Wachstum ist top, Inflation ein Flop
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Kronberg im Taunus (GodmodeTrader.de) – „Im Rahmen ihres Mandats ist die EZB bereit, alles zu tun, was nötig ist („whatever it takes“), um den Euro zu retten. Und glauben Sie mir, es wird genug sein.“ Vor genau fünf Jahren führte dieser Satz Mario Draghis, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), zur Wende in der Eurokrise. Damals liefen in mehreren Staaten des Euroraums die Kosten der Staatsverschuldung aus dem Ruder – Griechenland, Irland und Spanien mussten Rettungspakete beantragen. Mit seiner Botschaft an die Märkte brachte Mario Draghi die Entschlossenheit der EZB zum Gegensteuern zum Ausdruck, schreibt Andrea Iannelli, Investmentdirektorin für Anleihen bei Fidelity International.
Die EZB habe es geschafft, ein tragbares Zinsniveau in den Peripheriestaaten wiederherzustellen: Seit Juli 2012 seien die Renditen von Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie stark zurückgegangen.
Italien beispielsweise müsse inzwischen nur noch einen Zins von 2,2 Prozent im Jahresvergleich auf Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit zahlen. Im November 2011 seien es noch 7,24 Prozent gewesen – der höchste Stand seit Mitte der 1990er-Jahre, heißt es weiter.
„Im Anschluss an die Äußerungen von Mario Draghi senkte die EZB ihren Leitzins auf null und erhob Strafzinsen von 0,4 Prozent auf Guthaben, die die Banken bei der EZB halten. Das Ziel: einen Anreiz zur verstärkten Kreditvergabe an die Wirtschaft zu setzen. Daneben stellte sie dem Bankensystem im Euroraum im Rahmen eines langfristigen Refinanzierungsprogramms eine Billion Euro an zusätzlicher Liquidität bereit. Außerdem hat die EZB im Zuge ihres Anleihekaufprogramms seit März 2015 Staats- und Unternehmensanleihen aus dem Euroraum im Volumen von mehr als zwei Billionen Euro am Markt angekauft“, so Iannelli.
Dadurch sei die Bilanzsumme der EZB auf mehr als vier Billionen Euro angewachsen – das entspreche 35 Prozent der Wirtschaftsleistung im Euroraum. Die Anleihekäufe seien damit das entscheidende geldpolitische Instrument der EZB und würden es voraussichtlich bleiben, heißt es weiter.
„Die Spannungen am Staatsanleihenmarkt machten sich 2012 auch bei Unternehmensanleihen bemerkbar. Der Grund: Insbesondere Banken hielten damals umfangreiche Bestände an öffentlichen Anleihen aus der Euro-Peripherie in ihren Bilanzen. Die EZB reagierte darauf, indem sie dem Finanzsektor dringend benötigte Mittel im Rahmen langfristiger Programme bereitstellte. Dadurch waren die Banken im Euroraum in der Lage, sich von der EZB mehr als 1,1 Billionen Euro zu äußerst niedrigen Kosten zu leihen“, so Iannelli.
Damit trage die EZB maßgeblich zum Rückgang der Zinsaufschläge bei. Doch auch die europäischen Unternehmen hätten ihren Teil geleistet. Sie seien bei Bilanzrisiken deutlich vorsichtiger geworden und mieden es, weitere Schulden aufzunehmen. Die positive Entwicklung an den Finanzmärkten übertrage sich mittlerweile auch auf die Realwirtschaft. Die Märkte für Staats- und Unternehmensanleihen hätten sich stabilisiert, die Kursschwankungen hielten sich in Grenzen und das Bankensystem verfügt über reichlich Liquidität, heißt es weiter.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Kreditvergabe an Unternehmen und Konsumenten wieder beschleunigt, was das Wirtschaftswachstum im Euroraum beflügelt. Diese zyklische Erholung hat eine Weile auf sich warten lassen, doch inzwischen ist sie in vollem Gange. Die Wirtschaft im Euroraum ist heute in besserer Verfassung als im Jahr 2012. Dennoch hat die EZB noch einige Aufgaben zu erledigen. So liegt etwa die Inflation trotz der sehr großzügigen Geldpolitik, der günstigen Kreditkonditionen und der Abwertung des Euro immer noch unter dem Zielwert der EZB. Dazu trägt die vielerorts hohe Arbeitslosigkeit bei, die einem beschleunigten Lohnanstieg und damit einer Verteuerung der Produkte entgegensteht“, so Iannelli.
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