Angst vor der Rezession
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New York (GodmodeTrader.de) - Allein in den ersten 25 Minuten nach Bekanntgabe des Einkaufsmanagerindex (PMI) für die deutsche Industrie sank am Freitagmorgen die Marktkapitalisierung des DAX um über 16 Milliarden Euro. Was war passiert? Der PMI für das verarbeitende Gewerbe war um 2,9 Indexpunkte auf 44,7 gefallen, stärker als von Bankvolkswirten erwartet. Ein derart tiefes Niveau signalisiert Kontraktion, entsprechend negativ wurde die Nachricht von Marktteilnehmern aufgenommen, wie Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, in seinem aktuellen „Blick auf die Märkte“ schreibt.
Schaue man etwas genauer hin, ergebe sich in der Tat ein trübes Bild: Der Sub-Index für den industriellen Output, ein guter Frühindikator für die deutsche Industrieproduktion, deute auf eine der schwersten Schrumpfungen der letzten beiden Jahrzehnte hin. Die amtliche Statistik bestätige, dass der Output in den letzten Monaten dreimal in Folge gefallen sei. Der Abwärtstrend übertreffe sogar jenen während der Eurokrise. Der geglättete Wert der Vorjahresveränderung (die Zeitreihe sei sehr volatil, weswegen man sie üblicherweise glätte) erreiche inzwischen nahezu Größenordnungen wie während des Dotcom-Crashs der frühen 2000er Jahre. Insofern erschienen Rezessionsängste verständlich, heißt es weiter.
„Die Tatsache, dass der Dienstleistungsindex des PMI trotz eines leichten Rückgangs im März bei robusten 54,9 verharrt und damit unverändert Expansion signalisiert, verdeutlicht die Zweiteilung, die zurzeit für die deutsche Volkswirtschaft gilt. Während die Industrie unter der abgeschwächten globalen Dynamik ächzt, ausgelöst durch die Verlangsamung des Welthandels, schwächeres Wachstum in China und den USA sowie Sorgen um einen Handelskrieg, erfreut sich die Binnenwirtschaft bis auf weiteres guter Gesundheit. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Reallöhne entwickeln sich positiv“, so Lück.
In der Folge blieben Konsum und Dienstleistungen die Garanten dafür, dass eine Rezession für die Gesamtwirtschaft ausbleibe - vorerst. Denn angesichts der Vehemenz der gegenwärtigen Schrumpfung in der Industrie sollte es dort bald zu einer Stabilisierung kommen. Sonst bestünde durchaus die Gefahr, dass die Schwäche im verarbeitende Gewerbe mit seinem Wertschöpfungsbeitrag von rund einem Drittel auf die sonstigen Sektoren der Volkswirtschaft übergreife, die mit rund zwei Dritteln den größeren Teil ausmachten, heißt es weiter.
„Eine Besserung der Vorzeichen in der Industrie könnte etwa daher rühren, dass die Regierungen in China und auf Sicht auch in den USA wachstumsfördernde Maßnahmen ergreifen und dass Unsicherheiten wie Brexit oder Handelskrieg nicht mehr unendlich lange wie Damoklesschwerter über der Weltwirtschaft hängen. Die überraschend deutliche Stabilisierung beim Ifo-Index gestern Morgen darf diesbezüglich als Hoffnungszeichen gelesen werden. Der Markt preiste sie entsprechend ein“, so Lück.
Die Erwartung, dass nach der chinesischen Regierung auch die Trump-Administration versuchen werde, das Wachstum zu stimulieren, ergebe sich aus der Politökonomie. Im nächsten Jahr möchte der Präsident wiedergewählt werden, und eine zu stark an Fahrt verlierende Volkswirtschaft wäre dafür keine gute Voraussetzung. Trump werde also auf die Demokraten zugehen müssen, um sie für fiskalpolitische Maßnahmen zu gewinnen. Die Notenbank habe bereits Unterstützung geliefert, denn die bisher offiziell ins Fenster gestellten zwei Zinserhöhungen für 2019 seien gestrichen und sogar ein Ende der Bilanzverkürzung für September angekündigt worden, heißt es.
„Hintergrund dieses überraschend vorsichtigen Kurses dürfte sein, dass die Fed nun für 2019 nur noch ein BIP-Wachstum von 2,1 Prozent erwartet. Rechnet man den Sonderstimulus der Steuerreform heraus, bedeutet dies, dass auch die USA in diesem Jahr unter ihr Wachstumspotenzial rutschen“, so Lück.
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