Vor der Wahl in der Türkei: Unsicherheit belastet Wirtschaft und Börse
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Zürich (GodmodeTrader.de) - Der Bombenanschlag in Ankara hat die Stimmung in der Türkei vor der Wahl am 1. November weiter aufgeheizt: Alle Parteien schieben sich gegenseitig die Schuld für das Attentat zu. Der Anschlag erhöht die Gefahr eines heimischen Dauerkonflikts und sorgt für zusätzliche politische Unsicherheit, wie Erdinç Benli, Fondsmanager und Co-Head Emerging Markets Equities bei GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Überraschenderweise habe die türkische Börse kaum reagiert, und auch die türkische Lira habe gegenüber dem US-Dollar nur wenig an Wert verloren. Dies zeige, wie sehr schlechte Nachrichten bereits eingepreist seien und dass sich die Anleger defensiv aufgestellt hätten, heißt es.
Der öffentliche Erwartungsdruck zur Bildung einer Regierungskoalition sei bei den bevorstehenden Wahlen viel höher als bei denjenigen im Juni. Je nach Ausgang der Wahlen seien die Auswirkungen für die türkische Wirtschaft und den Aktienmarkt unterschiedlich: Sollte die AKP ausreichend Stimmen erhalten um eine Ein-Parteien-Regierung bilden zu können, sei eine Erholungsphase wahrscheinlich. Es bestehe jedoch das Risiko, dass Erdogan weiterhin in politische Entscheidungen eingreife. Dies dürfte sich langfristig negativ auf die Anlegerstimmung auswirken, so Benli.
„Ausgehend von den jüngsten Meinungsumfragen wird das Wahlergebnis höchstwahrscheinlich auf eine Regierungskoalition hinauslaufen, was die marktfreundlichste Option wäre. Die Stabilität dieser Koalition ist jedoch längerfristig fraglich. Politische Differenzen werden von Zeit zu Zeit zu Rückschlägen im Markt führen. Die AKP ist für Ansichten anderer Parteien nicht hinreichend offen. Dabei wird entscheidend sein, welche Regierungsvertreter an für die Wirtschaft entscheidenden Schaltstellen sitzen werden…Sollte es nicht zur Bildung einer dauerhaften Regierung kommen, kann von einer weiter anhaltenden Konjunkturschwäche ausgegangen werden, womit die zunehmende Gefahr besteht, dass Ratingagenturen die Türkei herabstufen werden“, so Benli weiter.
Die politische Unsicherheit bereite Anlegern weiterhin Sorge: Türkische Aktien würden derzeit, in US-Dollar gerechnet, auf langjährigen Tiefstständen gehandelt, womit der türkische Aktienmarkt dieses Jahr zu den verlustreichsten gehöre und um rund 15 Prozent hinter den Erwartungen der gesamten Marktentwicklung der Emerging Markets zurückbleibe, heißt es weiter.
„Unserer Ansicht nach sind nun aber die negativen Nachrichten über sehr weite Strecken eingepreist. Der türkische Aktienmarkt handelt mit einem der größten Abschläge der letzten fünf Jahre gegenüber den anderen Schwellenländern. Sollte sich die politische Lage beruhigen, so dürfte sich dies auch positiv auf den türkischen Aktienmarkt auswirken. Wie uns die Geschichte lehrt, können solche Situationen für Anleger durchaus gute Kaufgelegenheiten bieten“, so Benli abschließend.
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