Vorsicht vor vermeintlich "sicheren Häfen“
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Frankfurt (BoerseGo.de) - In den letzten fünf Jahren gab es gleich mehrere Markt-„Crashs“, die Wert vernichtet haben. Darunter habe das Vertrauen der Anleger in traditionelle Diversifizierung gelitten - viele Anleger seien mittlerweile ausgesprochen risikoscheu und suchen nach vermeintlich sicheren Häfen für ihr Geld, meint Wylie Tollette, Director of Performance Analysis bei Franklin Templeton.
In seinem aktuellen Marktbericht warnt Tollette vor der sinkenden Risikobereitschaft der Anleger. Denn in Wirklichkeit seien viele der „sicheren Häfen“ gar nicht so risikolos wie angenommen. „Das explosive Geldmengenwachstum hat den US-Dollar beispielsweise Inflationsrisiken ausgesetzt. Wann die Inflation anzieht, wissen wir nicht, doch wir müssen uns über die Folgen für unseren langfristigen Wohlstand im Klaren sein. Hinzu kommt der kräftige Aufwärtstrend lang laufender US-Staatsanleihen, eines weiteren mutmaßlich „sicheren“ Hafens, bei fallenden Zinsen. Angesichts extrem niedriger Zinsen, die vermutlich steigen werden, könnten Anleger mit Portfolios aus langfristigen Staatsanleihen allerdings auf niedrigen Zinsen sitzen bleiben und negative Renditen erzielen“, befürchtet Tollette.
Das risikofeindliche Anlegerverhalten manifestiere sich auch in einer Flucht in kürzerfristige Instrumente, die als Volatilitätsschutz wahrgenommen werden. Da der Wert verschiedener Vermögenswerte in den letzten Jahren infolge der Eurokrise gefallen sei, hätten große Anlegergruppen ihren Anlagehorizont verkürzt. „Doch die Anleger müssen sich auf die neue Realität einstellen und ihre Zeitschienen anpassen, wenn sie ihre Ziele erreichen und aus der „Zeithorizont-Arbitrage“ Kapital schlagen wollen. Für viele Aktien und auch für Immobilien und andere weniger liquide Instrumente können 20 Jahre ein vernünftiger Anlagehorizont sein. Das mag lang erscheinen, und ein Anleger erlebt in seinem Leben nicht viele 20-Jahres-Zyklen, doch Pensionsfonds und Regierungen müssen mehrere Generationen im Voraus planen. Anleger sollten sich der Anlagehorizonte auf jeden Fall bewusst sein – und auch der Frage, wie sie in ihren Anlagenmix passen“.
Ebenso wichtig sei, strategisch und taktisch zu diversifizieren. Für alle Anleger sei eine Mischung aus Diversifizierung und langfristiger Anlageperspektive ein besserer Ansatz zu erfolgreicher Ertragssicherung für die Zukunft als eine zu hohe Allokation in „sichere Häfen“, glaubt der Experte. „Die jüngsten Entwicklungen – als viele Anlagekategorien gleichzeitig an Wert verloren – wecken vielleicht Zweifel am Wert der Diversifizierung, doch langfristig bleibt sie ein wesentliches Werkzeug zum Risikomanagement“. Anleger müssten die „Bausteine“ ihrer Vermögensstrukturierung sorgfältig prüfen und die richtigen Referenzmaßstäbe anlegen, die künftigen Erfolg anzeigen – und nicht vergangenen. Gleich gewichtete Indizes und alternative Benchmarks sind womöglich bessere Indikatoren für künftiges Wachstum und Erträge.
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