Kommentar
10:28 Uhr, 14.08.2009

Wachstumsdaten der Eurozone überraschen positiv und provozieren Skepsis...

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Der Euro eröffnet heute morgen (07.45) bei 1.4270, nachdem gestern zunächst im europäischen Handel Höchstkurse bei 1.4327 markiert wurden. USD-JPY startet heute morgen bei 95.30. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 136.00, während EUR-CHF bei 1.5295 oszilliert.

Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel mahnt Zurückhaltung bezüglich der deutschen Wachstumsdaten an und behauptet, die Rezession sei noch lange nicht überwunden.

Zunächst stellen wir fest, daß die deutsche Regierung diese aktuelle ökonomische Entwicklung nicht auf dem Radarschirm hatte. Die Krise hatten die Regierung als auch die Experten der Wissenschaft im letzten Jahr auch nicht auf dem Radarschirm. Wurden nicht im 2.Quartal 2008 noch alle Wachstumsprognosen nach oben revidiert? Manchmal fragt man sich, wie viele Fehlprognosen notwendig sind, um zur Elite dazugehören zu dürfen? Nach Ansicht von Frau Merkel sei die Krise erst vorbei, wenn der Stand vor dem Einbruch der Märkte erreicht werde (Quelle: Spiegel Online). Flankenschutz erhält sie von wirtschaftswissenschaftlicher Seite, die vor allen Dingen damit reüssiert, genau die jetzt eingetretene Situation per 2. Quartal nicht antizipiert zu haben.

Wir erlauben uns festzustellen, daß nach vier Quartalen Kontraktion jetzt ein Quartal mit Wachstum verzeichnet wurde. Damit ist die Rezession laut Definition unterbrochen. Wenn eine Rezession unterbrochen ist, ist sie zunächst einmal zu Ende. Wenn etwas zu Ende ist, ist etwas zumindest temporär auch überwunden. Die Einlassung, daß die Krise erst vorbei sei, wenn das Niveau aus der Übertreibung per 1. Halbjahr 2008 wieder erreicht sei, ist mindestens als ambitioniert zu betrachten. Die Elite der deutschen Politik zeigt damit, daß sie nicht verstanden hat, daß das Wachstum per 1. Quartal 2008 eine Anomalie darstellte.

An einer Anomalie das Endes der Rezession festzumachen, ist eine Übung von der wir uns hier vollständigst fern halten!

Hinsichtlich dieser Einlassungen werfen wir noch einmal einen Blick auf die Komposition des Wachstums. Privater Konsum, Staatskonsum als auch Bauinvestitionen waren Wachstumstreiber. Der Lagerabbau war Belastungsfaktor. Vor der veränderten globalen Konjunkturlage ist eine Fortsetzung des Lagerabbaus im zweiten Halbjahr in höchstem Maße unwahrscheinlich. Im Gegenteil wird Lageraufbau auf der Agenda stehen.

Investitionstätigkeit wird dann auch wieder anziehen (Maschinen/Anlagen). Genau diese Entwicklung spricht im 2. Halbjahr 2009 für weitere positive konjunkturelle Überraschungen. "Food for thought!"

Wir stimmen Frau Merkel und der Wissenschaft zu, daß die Basis des Wachstums mit den massivsten Subventionen in der Wirtschafthistorie natürlich eine Qualität hat, die nicht ansatzweise Ausdruck endogener Stärke ist. Das ist und bleibt eine Achillesferse!

Die jetzt eintretende Erholung ist aber genau die Reaktion, die mit diesen Interventionen erreicht werden sollte. Fakt ist, daß diese aufgelegten Programme jetzt global ihre Wirkungen mit voraussichtlich mehr Multiplikatoreffekten als antizipiert entfalten. Und diese Wirkungen werden zu Anpassungen der internationalen Wachstumsprognosen führen.

Die Krisenländer unter den industrialisierten Ländern gewinnen im Rahmen dieser Erholung einen Zeitrahmen, ihre Strukturen den Anforderungen der Zukunft gemäß zu gestalten.

Dazu gehört insbesondere, daß die Bankenaristokratie auf Größen zurück gestutzt wird, die mit der Haftungsmasse der heimischen Volkswirtschaften kompatibel ist. Das Thema "Survival of the Fattest" sollte schleunigst begraben werden!

Neben den deutsche Wachstumsdaten per 2. Quartal 2009 im Quartalsvergleich mit +0,3% lieferte auch Frankreich, das zweitgrößte Land der Eurozone, ein Wachstum um 0,3%. Die erste Schätzung für die Eurozone stellte sich auf -0,1% per 2. Quartal 2009 nach zuvor -2,5%. Die Prognose war bei -0,5% angesiedelt. Damit ergab sich im Jahresvergleich eine Kontraktion um - 4,6%. Hier lag die Prognose bei -5,1%.

Mithin belegen die aktuellen BIP-Daten, daß nicht die USA vor der Eurozone sich der Krise entziehen, sondern genau das umgekehrte Bild sich abzeichnet!

Ergo ist die zuletzt wieder positive EUR-USD Entwicklung vor diesem Hintergrund sachlich angemessen.

Die Zahlen aus den USA konnten nicht überzeugen und lieferten eher enttäuschende Daten. Das galt insbesondere für die Einzelhandelsumsätze per Juli. Hier kam es einem unerwarteten Rückgang um -0,1%. Die Prognose war bei +0,7% angesiedelt. Der Vormonat wurde von +0,6% auf +0,8% revidiert. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, daß das Thema Stabilisierung unverändert angemessen ist.

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Die Arbeitslosenerstanträge legten per 8. August von zuvor 554.000 auf 558.000 zu. Die bei 545.000 liegende Konsensusprognose wurde verfehlt. Diese Abweichung ist jedoch schlußendlich insignifikant. Auch hier hilft der Blick auf den Chart.

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Die Importpreise verzeichneten einen Rückgang um -0,7% (Prognose -0,4%) nach zuvor +2,6% (revidiert von +3,2%). Im Jahresvergleich übersetzte sich dieses Ergebnis in einen Rückgang um - 19,3% nach zuvor -17,7%. Ohne den Energiesektor stellt sich der Rückgang auf lediglich -7,3%.

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Die Lagerbestände sanken per Juni um 1,1%. Damit ergab sich der zehnte Rückgang in Folge. Die Lagerbestände stehen auf dem niedrigsten Niveau seit 2006 (nicht preisbereinigt!).

Der Absatz legte per Juni um 0,9% zu. Die Grundlagen für einen Trendwechsel von Lagerabbau in Richtung Lageraufbau werden sukzessive besser!

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Bezüglich der heute abstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.4100 dreht den Bias auf neutral.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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