Vietnam: Das Virus verbreitet sich schneller als das Vakzin
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
New York (Godmode-Trader.de) - Wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich der Dritte. Im vorliegenden Fall ist das Vietnam. Das Land ist ein Gewinner des Handelskriegs zwischen den USA und China. Unter anderem, weil US-Firmen ihre Zulieferbasis außerhalb Chinas in Länder wie Vietnam verlagert haben, um die Zölle des damaligen Präsidenten Donald Trump zu umschiffen.
Doch die Freude währte nicht lange, die Corona-Krise trifft die vietnamesische Wirtschaft nun auch deshalb so hart, weil das Land zur neuen Werkbank der Welt aufgestiegen ist. Denn die ausländischen Firmen müssen nun darum kämpfen, ihre Waren unter Einhaltung der lokalen Beschränkungen weiter exportieren zu können.
Der letzte Stand vor Ort: Vietnams große Industrieprovinzen im Süden, Binh Duong und Dong Nai, haben ab diesem Mittwoch für weitere 15 Tage Ausgangssperren in zahlreichen Städten verhängt. Wie Bloomberg berichtet, will die vietnamesische Regierung der Impfung von Arbeitern in Fabriken nun oberste Priorität einräumen, von Samsung im Norden bis zu Intel und Bekleidungsfabriken in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Weite Teile des Landes befinden sich nun wieder in einem mehr oder weniger strengen Lockdown. Viele Unternehmen mussten ihre Produktion herunterfahren oder zeitweise sogar ganz aussetzen. Zwar nimmt die Impfkampagne langsam, aber sicher Fahrt auf, doch eine schnelle Entspannung ist nicht zu erwarten, die Viren verbreiten sich schneller als die Vakzine. „Der Neuausbruch kommt in einer Phase, in der die Wirtschaft des Landes eigentlich wieder an Schwung zugelegt hatte“, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. Immerhin habe die vietnamesische Wirtschaft im ersten Halbjahr trotz massiver pandemiebedingter Beschränkungen seit April noch ein Wachstum von 5,6 Prozent erzielt.
Ein Pfund der Wirtschaft bleibt der Außenhandel. Analysten erwarten hier einen Exportanstieg in diesem Jahr von im Schnitt 16 Prozent. Doch die Prognose birgt Abwärtsrisiken, aus den oben genannten Gründen.
Von den 53 Ländern im Bloomberg Covid Resilience Ranking befinden sich die fünf schwächsten in Südostasien, wobei Vietnam mit Platz 50 im Vergleich zum Vormonat um vier Plätze zurückgefallen ist. Nach Schätzungen von Natixis entfallen auf diese fünf Länder etwa sechs Prozent der weltweiten Exporte, zudem liefern diese unabdingbar wichtige Rohstoffe und Vorprodukte für die größten Volkswirtschaften der Welt, u. a. für die US-Halbleiterindustrie.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.