Kommentar
06:46 Uhr, 23.11.2015

Vorhang zu für die Stop-Loss-Order!

Der Stop-Loss verschwindet. Die New Yorker Börse bietet in Zukunft keine Stop Orders mehr an. Sie folgt damit der Nasdaq. Eigentlich ein Skandal.

Erwähnte Instrumente

Die Nutzung von Stop Orders ist ein Auslaufmodell. Sobald Nasdaq und NYSE diese Orderart eingestellt haben, dürften es sich einige andere Handelsplätze ebenfalls überlegen nachzuziehen. Wenn man sich das genau überlegt, ist das ein Skandal. Wer direkt an der Börse handelt wird mehrerer Orderarten beraubt. Die Stop Order ist vermutlich die noch am ehesten genutzte, allerdings sollen auch andere Orderarten verschwinden. Zu diesen Orderarten gehört auch die GTC (Good-Til-Cancel) Orderart, bei der eine Order eingegeben wird, die solange im Buch steht, bis sie bedient oder gelöscht wird.

Persönlich denke ich nicht, dass es Dutzende Orderarten braucht. Einige Broker sind in ihrem Angebot recht erfinderisch und keiner weiß so genau, wofür die Ordertypen eigentlich gut sein sollen, aber einen Stop abschaffen? Ist schon ein starkes Stück.

Kümmern wird es die wenigsten. Der Chart zeigt, welche Ordertypen verwendet werden. Dabei zeigt der Prozentsatz an wie hoch der Anteil der einzelnen Orderarten an allen ausgeführten Orders war. Im Oktober waren 35% aller ausgeführten Aufträge IOC (Immediate-Or-Cancel) Aufträge.

Der Anteil der "anderen" Orderarten, zu denen auch der Stop gehört, ist sehr klein und befindet sich seit langem näher bei 0% als bei 1%. Das dürfte wohl der Grund für die Börsenbetreiber sein die Orderart abzuschaffen. Sie wird kaum genutzt - zumindest auf den ersten Blick nicht.

Die Statistik zeigt die Anteile der Orderarten an den ausgeführten Aufträgen. Ein Stop wird im Idealfall nur als Notbremse gezogen. Sinn eines Stops ist es nicht alle 5 Minuten zu ziehen, insbesondere, wenn man einen Zeithorizont von mehreren Tagen im Auge hat.

Die New Yorker Börse begründet ihre Entscheidung auch damit, dass sie Stop Orders für kontraproduktiv hält. Ist der Markt volatil, werden Stops abgeräumt. Das kann die Marktbewegung verstärken. Wenn man jedoch bedenkt, dass selbst im äußerst volatilen August 2015 kaum Stops gezogen haben, dann muss man an dieser Begründung zweifeln. Mir scheint es als dass es den Handelsplätzen darum geht ein paar Dollar an Kosten zu sparen...

Automatische Stops sind mitunter wirklich nicht die beste Möglichkeit zu handeln. Eine große Kurslücke nach Quartalszahlen führt dazu, dass ein Stop zu einem deutlich niedrigeren Kurs ausgeführt wird als beabsichtigt. Als Beispiel kann man sich die Aktie von Walt Disney vor Augen halten. Der Kurs eröffnete am Tag nach den Quartalszahlen mit einem Minus von 9%. Der Stop, der unter dem letzten, kurzfristigen Tief lag, hätte gar nichts gebracht. Die Aktie eröffnete 5% tiefer als der Stop. Die Verkaufsorder wäre dann bestenfalls mit einem Abschlag von 5% auf das Stop Loss Level ausgeführt worden.

Automatische Stops sind problematisch. Sie können große Verluste verursachen. Bei Walt Disney ging es in den folgenden Tagen tendenziell weiter bergab - bis zum Crash am 24.8. An diesem Tag sind sicherlich einige Stops abgeräumt worden. Im Tagestief verloren einige Einzeltitel wie Apple über 12%. Die Aktie schloss letztendlich mit einem Minus von 2,5%. Wer ausgestoppt worden ist und am Ende eigentlich wenig ohne Stop Loss verloren hätte, der ärgert sich.

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Persönlich finde ich Kursalarme sinnvoll. Sie machen Trader darauf aufmerksam, wann ein Stop Loss Level erreicht wird. Der Trader kann dann jedoch noch immer der Situation angemessen entscheiden, was das Beste ist. Für Anleger, die nicht rund um die Uhr verfügbar sein können, machen solche Vorgehensweisen wenig Sinn. Dann ist ein automatischer Stop Loss immer noch besser als überhaupt nichts. Die Abschaffung des Stops von Börsenbetreibern ist da kritisch.

Auf Stops wird wahrscheinlich trotzdem niemand verzichten müssen. Broker werden die Lücke gegen zusätzliche Kosten gerne füllen...

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7 Kommentare

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  • Gutschi
    Gutschi

    häh versteh ich das richtig,DER SL wird abgeschafft, dass bei jedem Seminar jeden Webinar und in Markttechnikbüchern erwähnt und drauf eingeprügelt wird, ihn zu benutzen??

    16:46 Uhr, 23.11. 2015
  • Sherry1
    Sherry1

    Einige Anbieter führen SL Orders nicht aus, wenn wichtige Finanztermine stattfanden und zur Auslösung geführt hätten. Als "langsamer" Trendfolger nutze ich SL Orders ganz gern als "Last Ressort" Maßnahme.

    12:44 Uhr, 23.11. 2015
  • HumphreyWeyden
    HumphreyWeyden

    Die Stop-Entry-Order am Ende einer Bewegung ist heikel, muss aber nicht scheitern. Die Stop-Loss-Order kann einem das Konto retten. Auch ein Hedging kann einem vor spontanen und überraschenden Verlusten schützen und z.B. die dann nötige Entscheidung in die eigene Präsenzzeit verlagern. Hedging auf einem Konto ist aber in den USA bereits seit Jahren sogar verboten !

    Ist das ein Muster ?? Kann ich mich richtig drüber aufregen ! Immerhin, eigene Software kann die Lücke füllen, ist unter Umständen aber eine Millisekunde zu spät dran :-)

    09:47 Uhr, 23.11. 2015
  • P_44
    P_44

    Hä, ticken die nicht mehr ganz richtig? Wie soll ich denn ohne S/L handeln? Man beobachtet ja nicht ständig die Kurse, kann man manchmal gar nicht, z.B. auf meiner Reise nach Nordkorea.

    08:42 Uhr, 23.11. 2015
  • Marco Soda
    Marco Soda

    Automatische Stops sind problematisch. Sie können große Verluste verursachen. Bei Walt Disney ging es in den folgenden Tagen tendenziell weiter bergab - bis zum Crash am 24.8. An diesem Tag sind sicherlich einige Stops abgeräumt worden. Im Tagestief verloren einige Einzeltitel wie Apple über 12%. Die Aktie schloss letztendlich mit einem Minus von 2,5%. Wer ausgestoppt worden ist und am Ende eigentlich wenig ohne Stop Loss verloren hätte, der ärgert sich.

    Das ist sicherlich richtig, nur wie viel beispiele gibt es , wo dies Szop order gut und richtig war Herr Schmale.Mein Eindruck a) Sie handeln " nur " Aktien " und kennen a) kein MM

    Ohne Stop kann man derivate nicht handeln !!!!!!!

    07:32 Uhr, 23.11. 2015
  • 0815
    0815

    Wer vernünftig Money und Risk Management betreiben möchte braucht dazu einen Stop. Wer meint das mit einem Alarm selbst im Griff zu behalten ok, ich bezweifle jedoch dass dies möglich ist. Es würde wohl die meisten dazu verleiten undiszipliniert und emotional zu handeln.

    07:18 Uhr, 23.11. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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