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19:00 Uhr, 16.11.2016

Wann ETFs für Sie die richtige Anlage sind

Anleger wollen angesichts niedriger Zinsen und steigender Bankgebühren ihr Geld produktiv investieren. Da nominale Vermögenswerte auf absehbare Zeit kaum Rendite abwerfen werden, Immobilien teuer sind und die meisten Anleger gegenüber komplizierten Produkten kritisch eingestellt sind, entsteht eine neue Offenheit.

Und zwar gegenüber Aktien und Aktienmärkten, wie wir sie in Deutschland lange nicht erlebt haben.

Vor allem Indexfonds (Bankendeutsch: ETFs für Exchange Traded Funds) stehen auf der Empfehlungsliste von Verbraucherschützern, Finanzportalen und unabhängigen Beratern ganz weit oben, wenn es um die Frage nach dem geeigneten Vehikel für ein Investment in den Aktienmarkt geht.

Leider wurde nun festgestellt, dass Privatanleger mit dem Selbstmanagement von ETFs überfordert sind. Auswertungen großer Online-Depots haben bei ETF-Investoren sehr schlechte Renditen offengelegt. Im Durchschnitt erreichten die Selbstentscheider mit ETFs nur die Hälfte der Marktrendite, also z.B. der durchschnittlichen DAX-Rendite. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.

Zum einen wissen Anleger zwar, dass ETFs gute Produkte sind, scheitern aber bei der Auswahl des geeigneten Indexfonds. Viele Anleger investierten laut einer Studie in exotische Märkte wie den vietnamesischen Aktienmarkt oder setzten auf Spezialthemen wie Banken oder Autos. Zum anderen handelten die Investoren zu häufig und zu ungünstigen Zeitpunkten mit ihren ETFs. Sie kauften, wenn die Börse stieg und verkauften aus Angst, wenn die Börse fiel.

Wir sehen also, dass Indexfonds zwar gute Produkte sind, aber nicht per se vor klassische Anlegerfehlern schützen. Mit diesen 5 Tipps wissen Sie, wann ETFs die richtige Anlagestrategie für Sie sind.


1. Sie wollen sich nur sehr selten um Ihr Aktienportfolio kümmern

Wer aktiv die Börse verfolgt oder versucht, kurzfristige Marktbewegungen auf Sicht von wenigen Tagen zu handeln, ist eher als Trader statt als Investor einzustufen. Indexfonds sind hervorragende Bausteine für langfristige Anleger. Für spekulative Geschäfte auf kurze Sicht gibt es deutlich bessere Anlageprodukte wie Futures, Optionen oder Derivate. Diese sind aber mit einem höheren Risiko verbunden und nur für erfahrene Anleger geeignet.

2. Sie akzeptieren, dass Sie nicht besser als der Markt abschneiden

Wenn über 90 % der Fondsmanager, also ausgebildete Spezialisten in Vollzeitbeschäftigung, es nicht schaffen, den Markt zu schlagen, warum sollte es dann Ihnen oder mir gelingen? Wer erstmal nur versucht (es ist schwieriger als die meisten denken), die Rendite des Marktes zu erwirtschaften, findet mit ETFs ein geeignetes Anlagevehikel.

Es gibt durchaus Strategien, um relativ sicher den Markt zu schlagen: mit sogenannten Risikoprämien – oder auch Marktfaktoren genannt. So schlägt ein Portfolio aus Aktien mit einem „Value-Tilt“ oder „Dividenden-Tilt“ langfristig immer den Markt. Mit Market-Timing, also dem Ausloten von möglichen Hoch- und Tiefpunkten der Börse, hat das aber nichts zu tun. Zu diesen Themen wird es 2017 noch mehr von mir geben.

3. Sie verzichten auf die Super-Rendite von Einzelaktien

Die Deutsche Bank ist seit ihrem Tief um fast 80 % gestiegen und das in ein paar Wochen. Wenn Sie bei dem Gedanken, diese Chance verpasst zu haben, fast verrückt werden, dann sind Indexfonds nicht die geeignete Anlage für Sie. Auch der breite Aktienmarkt kann in kurzer Zeit stark ansteigen. So stieg der DAX Anfang 2015 in nur wenigen Wochen um fast 3.000 Punkte. Er fiel danach aber auch wieder um mehrere tausend Punkte. Genauso wie die Deutsche Bank vor dem Kursanstieg in den letzten Jahren um fast 90 % gefallen war.

Rendite kommt von Risiko und da Einzelaktien ein höheres Risiko aufweisen (Unternehmen können insolvent gehen), sind mit Einzelaktien höhere Renditen möglich. Wer auf diesen Kick verzichten kann, ist bei den ETFs gut aufgehoben.

4. Sie sind kostenbewusst

Indexfonds sind sehr günstig. ETFs auf den DAX gibt es bereits für unter 0,10 % Managementgebühr pro Jahr. Im Vergleich dazu wirken klassische Aktienfonds mit Gebühren von im Durchschnitt zwischen 1 und 3 % pro Jahr (plus Ausgabeaufschlag) ziemlich teuer. Anleger mit ETFs sind dann aber auf sich alleine gestellt. ETFs schreiben keine Newsletter, Marktinformationen oder Jahresausblicke. Wer auch das nicht braucht, kann hohe renditeschmälernde Gebühren sparen.

5. Sie handeln eigenverantwortlich

Viele Anleger fühlen sich mit den Finanzmärkten überfordert. Das ist nur verständlich, überlegt man, wie komplex und vielseitig das Thema Börse ist. Kennen Sie das Gefühl, in einem fremden Land zu sein und die Sprache nicht ansatzweise zu verstehen? So ungefähr geht es einem Anleger, der kein Finanzwissen hat. Und doch gibt es Menschen, die im Laufe ihres Lebens eine fremde Sprache erlernen. Genauso ist es mit den Finanzmärkten. Man kann sich Wissen aufbauen, um sich zumindest grob auszukennen. Wer mit ETFs sein Geld anlegen möchte, muss vorher ein Mindestmaß an Finanzbildung erreichen, sonst sind die klassischen Anlegerfehler vorprogrammiert. Wer kein Finanzwissen hat, wird auf das Storytelling der Broker und auf die verlockenden Prognosen von Banken und Analysten eines Tages reinfallen.

Mit meinen Artikeln auf meinem Guidants-Desktop möchte ich Ihnen ein Forum bieten, Finanzwissen aufzubauen. Bitte stellen Sie Ihre Fragen, egal wie lächerlich oder selbstverständlich sie Ihnen erscheinen mögen.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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4 Kommentare

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  • fgirlx
    fgirlx

    danke

    sie geben einzelne jahre an , wie 2008 ,wo es besser war eine einmalanlage zu machen, stimmt.

    aber auf die Sicht von 20-25 jahren rel;ativiert sich das

    ebenfalls ist dies keine antizyklische strategie beim einstieg, denn der Einstiegspunkt ist egal.

    Beim Dax gab es auf sicht von 25 jahren ,keinen "flaschen punkt" um mit dieser strategie den Markt "auszuperformen" ,seit Beginn des handels mit dem Dax oder sogar vorlaeufer.

    Wichtigstes Element dieser Strategie

    es muss konsequent durchgefuehrt werden,es darf kein liquiditaestengpass entstehen (kurzfr entnahmen),und unbedingt in Baermarktphasen durchgehalten werden ,wo jeder zum Verkauf raet,es duerfen keien Teilgewinnmitnahmen gemacht werden ( ausser kurz vorm ende nach 20 jahren ++)

    Meine Strategie ist das leider nicht, dafuer bin ich zu alt. Nach 30 Jahren Boerse ,kann ich nur eins sagen. die ersten 10 jahre war die sturm und drangzeit,die jagd nach dem grossen, erst seit 1999 verdiene ich gut an der Boerse, nachdem ich ruhiger und langfrsitiger denke. Die performance ist gut,allerdings haette die ETF startegiemeine performance sogar geschlagen , bei extrem weniger volatilitaet und risiko

    schade das ich am anfang nicht so schlau war ,wie heute.

    03:42 Uhr, 18.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • fgirlx
    fgirlx

    ETFs

    Mit Etfs ist langfristig durchaus eine extrem bessere Rendite zu erzielen wie der Markt, zumnindest mit Sparplaenen.

    folgende Regeln sind dabei zu beachten

    1. nur Etfs auf die grossen Indices (top 20 /30 eines landes wie zb Dax Cac,Dia,Set,Sgx etc) ,

    2. angelegt wird via Sparplan (keine einmalzahlung). Einstieg unabhaengig des Indexstandes , egal ob hoch oder tief

    3.festgelegte einzahlung gestaffelt.

    Betrag XX immer gleichbleibend ,mindestanlage 15 Jahre

    In normalen Zeiten werden 50% des monatlich verfuegbaren Betrages eingezahlt. Der rest sparbuch oder fixed deposit

    Bei einem Indexstand ca 35% unter dem letzten hoch , werden 100% eingezahlt

    Bei einem Indextsand ab 50% unter hoch werden 100% investiert zzgl den ruecklagen aus den nicht eingezahlten betraegen in den guten zeiten.

    oder

    ein fix , zb 100 euro bei normalen indexstaenden , 200 euro bei index 35% unter hoch und 400 euro bei index staenden 50% unter hoch.

    Hier macht sich der Costaverage Effekt erheblich bemerkbar auf dauer, und kann bis zu 100%Mehr Rendite p.a gg gleichbleibenden betraegen besser sein. bzw war es immer.

    je laenger der zeitraum , also im bestenfalle 25 jahre ++ ,wird man damit jeden Fond schlagen.

    slebst an einem sehr schlechten markt wie zb Japan , hat man statt einem minus ueber die letzen 25 jahre, durch den cost average effekt, eine positive rendite, beim dax ,ueber 20% p.a

    so simple kann Boerse sein, man muss nur jung und zielstrebig sein. selbst 100 euro werden in 25 jahren zu einer stattlichen summe

    03:33 Uhr, 17.01. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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