Nachricht
17:43 Uhr, 14.02.2012

Wachstumsprognosen für die Eurozone nach oben korrigiert

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Experten von der Anlagegesellschaft ING Investment Management (ING IM) sind der Überzeugung, dass sich die Politik in der Eurozone langsam, aber sicher einer Lösung der Staatsschuldenkrise annähert, worauf bereits die günstigeren Rahmenbedingungen für Banken und Staatsschuldner hinweisen. Dennoch wird nach Ansicht von Willem Verhagen, Senior Economist bei ING IM, und seinem Kollegen, dem Senior Emerging Markets Strategist Maarten-Jan Bakkum, von politischer Seite immer noch zu wenig dafür getan, das Wachstum anzukurbeln, was eine unabdingbare Voraussetzung für die Solvenz von Banken und Staaten darstellt. Natürlich sei vor allem die dringende Notwendigkeit struktureller Reformen an der Euro-Peripherie im Gespräch, um das langfristige Wachstumspotenzial dieser Region zu stärken, schreiben die Experten in ihrem wöchentlichen ‚Gesamtwirtschaftlichen Ausblick’. Das sollte im weiteren Verlauf natürlich die Staatsschuldenquote verbessern und langfristig den Anteil notleidender Kredite in den Bankbilanzen senken.

Laut Verhagen und Bakkum darf dabei die Sorge um die Zukunft jedoch nicht den Blick auf das Hier und Jetzt behindner: Fakt sei, dass das drängendste Problem derzeit die gewaltige Produktionslücke an der Euro-Peripherie ist. Sofern in den nächsten Jahren keine Maßnahmen getroffen werden, um diese Lücke zu schließen, könnte die Unterauslastung der Ressourcen zum Dauerzustand werden und damit das Wachstumspotenzial weiter drosseln. Denn Unterauslastung bedeute auch nachlassende Fachkompetenz und ungenügende Investitionen in neue Technologien.

„Auf längere Sicht sind wir zwar pessimistisch, die Entwicklung über die nächsten Monate ist indes weniger klar. Es deutet einiges darauf hin, dass die Rezession weniger schwer ausfallen wird als zunächst befürchtet. Genaue Prognosen sind schwierig, da es gerade die Ungewissheit im Hinblick auf die Solvenz von Banken und Staaten sowie das Überleben des Euro in seiner gegenwärtigen Form war, die den Abschwung ausgelöst hat. Die Solvenzbefürchtungen scheinen sich inzwischen jedoch gelegt zu haben. Der anhaltende Schuldenabbau hemmt die Wirtschaft auf zweierlei Weise: durch drastische fiskalpolitische Straffung und eine Beschränkung des Kreditangebots. Überdies könnte die allgemeine Ungewissheit die Zuversicht im Privatsektor erheblich belasten“, so die Einschätzung der beiden ING IM-Ökonomen.

Ihre Wachstumsprognose für 2012 haben Verhagen und Bakkum dennoch leicht angehoben (von -0,5 % auf -0,3 %), da einige Eckdaten zur Wachstumsdynamik unerwartet günstig ausgefallen seien. Im Januar profitierte der Eurozone Composite-PMI-Index deutlich von der Dynamik seines globalen Pendants und kletterte um 2,1 Punkte auf einen Stand von 50,4. Damit habe sich der Trend seit dem Anfang Q4 2011 erreichten Tiefpunkt eindeutig verkehrt. Die konkreten Daten (Verhältnis zwischen Auftragseingängen zu Lagerbeständen, Anstieg vor allem durch Entwicklung im Dienstleistungssektor, Erholung der PMI an der Peripherie) legen laut den Experten nahe, dass weitere moderate Steigerungen bevorstehen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten