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13:34 Uhr, 19.11.2012

Vizechef der US-Bankenaufsicht will Basel III kippen

Düsseldorf (BoerseGo.de) - Nach Ansicht des Vizechefs der US-Bankenaufsicht FDIC, Thomas Hoenig, sind die geplanten internationalen Kapitalregeln für Banken in ihrer aktuellen Form nicht tragbar. Basel III sollte aufgegeben werden, forderte Hoenig im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ (Montag). „Das neue Regelwerk wird das Bankensystem nicht sicherer machen. Ich würde sogar behaupten, es wird es anfälliger machen“: Jede Nation wolle Ausnahmen haben, um die Regeln auf die Lage ihrer Banken zu Hause anzupassen. Zudem hätten große Banken gelernt, die Komplexität für sich auszunutzen. „Sie ermöglicht es ihnen, die Vorgaben auszuhebeln, den Einsatz von Fremdkapital heraufzufahren und die Profitabilität zu erhöhen". Der ganze Ansatz von Basel habe sich als von Anfang an falsch erwiesen, rügte Hoenig.

Die Kernidee von Basel sei, zu definieren welche Positionen in den Büchern der Banken risikoreich seien und welche nicht. Daraufhin werde bestimmt, wie viel Kapital die Banken halten müssten, um die Risiken verkraftbar zu machen. Das ergebe aber keinen Sinn, sagte der Ökonom. Die Risiken seien ständigen Veränderungen unterworfen. Das könne sogar über Nacht geschehen. Unter Basel I und II sei davon ausgegangen worden, dass bestimmte US-Hypothekenprodukte mit einem „AAA“-Rating sehr risikoarm seien. 2007/08 hätten diese plötzlich große Verluste produziert. „Dies war einer der Hauptgründe für den Ausbruch der Finanzkrise“.

Hoenig schlägt vor, das reale Kapital, das eine Bank tatsächlich zur Verfügung hat um Verluste abzudecken, als relevant zu betrachten. „Wir sollten bestimmen, mit wie viel realem Kapital das Geschäft einer Bank unterlegt ist“. Dies wäre der Risikopuffer einer Bank. Die Idee, die Posten in der Bilanz wie in Basel III nach Risiken zu bewerten, könne in die Risikoanalyse weiterhin einfließen. Hoenig schwebt eine Kapitalquote von mindestens zehn Prozent vor.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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