Kommentar
09:58 Uhr, 27.08.2009

Daten sehr positiv - Finanzmärkte neigen (trotzdem) zur Skepsis - Sarkozy redet viel!

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Der Euro eröffnet heute morgen (06.55 Uhr) bei 1.4245, nachdem in den letzten 24 Handelsstunden im US-Handel Tiefstkurse bei 1.4207 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93.70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.50, während EUR-CHF bei 1.5220 oszilliert.

Der französische Präsident Sarkozy betonte, daß der Euro nicht die Hauptlast (hier Aufwertung des Euros) der Währungsanpassungen schultern könnte.

Nun, Herr Sarkozy hat die Abwärtsbewegung des Euros von 1.60 bis unter 1,25 nicht kommentiert.

Das hat selbstredend nicht mit Opportunismus zu tun. In dieser Phase erfuhr die Wirtschaft der Eurozone eine Entlastung. Europas Exporteure konnten sich in dieser Phase mit Termingeschäften mittel- und langfristig absichern, sofern sie eine angemessene Beratung durch ihre Banken erfuhren. Diese Chancen waren über einen längeren Zeitraum gegeben. Wer sie nicht nutzte, sollte auch die Konsequenzen ertragen. Das ist Wirtschaft, oder?

Will Herr Sarkozy nun den Importeuren ins Handwerk pfuschen, die von einem höheren Euro profitierten?

Will Herr Sarkozy hinsichtlich wieder steigender Rohstoffpreise den nivellierenden Einfluß auf diese Preiserhöhungen durch einen Anstieg des Euros verhindern und damit der Bevölkerung der Eurozone erfrischende Entlastung vorenthalten?

Will Herr Sarkozy, daß beispielsweise die USA für die massivsten Fehlsteuerungen (u.a. "Asset-Driven Economy), auf die einige Analysten und Volkswirte sehr zeitig hinwiesen, keine Konsequenzen erfahren?

Wir nehmen die Einlassungen Sarkozys mit einem nicht unerheblichen Bedauern zur Kenntnis.

Wenn Politiker meinen zu wissen, wo Preise angesiedelt zu sein haben, denken wir an den Begriff Hybris.

Die Deutsche Bank revidiert die Wachstumsprognosen und eröffnet damit den Revisionsreigen, der voraussichtlich ähnlich wie im 2. Halbjahr 2008 nur mit anderen Vorzeichen ablaufen wird. Mit anderen Worten ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß dieser ersten Revision mindestens eine zweite Revision folgen wird. Per 2009 wird nun eine Kontraktion um -5,2% erwartet (zuvor - 6,0%). Per 2010 wurde die Prognose von +0,4% auf 1,4% angehoben. Auch das DIW (2009 - 6,4%) kündigte eine Revision an.

Wir sind auf die Ergebnisse der übrigen Institute gespannt. Der IWF wird mit seiner globalen Kontraktionsprognose bei noch -1,4% gleichfalls Hausaufgaben bekommen.

Wir überlassen es den Marktteilnehmern eine Qualitätsdebatte über die Resultate der internationalen Elite der Volkswirtschaft zu führen.

In der österreichischen Schule gibt es den Begriff der "Verbalen Logik", der unseres Erachtens stärker im Mittelpunkt stehen sollte als der allzu mathematische Ansatz, der heute gepflegt wird und zu dem aktuellen Status Quo geführt hat!

Die gestern veröffentlichten Daten lieferten fraglos Steilvorlagen für die Prognoseanpassungen.

Dennoch ergab sich gestern eine nüchterne Diskontierung dieser nicht erwarteten positiven Fakten durch den Markt. Gehen wir doch erst mal eine Runde "Short", die Zahlen sind ja zu gut …

Man kann diesen Umstand als Beleg interpretieren, daß die Finanzmärkte der ökonomischen Realität nur widerwillig folgen. Diesbezüglich stellt sich jedoch auch keine überkaufte Situation ein.

Im Gegenteil bleibt der Positionierungsgrad der entscheidenden Marktteilnehmer unterproportional ausgeprägt. Gerade das ist dann mittel- bis langfristig der Treibstoff nachhaltigerer Aufwärtsbewegungen. Nun ja, das "Eine", was man will und das "Andere", das man kriegt … Das gilt übrigens auch für Herrn Sarkozy.

Der deutsche IFO-Index legte per August unerwartet von zuvor 87,4 (revidiert von 87,3) auf 90,5 Punkte zu. Die Prognose war bei 88,9 Zählern angesiedelt. Damit stellte sich der fünfte Anstieg in Folge ein.

Nicht nur der Erwartungswert, der von 90,4 auf 95,4 Punkte zulegte und damit das höchste Niveau seit Mai 2008 markiert, sondern auch der Wert, der die aktuelle Lage wiedergibt, verbesserte sich deutlich von 84,4 auf 86,1 Zähler und erreichte damit den höchsten Wert seit Januar 2009.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht zweierlei Umstände. Positiv fällt auf, daß die Erholung des Index dynamisch ist. Negativ bleibt anzumerken, daß das Niveau historisch unverändert als niedrig klassifiziert werden muß.

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Auch die Zahlen aus den USA waren überzeugend. Der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter schoß um 4,9% im Monatsvergleich nach oben. Die Prognose war bei +3,0% angesiedelt.

Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von -2,2% auf -1,3% revidiert. Ergo ergab sich hier eine signifikant bessere Lage als vom Markt antizipiert. Der Blick auf den Chart offeriert ein Bild, das eine Bodenbildung mit Aufwärtspotential beschreibt!

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Der Absatz neuer Immobilien setzte gestern per Juli einen Paukenschlag. Es kam mit 9,6% zum höchsten prozentualen Anstieg in dieser Zahlenreihe.

Von revidiert 395.000 (zuvor 384.000) kam es zu einem Anstieg auf annualisiert 433.000 Objekte. Die Prognose war bei 390.000 angesiedelt. Absatztechnisch setzt sich damit die Erholung ausgehend von Tiefstpunkten im ersten Quartal 2009 fort.

Der Bestand an zu verkaufenden Immobilien sank von zuvor 8,5 auf 7,5 Monatsumsätze. Der Durchschnitt der letzten 12 Monate steht bei 10,6 Monatsumsätzen.

Bei aller Freude über das Ergebnis liefert der Blick auf den langfristigen Chart keinen wirklichen Komfort. Bei den Beatles heißt es: "It is a long and winding road" Ja, das ist so …

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen auseinandersetzen. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3970 - 1.4000 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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