Wachstumspfade laufen weiter auseinander
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Atlanta (GodmodeTrader.de) - Der Wirtschaftsausblick für 2017 ist durch mehrere bekannte Entwicklungen gekennzeichnet. Während der Aufschwung in den USA weiter an Stärke gewinnt, ist der Ausblick für die Eurozone und Japan nach wie vor nur gedämpft. Grund ist die fehlgeleitete Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der Bank of Japan, durch die die bisherigen quantitativen Lockerungsmaßnahmen kaum Wirkung gezeigt haben, wie Invesco-Chefökonom John Greenwood in seinem jährlichen Markt- und Wirtschaftsausblick für 2017 schreibt.
Zu den neuen Variablen, die 2017 hinzukämen, gehörten die geplanten fiskalpolitischen Stimulusmaßnahmen des designierten US-Präsidenten Donald Trump sowie neue politische Ungewissheiten in Europa, wo im kommenden Jahr mehrere wegweisende Wahlen sowie der Beginn der „Brexit“-Verhandlungen anstünden. In den Schwellenmärkten laute die große Frage, ob es China gelinge, das zuletzt explosive Kreditwachstum einzudämmen, heißt es weiter.
Allgemein wird erwartet, dass die US-Wirtschaft unter Donald Trumps Führung Fahrt aufnehmen wird. Der Chefökonom von Invesco rechnet aber nur mit einer moderaten Beschleunigung des US-BIP-Wachstums auf 2,4 Prozent im Jahr 2017 und 2,6 Prozent im Jahr 2018. Die Wahlkampfansage eines Wachstums von 3,5 bis 4,0 Prozent hält er für überzogen. „Zudem wird das höhere Wachstum im Jahr 2017 kaum fiskalpolitischen Stimulusmaßnahmen, Steuersenkungen oder Infrastrukturausgaben zu verdanken sein, sondern dem an Stärke gewinnenden konjunkturellen Aufschwung, einem glücklichen Erbe für den neuen Präsidenten“, schreibt Greenwood.
Er geht davon aus, dass die US-amerikanische Notenbank (Fed) die Zinsen im kommenden Jahr noch zwei oder drei Mal anheben wird, so dass die Zielspanne für die Fed Funds Rate zum Jahresende 2017 bei 1,00-1,25 Prozent liegen dürfte. Die entscheidende Frage sei, ob das Geld- und Kreditwachstum nachhaltig bei rund sechs bis acht Prozent gegenüber dem Vorjahr gehalten werden könne. Gelänge dies, werde die Wirtschaft die Zinserhöhungen leicht verkraften können. Einem mehrjährigen Aufschwung bis zum Erreichen des konjunkturellen Höhepunktes stünde dann nichts entgegen, heißt es weiter.
Anders als die Fed haben die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan Greenwood zufolge nicht für die geldpolitischen Impulse gesorgt, die nötig sind, um das Wachstum anzukurbeln. Da das Regelwerk der Europäischen Kommission keine expansive Fiskalpolitik bei gleichzeitiger Beschleunigung des Geldwachstums zulässt, erwartet Greenwood in der Eurozone 2017 eine Verlangsamung des realen BIP-Wachstums auf rund 1,2 Prozent, während die Inflation weiter deutlich hinter dem Zielwert von „nahe an, aber unter zwei Prozent“ liegen werde. In Japan rechnet er bis auf weiteres mit einem Wachstum von rund einem Prozent und anhaltenden Deflationsrisiken, nachdem die Strukturreformen und fiskalpolitischen Stimulusmaßnahmen im Rahmen des „Abenomics“-Programms bislang nicht die gewünschte Wirkung gezeigt haben.
Im kommenden Jahr müssen sich die Regierungen der klassischen rechten oder linken Mitte in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland zur Wiederwahl stellen. In diesem Zusammenhang sieht Greenwood ein erhebliches Risiko weiterer politischer Umwälzungen in der Eurozone. „Sollten verdrossene Wähler die regierende Elite in einem oder mehreren dieser Länder ersetzen, könnte das den Fortbestand des bestehenden Systems – auf nationaler Ebene, auf Ebene der Europäischen Union (EU) oder der Eurozone – in Frage stellen“, schreibt er.
An seiner seit langem vertretenen Erwartung, dass der aktuelle globale Konjunkturaufschwung überdurchschnittlich lange andauern wird, hält Greenwood fest. „Der wichtigste Grund dafür ist, dass das unterdurchschnittliche Wachstum und die niedrige Inflation eine restriktivere Geldpolitik, die den Aufschwung vorzeitig beenden würde, unnötig machen werden“, sagt er. Der Chefökonom von Invesco hält es auch für unwahrscheinlich, dass Rezessionen oder Wachstumsschwächen in den Schwellenmärkten die moderate Erholung in den Industrieländern stoppen werden. Zudem zeige die Erholung in den USA, obwohl sie bereits siebeneinhalb Jahre andauert, erst jetzt allmählich die typischen Merkmale einer normalen Erholung. So sei die finanzielle Lage der Unternehmen und privaten Haushalte in den USA jetzt wieder so gut, dass die Unternehmensinvestitionen und Konsumausgaben zu ihrer normalen Dynamik zurückfinden könnten.
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