Fundamentale Nachricht
16:15 Uhr, 27.06.2019

Von wegen Entspannung im Handelsstreit: Trumps Plan B

Vor dem G20-Gipfel deutet sich im US-China-Handelsstreit Bewegung an. Beide Seiten haben sich offenbar auf einen "Burgfrieden“ geeinigt. Doch ist die vorgebliche Entspannung nur ein Potemkinsches Dorf? Trump hatte in einem Interview am Mittwoch noch ganz anders geklungen.

New York (Godmode-Trader.de) - Das Geschehen an den internationalen Kapitalmärkten steht ganz im Zeichen des anstehenden G20-Gipfels in Japan. Die Marktteilnehmer warten gespannt auf „Wasserstandsmeldungen” zum Treffen der Präsidenten der USA und Chinas. Hoffnungen auf das langersehnte Abkommen zur Beendigung des Handelsstreits lebten auf, als zur Wochenmitte Signale von amerikanischer Seite (US-Finanzminister Mnuchin) kamen, der „Deal” sei zu 90 Prozent in trockenen Tüchern.

Die USA und China haben sich laut der Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" auf einen „vorläufigen Waffenstillstand" in ihrem Handelskrieg und eine Wiederaufnahme der Verhandlungen geeinigt. Unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtete die Zeitung gemeinsam mit der US-Publikation "Politico", US-Präsident Trump habe zugesagt, die angedrohte Ausweitung der Strafzölle auf alle Importe aus China zu verschieben. Das sei Bedingung von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping für das geplante Treffen am Samstag in Osaka gewesen.

Gegenüber Fox Business Network aber sagte Trump am Mittwoch, dass zusätzliche US-Zölle auf Waren aus China erhoben würden, wenn bei seinem geplanten Treffen mit dem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping auf dem G-20-Gipfel in Japan keine Fortschritte beim Handelsabkommen zustande kämen. „Mein Plan B mit China ist es, Milliarden und Abermilliarden von Dollar pro Monat einzunehmen, und wir werden weniger Geschäfte mit ihnen (Anm. den Chinesen) machen“, sagte Trump im Gespräch mit Fox.

Das klingt dann schon weniger versöhnlich, zumal Trump zuvor bereits ankündigte, dass er Zölle auf die restlichen 300 Milliarden Dollar chinesischer Importe erhöhen würde, sollte ihm nicht gefallen, was er von Xi auf dem Gipfel am Wochenende in Osaka zu hören bekomme. „Mein Plan B ist vielleicht mein Plan A, mein Plan B ist, dass, wenn wir keinen Deal machen, ich die Zölle will, und vielleicht nicht von 25 Prozent, aber vielleicht von 10 Prozent", sagte Trump in dem Interview von Mittwoch. betonte, er mag China und Xi, fügte aber hinzu: „Sie haben uns so lange ausgenutzt. Sie entwerten ihre Währung auf Teufel komm raus“.

Der chinesische Staatschef Xi kommt mit einer Bürde im Gepäck nach Osaka. Die Konjunktur der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat sich im Juni weiter abgeschwächt, wie der Bloomberg Economics Indikator für Geschäftslage und Marktstimmung signalisiert. Insbesondere die kleineren, privaten Unternehmen, die das Rückgrat der Wirtschaft bilden, blicken skeptischer in die Zukunft.

Die Gespräche zwischen den Führern der beiden größten Volkswirtschaften der Welt markieren einen kritischen Zeitpunkt in ihrem seit mehr als einem Jahr andauernden Handelskrieg, und beide Seiten haben viel zu verlieren, wenn er weiter eskaliert. Ein detailliertes Handelsabkommen wird nicht erwartet, sagte ein hoher Beamter der US-Regierung am Dienstag der Nachrichtenagentur Bloomberg. Ziel des Treffens sei des vielmehr, einen Weg für ein finales Handelsabkommen zu finden, nachdem die Verhandlungen im vergangenen Monat gescheitert waren.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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