höher schließen als am Tag zuvor. Um mehr als 11 % legte er dadurch in diesem Zeitraum zu.

Und damit holte er mehr als alle Kursverluste der Konsolidierung bzw. Korrektur auf, die vom 12. Juli bis zum 5. August anhielt und am Ende crashartige verlief (Welle C). Das ist extrem ungewöhnlich. Denn gewöhnlich trauen sich Anleger nach panikartigen Verkäufen nicht so schnell zurück in den Markt. Aber irgendwie passt das auch zu der aktuellen Marktphase, die schon seit vielen Monaten immer wieder neue Rekorde im Rahmen von Übertreibungen verzeichnet.

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Jedenfalls ist eine interessante Frage, wann man mit dem Anstieg des DAX auf ein neues Rekordhoch hätte rechnen können. Zum Dow Jones hatte ich vorgestern geschrieben, dass erst mit der Fortsetzung der Aufwärtsbewegung vom 14. August klarer wurde, dass sich keine Seitwärtskonsolidierung bildete, sondern der Doppelboden bzw. das zweite Tief die Basis für eine starke Kurserholung war. Und Ähnliches gilt für den DAX.

Bär-Keil oder Leading Diagonal Triangle

Zwar zeigten sich die Bullen hier weniger zögerlich als beim Dow Jones und der DAX bildete von Beginn an einen klaren Aufwärtstrend, doch die Leser des Target-Trend-Spezial informierte ich am 12. August anhand des folgenden Charts über die Gefahr eines möglichen Bär-Keils.

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Und aus diesem brachen die Kurse noch am selben Tag nach unten aus:

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Allerdings gab ich sofort Entwarnung, weil es nicht zu größeren Kursverlusten kam, sondern die Kurse seitwärts aus dem vermeintlichen Bär-Keil heraustendierten. Damit war der Bruch der Trendlinie harmlos. Und neben dem Bär-Keil hatte ich das alternative Szenario eines bullischen "Leading Diagonal Triangle" ins Spiel gebracht. Als der DAX anschließend weiter seitwärts tendierte, schrieb ich am 14. August, dass dadurch mit weiter steigenden Kursen zu rechnen sei, "weil solche Konsolidierungen als trendbestätigend gelten". Am selben Tag setzte sich die Aufwärtsbewegung mit einem neuen Erholungshoch fort.

Impulsive Kursgewinne als klar bullisches Signal

Was noch fehlte, war aber eine höhere Aufwärtsdynamik, weil die Kurse abgesehen von einer Aufwärtslücke (grün im folgenden Chart) schon wieder nur seitwärts liefen. Die Charttechnik war daher noch etwas widersprüchlich.

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Außerdem befand sich der DAX zu diesem Zeitpunkt noch unterhalb des Tiefs vom 14. Juni. Und die große Abwärtslücke vom 2. August war noch nicht im Ansatz geschlossen.

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Das änderte sich aber mit der Kursentwicklung am 15. August, weil der Anstieg plötzlich dynamisch und zwischenzeitig sogar steil nach oben verlief.

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Damit war die Kurslücke mit einem Mal geschlossen und das Tief vom 14. Juni komfortabel überwunden, womit eine Überschneidung in den Wellen vorlag, was auch und vor allem aus Sicht der Elliott-Wellen bullisch zu werten war.

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Man kann also sagen, dass sowohl der Dow Jones als auch der DAX erst ab Mitte August ausreichende Signale für ein klares Ende der Korrektur gesendet haben. Nun galt es für den DAX nur noch, in die Dreiecksformation (dicke blaue Linien) zurückzukehren, was ihm schon am Folgetag gelang, weil sich die Aufwärtsbewegung wie "gewünscht" dynamisch fortsetzte.

Plötzlich beste Chancen für ein neues Rekordhoch

Zwar war der DAX zu diesem Zeitpunkt bereits wieder überkauft, dennoch sah ich nun große Chancen für ein neues Rekordhoch – was ich am 19. August auch mit dem folgenden Elliott-Wellen-Szenario begründete.

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Derweil konnten die Leser des Target-Trend-Spezial in den täglichen Chartanalysen immer wieder lesen, dass ein neues Bewegungshoch wahrscheinlich wird, wenn der DAX über die Rechteckgrenze bei 18.681 Punkten steigt, weil dort vor allem auch die obere Linie der Dreiecksformation (dick blau im Stundenkerzen-Chart) überwunden wäre. Letzteres geschah dann am 23. August. Und nun, vier Handelstage später, ist bereits das neue Rekordhoch erreicht.

Long-Trades

Beim Börsenbrief „Target-Trend-CFD“ habe ich diesen Kursanstieg gestern bereits genutzt, um einen Long-Trade, den wir bei 18.626 Punkten eingegangen waren, bei 18.830 Punkten zu beenden. Und beim Target-Trend-Spezial sollte ein Long-Trade, bei 18.736 Punkten eingegangen, auf Einstiegskurs abgesichert sein.

Schade, dass der DAX das neue Rekordhoch auf diese Weise erreicht hat. Denn zwar hat sich das Chartbild nach den crashartigen Kurseinbrüchen schnell von kurzfristig bearish wieder auf bullish gedreht, doch ist der DAX schon seit dem 15. August überkauft. Und das hat sich durch die fast ununterbrochene Aufwärtsbewegung bis heute nicht geändert, vielmehr verschärft. Und weil mit dem September in Kürze ein saisonal schwacher Börsenmonat beginnt, scheint das weitere Gewinnpotential von Long-Positionen begrenzt.

Wahrscheinlich macht es daher Sinn, die saisonale Korrektur abzuwarten, um dann bei wieder tieferen Kursen neue Long-Positionen zu platzieren, die von einer Jahresendrally profitieren.

2 Kommentare

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  • Riccardo90
    Riccardo90

    Geht das auch ohne 347 bunte Linien?

    11:07 Uhr, 30.08.
  • KI2024
    KI2024

    Danke für den Artikel. Das schwierigste war, sich von den Analysen und Berichterstattungen nicht beeinflussen zu lassen. Damit meine ich auch die Autoren von Stock, was nur eine nüchterne Feststellung sein soll. Ich habe tatsächlich erst heute glatt gestellt.

    09:54 Uhr, 30.08.